Trump sei Dank: Iranische Studenten weichen auf Bitcoin aus

Die Inklusion von Menschen ohne Bankzugang in die Finanzwelt gehört zu den Kernanliegen von Bitcoin & Co. „Banking the Unbanked“ wurde zum geflügelten Wort unter Zentralisierungskritikern. In Großbritannien studierende Iraner kommen nun in den zweifelhaften Genuss dieses Ur-Anwendungsgebietes von Kryptowährungen.

Christopher Klee
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Beitragsbild: Shutterstock

Einer der größten Nachteile des zentralisierten Bankwesens ist seine Anfälligkeit gegenüber regulatorischer Willkür. Das bekommen auch im Ausland lebende Iraner spätestens seit den im Oktober verschärften US-Sanktionen der Trump-Regierung zunehmend zu spüren.

In Großbritannien, wo anders als hierzulande horrende Studiengebühren anfallen, fürchten nun iranische Studenten um ihren Abschluss. Der Grund: Seit die US-Sanktionen die iranischen Banken immer stärker vom internationalen Finanzmarkt isolieren, sind Auslandsüberweisungen für die Iraner nahezu unmöglich. Wie der britische Guardian am 17. Dezember berichtete, läuft ein iranischer Jura-Student an der University of Reading nun Gefahr, aufgrund nicht gezahlter Studiengebühren sein Studenten-Visum zu verlieren.

Die Universität hat dem Studenten Parsa Sadat nun ein Ultimatum gestellt: Entweder er fliegt über Weihnachten zu seiner Familie und bringt die anfallenden 5.350 Pfund Sterling zu Beginn des kommenden Semesters mit oder er wird suspendiert. In der entsprechenden E-Mail heißt es im (übersetzten) Wortlaut:

„Dies sollte Ihnen hoffentlich genügend Zeit geben, um das Geld aus dem Iran nach der Weihnachtspause zurückzubringen. Wenn die Zahlung nicht bis zu diesem Datum eingegangen ist, werden Sie von Ihrem Kurs ausgeschlossen.”“

Kein Einzelfall

Sadat sieht sich dabei nicht als Einzelfall:

„Einer der anderen Schüler lässt seine Eltern kommen und Geld einbringen. Sie [die US-Sanktionen] treffen normale Menschen. Es ist im Grunde genommen eine wirtschaftliche Blockade“,

sagte er dem Guardian.

Der Betreiber der Iran-Nachrichtenplattform IranWire, Matt Rodda, bestätigt die missliche Lage der iranischen Studenten – und ihr Ausweichen auf Bitcoin & Co.:

„Sie benutzen Bitcoin und andere Kryptowährungen, um Geld zu erhalten.“

Beistand hat Sadat indes vom Labour-Parlamentarier Matt Rodda erhalten. In einem Brief an die Universität seines Wahlkreises (Reading East) ermahnt dieser die Hochschule in Anbetracht der politischen Lage zu mehr Flexibilität:

„Parsa ist ein Opfer von Mächten, die sich seiner Kontrolle entziehen. Ich möchte Sie bitten, die Flexibilität bei der Entgegennahme seiner Gebühren für das dritte Jahr in Betracht zu ziehen – und sei es nur aus Gründen des Mitgefühls.“

Der Appell scheint bereits Wirkung gezeigt zu haben: Die Universität hat eingeräumt, dass sich Sadat in einer außergewöhnlichen Lage befindet und will mit ihm gemeinsam nach einer Lösung suchen.

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