Algo-Trading Numerai: Eine Plattform für algorithmische Bitcoin Trader

Vom großen Abverkauf wurden wenige Kryptowährungen verschont. Eine Ausnahme stellte dabei Numeraire dar. Trader, die long in Numeraire (NMR) gingen, haben über 200 Prozent mitnehmen können. Was also ist Numeraire und die dazu gehörige Plattform Numerai?

Dr. Philipp Giese
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Numeraire, ein Paradies für Quants und Krypto-Trader

Beitragsbild: Shutterstock

Mitte März war für den Krypto-Markt katastrophal. Der gesamte Markt musste Kursverluste im zweistelligen Bereich hinnehmen. Der gesamte Krypto-Markt? Nein, speziell die Kryptowährung Numeraire konnte sich gegen diesen Abverkauf wehren und deutliche Kurszuwächse verbuchen. Konkret konnte Numeraire ihren Kurs sogar fast verdoppeln:

Zwar sank auch erstmal Numeraire, konnte jedoch danach ordentlich aufholen

Wie konnte das kommen? An der Kryptowährung Numeraire wird es weniger liegen. Numeraire ist in erster Linie ein Token auf ERC20-Basis. Mit einem Handelsvolumen von wenigen 100.000 US-Dollar pro Tag und auf Platz 55 gemäß Marktkapitalisierung eine Kryptowährung, die eher unter dem Radar operiert. Doch in speziell Quant-Kreisen hat diese nun etwas von sich Reden gemacht.

Quants sind jene Trader, die auf Algorithmen vertrauen. Ziel ist, die Märkte der Welt mithilfe von künstlicher Intelligenz zu schlagen. Wichtig für Quants sind jedoch gute Daten: Möglichst aktuell, möglichst genau und möglichst gut strukturiert müssen sie sein, damit bei der Analyse oder dem Aufsetzen einer Handelsstrategie keine datenbasierten Fehler entstehen. Das Problem: Diese Daten sind größtenteils proprietär. Hier möchte nun Numerai helfen.

Die Plattform Numerai existiert seit 2015. Früher wie heute fühlte man sich bei der Plattform an Kaggle erinnert. Und ja, von außen betrachtet handelt es sich um eine Datenanalyse-Seite für Finanzmathematik. Der Fokus liegt auf der Nutzung von Machine Learning, prinzipiell könnte jedoch jemand probieren, ob er die Märkte mit anderen Techniken schlägt.

Numerai: Der Hedgefonds für die Massen

Ziel von Numerai ist das Aufsetzen eines komplett dezentralen Hedgefonds. Mitmachen kann prinzipiell jeder, der sich an den von Numeraire zur Verfügung gestellten Daten heranwagt. Also sind nicht nur Hedgefonds-Manager, sondern auch Machine-Learning-Spezialisten und alle mit einer gewissen Expertise und Affinität im Umgang mit Daten eingeladen, auf Daten zu schauen. Warum sollte ein Quant in spe das machen? Aus zwei Gründen: Erstens werden ihm gute Daten zur Verfügung gestellt. Der Hauptgrund jedoch ist, dass das Aufsetzen von profitversprechenden Modellen entlohnt wird.

Ein dezentraler Hedgefonds ist in sich erstmal ein Dilemma. Die Performance eines Hedgefonds hängt nicht einfach von der Expertise der Analysten, sondern vor allem von der Qualität der Daten ab. Nun steht man bald vor dem klassischen Vertrauensproblem: Wieso sollte eine Partei mit hochqualitativen Daten diese hochtalentierten Analysten zur Verfügung stellen? Der Analyst beziehungsweise der algorithmische Trader würde wohl eine bessere Rendite machen, wenn er diese Daten für sich und nicht im Auftrag eines Hedgefonds nutzt.

