Antragswelle  Bitcoin ETF: Kommt der Ritterschlag noch dieses Jahr?

Das Thema Bitcoin ETF nimmt in den USA wieder Fahrt auf. Sogar die größten Krypto-Vermögensverwalter Grayscale und Galaxy Digital erwägen, ihre Bitcoin-Einlagen in einen ETF zu überführen. Was hinter der neuen ETF-Antragswelle steckt und welchen Einfluss ein Bitcoin ETF auf den Kurs nehmen kann.

Sven Wagenknecht
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Bitcoin ETF wird durch Bitcoin Münze und Würfel dargestellt.

Beitragsbild: Shutterstock

Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht ein neuer Bitcoin-ETF-Antrag bei der amerikanischen Wertpapieraufsicht SEC eingereicht wird: Das Wettrennen um die Königsklasse der börsengehandelten Fonds hat eine neue Dynamik erreicht. Inzwischen befinden sich über acht Anträge im Zulassungsverfahren. Darunter sind namhafte Kandidaten wie Fidelity Investments oder VanEck.

Bitcoin ETF: Ein Anachronismus mit Kurspotential

Krypto-Enthusiasten mögen die Bemühungen um einen Bitcoin ETF nicht verstehen. Schließlich wird ein fortschrittlicheres Medium, ergo Token auf einer Blockchain, gegen ein urkundlich verbrieftes Wertpapier eingetauscht. Dies ist nicht nur teurer als der Bitcoin-Direkterwerb, auch gehen damit zum Teil steuerliche Nachteile sowie eine eingeschränkte Handelbarkeit einher. Nichtsdestotrotz sind die Vorbehalte vieler Investoren gegenüber Token und Wallets so groß, dass sie die bequeme Einbuchung ins Wertpapierdepot bevorzugen. Auch sind manche institutionelle Investoren auf die klassischen Verbriefungen angewiesen. Entsprechend hoch sind die Handelsvolumina von verbrieften Bitcoin-Derivaten wie Futures oder Zertifikaten wie Bitcoin ETNs.

Doch auch wenn man sich selbst nicht zu der Anlegergruppe zählt, die ein Bitcoin-Investment über das Wertpapierdepot bevorzugt oder aus regulatorischen Gründen darauf angewiesen ist, gibt es guten Grund, auf eine Bitcoin-ETF-Zulassung durch die SEC hinzufiebern. Schließlich würden dadurch viele neue Anleger in den Markt drängen und die Marktkapitalisierung von Bitcoin nach oben katapultieren. So zumindest die Hoffnung, die ihren Ursprung in den ersten Gold ETFs findet. Nachdem 2003 der erste Gold-ETF herausgegeben wurde, haben sich Gold ETFs zu sehr beliebten Anlageprodukten entwickelt. Allein der größte amerikanische Gold ETF (SPDR Gold Trust) besitzt eine Marktkapitalisierung von knapp 60 Milliarden US-Dollar.

Bitcoin ETF noch im April?

Der erste Bitcoin ETF wurde bereits 2013 von den Winklevoss-Brüdern beantragt. Relativ schnell wurde dann allerdings klar, dass ein Bitcoin ETF zu dieser Zeit noch keine Chance auf Zulassung hatte. Vor allem der Aspekt, dass es keinen regulierten beziehungsweise gut zu kontrollierenden Handel gibt, war der amerikanischen Aufsichtsbehörde ein Dorn im Auge. Nun, acht Jahre später, ist das Bitcoin-Ökosystem nicht mehr wiederzuerkennen. Vertrauenswürdige Intermediäre wie Börsen oder Verwahrer können inzwischen sehr wohl einen sicheren Handel von Bitcoin ermöglichen.

Dass inzwischen eine regelrechte Antragsflut bei der SEC eingeht, zeigt, dass die Chancen von den Wall-Street-Insidern als inzwischen relativ hoch eingeschätzt werden. Anders wäre es nur schwer zu erklären, dass viel Zeit und Geld in die börsengehandelten Indexfonds mit Bitcoin-Basiswert fließen. Dennoch ist es kaum möglich, eine verlässliche Aussage über das Zulassungsdatum und den erfolgreichen Kandidaten zu geben.

