Strategiewechsel Neufund – zu Tode reguliert?

Die STO-Plattform Neufund wird vorerst keine Security Token Offerings mehr durchführen. Das Berliner Start-up fühlt sich hierzulande von der BaFin mehr drangsaliert, denn reguliert.

Christopher Klee
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Beitragsbild: Shutterstock

Das deutsche Blockchain-Start-up Neufund wird keine weiteren Security Token Offerings (STO) durchführen. Als Grund für die Einstellung des Projekts führt das Unternehmen vor allem das regulatorische Umfeld in Deutschland an. In einem Blog Post auf Medium erklärt Neufund, dass man sich nun gänzlich der Entwicklung neuer Produkte widmen wolle.

Heute geben wir bekannt, dass wir uns entschieden haben, unser Projekt des Equity Token Offering beiseite zu legen und die bevorstehenden Fundraising-Kampagnen zu unterbrechen. Wir haben uns verpflichtet, all unsere Zeit und Ressourcen auf die Entwicklung neuer Produkte zu konzentrieren. Wir sind zuversichtlich, dass wir mit der Einführung unseres neuen Produkts neue Möglichkeiten eröffnen und unseren Investoren und der Community weiterhin einen Mehrwert bringen werden.

Auch wenn vorerst keine weiteren STO vorgesehen sind, sollen Investoren, die sich an bisherigen Neufund-Projekten beteiligt hatten, weiterhin über ihre Token verfügen können. Bislang hat Neufund drei Security Token Offerings (im Unternehmenssprech: Equity Token Offerings) durchgeführt.

Dreimal STO, zweimal Zankapfel Wertpapierprospekt

Das erste STO erfolgte in eigener Sache. 2017 sammelte Neufund in seiner ersten Finanzierungsrunde 12,6 Millionen Euro ein. Investoren erhielten dafür Einheiten des Security Token Neumark (NEU), der die Mitinhaberschaft an der Plattform inklusiver diverser Genussrechte repräsentiert. Beispielsweise erfolgte bei den folgenden (beiden) STO eine Ausschüttung in Höhe von drei Prozent des aufgenommenen Kapitals in Ether (ETH) oder Euro. Zudem erhielten die NEU-Holder zwei Prozent der Menge der Security Token, die bei einem STO herausgegeben wurden.

Sein zweites STO beziehungsweise „ETO“ führte Neufund ein Jahr später für seine Muttergesellschaft Fifth Force GmbH durch. Das STO für „FTH“ war von Querelen mit der Bundesaufsicht für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) begleitet, die das Verhältnis zwischen dem Berliner Start-up und der Behörde nachhaltig bestimmen sollten. Da Neufund mit FTH ursprünglich auch Privatanleger und Kleininvestoren erreichen wollte, forderte die BaFin – die den Token als klassisches Wertpapier einstufte – einen Börsenprospekt, wie er beim traditionellen Börsengang (IPO) erforderlich ist.

Die Erstellung eines Wertpapierprospekts geht jedoch mit Kosten einher, die im sechstelligen Bereich liegen können. Neufund sah sich gezwungen, das STO für FTH durch eine Mindestanlage von 100.000 Euro nur institutionellen Investoren zugänglich zu machen.

Vermeintliche Bewilligung erzürnt FMA

Sein drittes und vorerst letztes STO wollte sich Neufund nicht mehr von der Bafin verhageln lassen. Doch entschied sich Neufund beim STO für Greyp, einem kroatischen E-Bike Hersteller, nicht etwa dafür, die Bafin mit einem Wertpapierprospekt zu befrieden. Vielmehr wählte das Start-up den Umweg über Liechtenstein, in der Annahme, die GREYP-Token auch Kleinanlegern zugänglich machen zu können. Durch kreatives Wording suggerierte Neufund seinerzeit in einer Pressemitteilung, dass das GREYP-STO von der Liechtensteiner Finanzmarktaufsicht FMA abgesegnet wurde.

Die FMA war „not amused“: Von einer Bewilligung hätte keine Rede sein können. Die Behörde hätte Neufund lediglich bestätigt, dass das STO nach liechtensteinischem Recht keiner Regulierung unterliege. Neufund veröffentlichte daraufhin eine Richtigstellung des Sachverhalts.

Die BaFin gab sich davon unbeirrt: Da das Angebot von GREYP auch deutsche Investoren erreicht, habe Neufund beziehungsweise Greyp Bikes die Pflicht zur Erstellung eines Wertpapierprospekts verletzt. Nichtsdestotrotz sammelte das GREYP-STO über 1,4 Millionen Euro von mehr als 1.000 Investoren ein.

(Neu)Funds: Safu

Für die Holder der Security Token auf der Plattform soll vorerst alles beim alten bleiben – wenn auch ohne Bonus durch neue STOs :

Inhaber von Token haben das alleinige Besitzrecht auf ihre Wallets und damit auf die Token. Sie können die Token verwenden, um Auszahlungen einzuziehen und ihre Rechte als Token-Inhaber wahrzunehmen. Die Post-Investment-Aktivitäten sind noch im Gange, und wir arbeiten hart daran, das Produkt benutzerfreundlicher zu gestalten.

heißt es in dem Blog Posting, in dem Neufund seinen Rückzug aus dem STO-Sektor verkündet. Offen bleibt, wohin die Reise für Neufund als nächstes geht – und ob das Berliner Start-up und die BaFin jemals zusammenfinden werden.

Update: In der ursprünglichen Version des Artikels war in Bezug auf das Greyp-STO von einem Funding in Höhe von 400.000 Euro anstatt 1,4 Millionen Euro die Rede.

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