Numerai löst dieses Problem, indem es die Daten in verschlüsselter Form zur Verfügung stellt:

Die Daten von Numerai sind für Trader verschlüsselt

So kann Numerai hochqualitative Daten über die Situation an den Finanzmärkten zur Verfügung stellen, ohne dabei das Heft aus der Hand zu geben. Tatsächlich ist für Numerai als Hedgefonds das attraktive, auf diese Weise tausende von Analysten praktisch unter Vertrag zu haben. Umgekehrt können interessierte Datenanalysten mit einer großen Menge an Daten arbeiten. Sie machen das freilich nicht pro bono, sondern können daran Geld verdienen. Das geschieht über das Numerai Tournament.

Im Numerai Tournament werden die unterschiedlichen zuvor berechneten Handelsempfehlungen bewertet. Jede Woche findet ein derartiges Turnier statt, indem ein Abgleich der Realität und der vorgeschlagenen Modelle geschieht. Je besser ein Modell abschneidet, desto höher steigt es im Ranking – und damit die Chance, Geld zu verdienen.

Numeraire: Eine andere Form von Proof of Stake

Geld wird dabei nicht einfach als Preis ausgeschüttet beziehungsweise nicht in erster Linie. Anleger können Numeraire-Token stattdessen staken. Sie wetten quasi auf ihr Modell. Widerspricht die Realität dem Modell werden die Funds über einen Smart Contract verbrannt. Performt das Modell sehr gut wird der glückliche Trader ein paar NMR-Token reicher. Konkret wird überprüft, ob das präsentierte Modell die Marktbewegung vorhersehen konnte. Je größer die Korrelation, desto mehr NMR-Token kann man erhalten. Je negativer die Korrelation, desto mehr Numeraire geht dem Analysten verloren. Das bittere: Ein schlechter Tag kann einen alle NMR-Token im Stake kosten.

Damit jedoch nicht ein schlechter Tag Anleger sofort komplett aus dem Rennen wirft wird bis zum Abschluss einer Woche weiterhin so getan, als hätte man noch einen Stake. Sprich: Sollte ein Tag äußerst negativ ausfallen kann ein positiver Tag dafür sorgen, dass man doch wieder im Spiel ist. Wirklich abgerechnet wird jeden Donnerstag. Staker, die negativ abschneiden, verlieren ihren Stake. Umgekehrt werden 100.000 NMR auf die besten Staker aufgeteilt. Zusätzlich ist es möglich, über eine langfristig gute Position im Ranking weitere Bonuszahlungen zu erhalten.

Die gewonnenen NMR gehen an den eigenen Stake. Natürlich können Anleger diese aus ihrer Wallet ziehen und auf Börsen wie Uniswap umtauschen. Die Auszahlungsdauer beträgt jedoch vier Wochen.

Numeraire: Interessante Plattform für algorithmische Trader

Für Analysten kann Numeraire zweifellos eine sehr interessante Spielwiese sein. Gerade jene, die mit Plattformen wie Kaggle vertraut sind, werden sich schnell aufgehoben fühlen. Für Freunde von R ist ebenso erfreulich, dass die Dokumentation der Plattform nicht nur Python, sondern die Statistik-orinientierte Programmiersprache R berücksichtigt.

Ganz makellos kommt indes auch Numeraire nicht daher: Als erstes und wichtigstes ist dabei die vierwöchige Auszahlungsfrist zu nennen. Klar, sicherlich möchte man damit einem reinen Spekulationsmarkt entgegenwirken, jedoch hat es ein gewisses „Geschmäckle“, die gewonnenen Token so lange in der Hand von Dritten zu wissen.

Die Intransparenz der von Numerai zur Verfügung gestellten Daten ist zwar nachvollziehbar, aber auch unbefriedigend. Man weiß letztlich kaum, welcher Daten tatsächlich als Abgleich genutzt werden. Die Jury seitens Numerai ist so kaum überprüfbar, man hat keine Gewissheit darüber, ob die jeweils neuen Daten tatsächlich die der realen Märkte sind oder nicht.

Von den beiden Punkten abgesehen bleibt es eine spannende Plattform, die Lust aufs Experimentieren macht. Und wer Angst hat, sofort Geld einsetzen zu müssen: Trader können auch ohne Stake erstmal loslegen.

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