Eine Einschätzung, wie sie viele Analysten teilen, kommt von dem ETF-Experten Todd Rosenbluth. Gegenüber CNBC schätzt er, dass ein Bitcoin ETF innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre von der SEC zugelassen wird. Auch geht er davon aus, dass es zur Zulassung mehrerer Bitcoin ETFs kommt, ergo die Behörde nicht nur einen glücklichen Gewinner auswählt. Die frühestmögliche Bitcoin-ETF-Zulassung ist am 29. April. Dann muss sich die SEC entscheiden, ob sie den ETF-Antrag von VanEck genehmigt oder ablehnt. Es ist allerdings auch nicht unwahrscheinlich, dass die SEC die Antragsfrist weiter verlängert und somit eine finale Entscheidung aufschiebt.

Der Druck auf die SEC wächst

Dass es nicht mehr lange dauert, dafür sprechen auch die Aussagen der SEC-Kommissarin Hester Peirce. So erklärte sie gegenüber Forbes, dass es nicht im Interesse der Aufsichtsbehörde sein kann, wenn Investoren in unregulierte Produkte, anstatt einen ETF, investieren. Aus Verbraucherschutzsicht und um letztlich die Kontrolle über die Bitcoin-Bestände zu haben, spricht einiges dafür, dass die SEC nicht mehr lange warten möchte. Schließlich ist es nicht im Interesse des Staates, wenn die Investoren selbst ihre Private Key verwahren.

Zudem gehen der SEC langsam die Argumente aus, die Anträge immer wieder abzulehnen. War es in den letzten Jahren ein leichtes, die Anträge von Krypto-Entrepreneuren ins Leere laufen zu lassen, ist es mit Schwergewichten wie Fidelity Investments nicht mehr der Fall. Die Antragssteller sind inzwischen mächtige Finanzplayer, die sich regulatorisch hervorragend auskennen und über formelle wie informelle Wege, im Sinne von Lobbyarbeit und Netzwerk, verfügen, um ihre Interessen durchzusetzen.

Gleichzeitig zeigt Kanada, dass es bereits gut möglich ist, einen Bitcoin ETF mit hohen Standards zu genehmigen. So hat Kanada bereits im Februar dieses Jahres einen ersten Bitcoin ETF zugelassen. Dieser wird an der Toronto Stock Exchange (TSX) gehandelt und ist stark nachgefragt. Als weltweit wichtigster Finanzplatz wird die USA sicherlich nicht mehr lange dabei zuschauen, wie in anderen Jurisdiktionen Bitcoin ETFs auf den Markt kommen, die sich über Milliarden an frischem Kapital freuen können.

Und was ist mit Europa?

Manch einer stellt sich sicherlich die Frage, warum es denn nicht auch Bitcoin ETFs aus Deutschland und der EU geben kann. Hierzulande ist es leider untersagt, einen ETF mit nur einem Rohstoff beziehungsweise Basiswert herauszugeben. Entsprechend gibt es auch keinen deutschen oder europäischen Gold ETF.

An dieser Stelle zeigt sich eine fragwürdige Regulierung. Aus vermeintlichem Verbraucherschutzinteresse wird bei ETFs eine Diversifikation vorgeschrieben, die lediglich dazu führt, dass ETF-Substitute wie Schuldverschreibungen, ergo Bitcoin ETNs, herausgegeben werden, die wiederum einen geringeren Verbraucherschutz besitzen als ETFs. Schließlich sind diese als Schuldverschreibungen reguliert und weisen damit ein Emittentenrisiko aus, das es bei Bitcoin ETFs nicht gibt. Zwei deutsche Bitcoin ETNs, die an der Deutschen Börse Xetra gehandelt werden, sind unter anderem der BTCetc (Bitcoin Exchange Traded Crypto) von der ETC Group und der Vectors Bitcoin ETN von VanEck.

Welchen Effekt wird ein amerikanischer Bitcoin ETF auf den Kurs haben?

Wenn es zu einer Zulassung seitens der SEC von Bitcoin ETFs kommt, dann ist es durchaus realistisch, dass diese innerhalb von 12 Monaten zusammen auf einen zweistelligen US-Dollar-Milliardenbetrag an Marktkapitalisierung kommen. Die Unterstützung für den Bitcoin-Kurs wäre spürbar, aber auch nicht exorbitant. Der positive Einfluss auf den Kurs dürfte eher bei 10, als bei 100 Prozent liegen. Auch wenn Krypto-Enthusiasten einem Bitcoin ETF nicht viel abgewinnen können, können diese eine wichtige Brückenfunktion übernehmen. Zumal mögliche Bitcoin-Verbote, auch wenn diese in den USA nicht zu erwarten sind, damit noch unrealistischer werden. Die positive Signalwirkung könnte am Ende des Tages nicht weniger Wert sein, als der unmittelbare und effektive Mittelzufluss in Bitcoin.

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