Überwachung TikTok-Betreiber gründen Blockchain-Unternehmen mit chinesischen Staatsmedien

Das Unternehmen hinter der App TikTok, ByteDance, hat eine Kooperation mit der Mediengruppe Shanghai Dongfang Newspaper verkündet. Ziel des Zusammenschlusses ist die Entwicklung von Blockchain-Anwendungen, die möglicherweise gegen Deepfakes eingesetzt werden könnten.

Moritz Draht
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Beitragsbild: Shutterstock

ByteDance, der Eigentümer der Social Media App TikTok, hat ein Joint Venture mit der staatlichen chinesischen Mediengruppe Shanghai Dongfang Newspaper gegründet. Durch die Zusammenarbeit sollen Geschäftsmodelle mit integrierten Blockchain-Anwendungen und KI-Technologie entwickelt werden, heißt es in einem Bericht von Bloomberg am 14. Dezember.

Das Joint Venture wurde am 10. Dezember mit einem Stammkapital von 10 Millionen Yuan (1,43 Millionen Dollar) gegründet. ByteDance hält 49 Prozent des Unternehmens, während der Rest im Besitz der chinesischen Mediengruppe ist. Konkrete Angaben zu spezifischen Anwendungen gibt es nicht, aber wahrscheinlich soll die Blockchain-Technologie gegen manipulierte Deepfake-Videos helfen.

Karaoke und Tanzvideos von Teenagern im Stile der Mini Playback Show: Die Welt von TikTok mutet jenseits der Pubertät etwas befremdlich und überdreht an. Für alle, die bei TikTok an Minzdragees denken: TikTok ist die derzeit beliebteste App für Kinder ab 13 Jahren. Über eine Milliarde Mal wurde die App bisher in 150 Ländern und in 75 Sprachen heruntergeladen. Auch in Deutschland verbreitet sich die App wie geschnitten Brot: 4,1 Millionen aktive Nutzer hat die App hierzulande monatlich. Doch so harmlos die App auf den ersten Blick wirkt, unter der schrillen Oberfläche verbirgt sich ein Nährboden für politischen Sprengstoff.

Datenspeicherung, Zensur und Spionage im harmlosen Gewand

Da wäre zum einen der Vorwurf der Zensur. TikTok-Betreiber ByteDance steht in Verdacht, ein staatstreues Verhältnis zur chinesischen Regierung zu pflegen, das sich an TikToks rigoroser Zensur von Protestvideos aus Hongkong zeigt. Die App soll entsprechende Inhalte, die Aufstände der Bevölkerung gegen die chinesische Regierung zeigten, systematisch gefiltert haben. Inhalte dringen somit erst durch den chinesischen Propagandafilter an die Öffentlichkeit und vermitteln ein realitätsverzerrtes Bild realer politischer Gegebenheiten.

Doch TikTok kann Inhalte nicht nur zensieren, es kann sie auch speichern. Neben Kontakt- und Anmeldedaten speichert die App den Standort der Nutzer sowie geteilte Bilder und Videos. Laut Washington Post sei TikTok daher die effektivste Waffe der chinesischen Regierung im globalen Informationskrieg und wahrscheinlich die perfideste, da sie sich unbemerkt in Kinderschlafzimmern verbreitet. Nach Angaben von ByteDance speichert das Unternehmen Informationen über US-Nutzer zwar ausschließlich in den USA, wodurch die chinesische Regierung keinen Zugriff auf personenbezogene Daten habe. US-Parlamentarier haben daran jedoch Zweifel angemeldet und sich unlängst wegen angeblicher Zensur für eine Sicherheitsüberprüfung von TikTok ausgesprochen. TikTok hat zudem das Interesse des US-Militärs geweckt, jedoch nicht wegen selbstinszenierter Tanzeinlagen. Das Militär nimmt die App unter die Lupe, um Sicherheitsmängel zu prüfen.

Eine Gefahr für Heranwachsende?

Ein weiterer Vorwurf lautet, dass TikTok die ideale Plattform darstelle, um Heranwachsenden ein gestörtes Selbst- und Fremdbild zu vermitteln. So wird TikTok von vornehmlich jungen Menschen als Bühne für Magersucht und andere psychische Störungen genutzt. Mit dem Hashtag #Ed (Eating Disorder, dt. Essstörung) versehene Videos werden unter Gleichgesinnten tausendfach geteilt und gelikt, wodurch die Betroffenen Bestätigung für ihr Verhalten finden.

Wie die Plattform Netzpolitik.org recherchierte, bannt TikTok zudem Videoinhalte, die Menschen mit Behinderungen sowie dicke und queere Menschen zeigen. Die Moderatoren der Plattform markieren entsprechende Videos und begrenzen somit ihre Reichweite. In durchschnittlich einer halben Minute bewerten die Moderatoren, ob ein Video Merkmale der Richtlinie „Downsyndrom“, „Autismus“ oder „entstelltes Gesicht“ aufweist und entsprechend markiert werden sollte. Laut ByteDance soll diese Vorgehensweise Personen vor Cyber-Mobbing schützen. Scheinbar greifen in diesen Fällen andere Schutzmaßnahmen als im Fall von Essstörungen.

Blockchain-Anwendung gegen Deepfakes?

Es ist zwar noch nicht klar, wie ByteDance und TikTok von der Blockchain-Technologie in Zukunft profitieren sollen. Ein möglicher Anwendungsfall könnte jedoch die Verifizierung von Daten digitaler Medien sein. So ließe sich die Technologie nutzen, um bestimmte Körperkameras zu testen, mit denen sich KI-generierte Deepfake-Videos verhindern ließen. Zudem bietet die Blockchain-Technologie eine umfassende Datenspeicherung, die von großem Interesse für TikToks Betreiber ist.

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