„Tether FUD“: Kraken meldet sich zu Wort

Nachdem Analysten von Bloomberg kürzlich aufgedeckt haben wollen, dass auf Kraken mit Tether Preismanipulationen stattfinden, meldete sich die Börse umgehend zu Wort. Auf ihrem Blog bestritten sie den Manipulationsverdacht und bezeichneten die Vorwürfe als „Tether FUD“. Die Argumentation kann nur bedingt überzeugen.

Phillip Horch
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Der Verdacht, den Bloomberg äußerte, bezog sich auf Wash Trading. Dieses Vorgehen beschreibt die Kontrolle beider Seiten von Transaktionen, um ein falsches Bild von Angebot und Nachfrage zu vermitteln. Das will die Nachrichtenagentur durch die Untersuchung von 56.000 Trades auf Kraken herausgefunden haben. Nachdem sie die Daten von Wirtschaftsexperten zur Analyse vorgelegt hatten, hieß es, dass alles darauf hindeute, dass es sich um Marktmanipulation durch Trading-Bots handele.

Einfluss kleiner und großer Order

Der erste Hinweis darauf war laut Bloomberg, dass größere Order kaum einen Einfluss auf die Kursbewegungen hatten, während kleinere Order dies taten. Kraken meldete sich nach diesem Vorwurf zu Wort:

„Preisschwankungen sind bei USDT normalerweise recht gering. Und noch wichtiger: Kleine Trades und große Trades werden zu keinen oder ähnlichen Änderungen im Preis führen, da es eine sehr viel größere Buy- oder Sell-Order im Orderbuch gibt, die nicht erfüllt wurde. Jeder, auch Bloomberg, kann diese Hypothese gerne überprüfen, indem er sich unsere Orderbücher anschaut und einen Trade in Auftrag gibt. Alle Daten sind öffentlich zugänglich […].“

Tether-Markt ist „winzig klein“

Das zweite Argument zur Verteidigung bezieht sich darauf, dass der USDT-Markt auf Kraken „winzig klein“ sei:

„So stolz wir auch darauf sein mögen, dass wir so ein hohes Ansehen in der Industrie haben, können wir leider nicht von uns behaupten, die Gebieter über den USDT-Kurs zu sein. Das wird eher von den Milliarden an USDT bestimmt, die über die BTC/USDT oder ETH/USDT auf anderen Plattformen gehandelt werden.

„Manipulation – Welche Manipulation?“

Das dritte „Argument“ – betitelt mit „Manipulation – Welche Manipulation?“ wirkt wenig überzeugend:

„Wir wissen von dem hohen Level an Vertrauen, das unsere Kunden in uns setzen, um ihre Assets zu verwalten und dafür, dass wir ihnen eine sichere Trading-Erfahrung bieten. Wir würden unseren Ruf nie aufs Spiel setzen, indem wir Manipulation auf unserer Plattform gewähren oder unterstützen.“

Um das zu bekräftigen, greifen sie das erste Argument ein weiteres Mal auf:

„Wie wir bereits erwähnt haben, muss man nur unser Orderbuch anschauen, um zu verstehen, warum Trades von unterschiedlicher Größe zu geringen bis gar keinen Änderungen in den Kursen führen. Wenn euch ein Orderbuch zu kompliziert ist, denkt an den Bestand in euren Supermärkten. Warum ändert sich der Preis der Avocados nicht jedesmal, wenn ihr eine in euren Korb packt?“

Im Anschluss daran verweist Kraken darauf, doch bei anderen Exchanges nach Wash Trading zu suchen:

„Wenn man nach potentiellem Wash Trading sucht, sollte man vielleicht anderswo schauen.“

Außerdem, so Kraken in ihrem Statement weiter, stelle USDT kein Bonitätsrisiko für Exchanges dar. Tether sei dahingehend kein anderes Asset als Bitcoin, Ether oder andere. Selbst wenn die von Kraken aufbewahrten Tether auf Null US-Dollar sinken würden, würde Kraken noch dieselbe Anzahl an Token an die Nutzer zurückgeben müssen, wie diese deponiert hatten. Schließlich argumentiert Kraken, dass der Vorrat an USDT bei Kraken „vernünftig scheine“. Dahingehend habe Kraken die Vorräte an Fiat zwischen Januar 2017 und April 2018 mit der Ausgabe an USDT verglichen. Man habe dabei eine positive Korrelation gefunden und daher „keinen Grund zu glauben, dass der Token-Vorrat künstlich aufgeblasen werde.“

Alles Zufall?

Eine Auffälligkeit, die Bloomberg dazu veranlasste, von Trading-Bots auszugehen, war die dritthäufigste Trading Order, die bei 13.067,389 USDT lag. Hierbei handelt es sich ob der Genauigkeit und Höhe um eine auffällige Zahl. Der Verdacht: Die Bots sind darauf programmiert, genau diese Order zu tätigen, um somit das Verhältnis von Angebot und Nachfrage künstlich zu verändern. Kraken rechtfertigte sich damit, dass man das überprüft hatte. Die Antwort des Traders: Die Order wurde „buchstäblich zufällig ausgewählt“.

Fazit

Es mag sein, dass Kraken nichts mit einer Preismanipulation zu tun hat. Es mag auch sein, dass gar keine Preismanipulation stattgefunden hat. Fest steht: Die Art von Kraken, diesen Konflikt zu „lösen“, zeugt nicht von Professionalität.

Das zeigen vor allem zwei Dinge:

  • Die Herangehensweise von Kraken ist sehr emotional. Zwar kann man verstehen, dass der Vorwurf des Wash Tradings Emotionen hervorruft – schließlich würde das insgesamt gegen die Börse sprechen. Das würde entweder bedeuten, dass die Sicherheit der Börse zu wünschen übrig ließe oder dass sie davon weiß und es toleriert. Doch die Argumentation leidet unter der emotionalen Herangehensweise stark und wirkt daher unprofessionell.
  • Denn: Der Hinweis, dass man „woanders“ schauen solle, wenn man nach Wash Trading suche, entkräftigt den Verdacht nicht. Auch das Statement, dass die verdächtigen Order „zufällig ausgewählt“ worden sei, kann nicht letztlich überzeugen. Starke Argumente sind das nicht, wenn man sie darauf bezieht, dass Bloomberg 56.000 Trades analysiert haben will.

Wünschenswert wäre hier eine zielgerichtete Aufklärung in Form eines Dialogs statt einer unsachlichen Diskussion.

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