Do Kwon  “I Love Chaos” – Terra-Gründer blamiert sich auf Twitter

Nicht nur Terra liegt am Boden. Zig Investoren haben ihr Erspartes und Angelegtes verloren. Gründer Do Kwon fliegen nun ein paar alte Tweets und Interviews um die Ohren.

Moritz Draht
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Terra-Logo

Beitragsbild: Shutterstock

“I Love Chaos” – einer der vielen schlecht gealterten Tweets von Terra-Gründer Do Kwon, den er am 8. Mai veröffentlichte. Inzwischen wird immer deutlicher: Terra selbst versinkt im Chaos. Ob Do Kwon das mit seinem Tweet meinte, ist ebenso fraglich wie die Wiedergeburt von Terra. Jede Rettungsmaßnahme griff bislang ins Leere. Der Stablecoin UST – der Idee nach exakt einen US-Dollar wert – notiert aktuell bei zehn Cent. LUNA nicht mal mehr in der Nähe von einem Cent.

Terra steckt in der “Death Spiral”

Das, was sich bei Terra momentan beobachten lässt, ist das typische Muster einer “Death Spiral”: Jeder Versuch, das Ökosystem zu stabilisieren, endet in noch mehr Chaos. Um den Abverkauf von UST zu bremsen und damit den Preis wieder zu hochzudrücken, wird die Umlaufmenge LUNA momentan so drastisch erhöht, dass sie den Wert des Token völlig verwässert. Noch zu Wochenbeginn lag die Angebotsmenge bei 340 Millionen LUNA. Inzwischen liegt sie laut dem Analysedienst Messari bei 170 Milliarden.

Die enge Verzahnung zwischen dem Token LUNA und dem Stablecoin UST, die die Mechanik für einen monatelangen Aufwärtstrend bildete, wird jetzt zum Problem. Auf das Szenario eines Marktcrashs ist das algorithmische Stablecoin-System Terra nicht ausgelegt. Es braucht Wachstum. Als die Abverkaufswelle einsetzte, begann das Kartenhaus zusammenzubrechen – mit weitverzweigten Folgen für das gesamte auf Terra aufsetzende Ökosystem. Allein seit Montag ist der Total Value Locked nach Angaben von Defillama von 23 Milliarden auf aktuell 515 Millionen US-Dollar gesunken.

Die Geschichte wiederholt sich

Am Kryptomarkt sind massive Kursschwankungen nicht ungewöhnlich, und der gescheiterte Stablecoin kein Einzelfall. 2016 ereilte den ebenfalls algorithmisch abgesicherten Stablecoin NuBits (USNBT) das gleiche Schicksal wie heute UST. Von dem Preissturz erholte sich NuBits nicht. Nach einem kurzen Comeback kam es 2018 zum völligen Zusammenbruch. Heute ist NuBits Geschichte.

Fast schon vorausahnend liest sich ein weiterer Tweet von Do Kwon vom 8. Mai – wenige Tage vor dem Terra-Kollaps. “I wonder what baby Luna will think about my shitposts 18 years later”. Gute Frage. Um der Terra-Community auf den Zahn zu fühlen, müssen aber keine 18 Jahre verstreichen.

Zwischen Totalverlust und Existenzängsten

In den sozialen Kanälen häufen sich Kommentare enttäuschter und verzweifelter Terra-Investor:innen. Nicht wenige berichten vom finanziellen Ruin. Anders als bei “natürlich” strauchelnden Kryptowährungen, die sich erfahrungsgemäß erholen können, ist der Wert von LUNA im Zeitraffer gänzlich verpufft. Das Dilemma: Egal ob man jetzt verkauft oder wartet und bangt, am Ende dürfte der Totalverlust so oder so besiegelt sein.

Der Unmut vieler Anleger:innen ist daher verständlich. Auf Station.Terra läuft bereits eine Governance-Abstimmung unter der Fragestellung, ob Do Kwon ins Gefängnis wandern sollte. Eine zynische Abstimmung, die die Stimmung vieler Terra-Geprellter aber einfangen dürfte. Gefährlich wird es nur dann, wenn sich die Internetblase in der Realität mobilisiert. Laut Medienberichten ist Do Kwon bereits in seiner Wohnung gestalkt worden.

An dem Zorn, der sich gegen den Terra-Gründer richtet, trägt Do Kwon aber auch eine Mitschuld. Eben mit öffentlichen Kommentaren auf Twitter, die jetzt wie ein Bumerang zurückkommen. Viral geht aktuell ein Interviewausschnitt, der vor wenigen Tagen aufgezeichnet wurde, und in dem Do Kwon mit süffisantem Lächeln erklärt, dass “95 Prozent” aller Coins “sterben”. Nach einer kurzen Pause schiebt er hinterher: “Aber es ist auch unterhaltsam, Unternehmen sterben zu sehen”.

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