Litecoin (LTC) überbewertet? Charlie Lee wehrt sich

Litecoin-Erschaffer Charlie Lee verteidigt seinen Coin (LTC) gegen bearishe Prognosen. Lee sieht diese als Teil einer konzertierten Aktion von Hedgefonds, die auf fallende LTC-Kurse setzen. Auf Twitter hat Lee nun versucht, die Argumente der LTC-Kritiker zu entkräften.

Christopher Klee
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Beitragsbild: shutterstock

Ist eine Verschwörung gegen Litecoin im Gange? Charlie Lee sieht seine Erfindung massiver Kritik ausgesetzt. Er vermutet dahinter eine abgesprochenen Versuch der Kursmanipulation. Die vermeintlichen Übeltäter seien Einzelpersonen und Fonds, die entweder LTC short-selling betreiben oder den Litecoin als Bedrohung empfinden. Auf Twitter setzte sich Lee nun in einem 11-teiligen Tweet mit der Argumentation der Gegenseite auseinander.

Der Aufbau von Lees Tweets lassen vermuten, dass sie einem bestimmten Artikel antworten: Einem Beitrag von Krypto-Hedge-Fund Multicoin. In dem Beitrag mit dem Titel „Debunking Market Narratives: Litecoin Edition“ lässt der schreibende Manager Tushar Jain kein gutes Haar an Litecoin.

Die Kritik: Litecoin Profiteur falscher Narrative

Jain hält den Litecoin für ein „Relikt” aus prä-Smart-Contract-Zeiten, dessen Alter häufig als Zeichen von Wert missverstanden werde. LTC profitiere von verschiedenen Narrativen, die LTC-Anhängern einen fehlgeleiteten Blick auf die Realität (des Martkes) verschafften. Jain macht dabei vier Haupt-Narrative aus, die den Litecoin ungerechtgfertigterweise nachgesagt werden.

1. Litecoin als Tauschmittel

Die erste Mär, die Jain entlarven will, ist jene von der Funktionalität Litecoins als Tauschmittel („Medium of Exchange“, MoE). So sei es eine weit verbreitete Auffassung, dass sich Litecoin durch niedrige Transaktionsgebühren und höhere -geschwindigkeiten besser als Tauschmittel eigne als die Mutterwährung Bitcoin; nicht zuletzt, weil Händler LTC wegen dieser Vorteile bevorzugten.

Jain hält dagegen, dass Litecoin damit keineswegs über ein Alleinstellungsmerkmal verfügt. So gebe es im MoE-Bereich starke Konkurrenz, namentlich durch das Lightning-Network und Bitcoin Cash. Auch das gesamte Ethereum-Ökosystem sei unter dem MoE-Aspekt als Konkurrenz zu betrachten. Zudem seien die Transaktionsgebühren bei Bitcoin stark gesunken.

Das Argument, dass Händler den Litecoin gegenüber anderen Kryptowährungen bevorzugen, will Jain entkräften: Wenn Händler Kryptowährungen akzeptierten, sprechen sie sich damit nicht für oder gegen einen bestimmten Coin aus. Sie nehmen vielmehr den Service von Zahlungsdienstleistern in Anspruch, die generell verschiedene Coins akzeptierten.

2. Litecoin als Wertaufbewahrungsmittel

„Wenn Bitcoin Gold ist, dann ist Litecoin Silber“: Dies sei eine weitere Fehleinschätzung der LTC-Gemeinde. Man wolle damit ausdrücken, dass Litecoin eine Funktion als Wertaufbewahrungsmittel innewohnt.

Jain hält den Vergleich von Kryptowährungen mit Edelmetallen für problematisch. So gebe es für Silber konkrete Anwendungen in der Industrie, was Litecoin nicht von sich behaupten könne. Ferner unterscheide sich LTC nicht hinreichend von der Konkurrenz, was auf längere Sicht die Marke Litecoin „erodieren“ werde.

3. Litecoin als Bitcoins Testnet

Das LTC-Netzwerk soll in den Augen seiner Anhänger auch eine Daseinsberechtigung als Versuchslabor für Bitcoin haben. So werden Updates wie SegWit oder das Lightning Network in der Regel rascher implementiert als im BTC-Netzwerk.

Jain relativiert auch dieses Argument. Es sei „unsinnig“ für Bitcoin, ein drei Milliarden-US-Dollar-(Marktkapitalisierung von LTC)-teures Testnet zu unterhalten. Die Annahme, dass BTC-Hodler auf freiwilliger Basis BTC in LTC tauschen würden, um das Testnet zu unterstützen, sei „lächerlich“. Darüber hinaus bezweifelt Jain die Innovationskraft von LTC. So sei nicht einmal aus der Ecke der Litecoin-Bullen zu vernehmen, dass der LTC irgendwann einmal einen neuen, unabhängigen Weg einschlagen wird. Das Testnet-Argument sei daher kein Investment Case, sondern basiere auf einem falschen Narrativ, das vermutlich durch fehlende Bitcoin-Alternativen zurückgehe.

4. Litecoins Zunkunftsfähigkeit

Jain unterstellt der LTC-Gemeinde noch eine weitere Verirrung: Nämlich die Annahme, dass sich die niedrigen Transaktionsgebühren auch in Zukunft aufrecht erhalten lassen. Jain hält das jedoch für unrealistisch. Die Transaktionen würden wegen der periodischen Halbierung der Block Rewards immer teurer werden. Das sei zwar auch beim Bitcoin der Fall, allerdings versuche dieser auch nicht, sich durch niedrige Transaktionsgebühren abzuheben. LTC werde schon 2028 an seine Grenzen stoßen, wenn die Zahl der Transaktionen nicht mehr mit dem Sicherheitmechanismen des Netzwerks und günstigen Transaktionsgebühren vereinbar sei:

“Wenn die Litecoin-Gemeinschaft das gegenwärtige Narrativ “Geschichte der billigen Transaktionen” (derzeit 0,0008 LTC pro Transaktion) beibehalten will, wird die Anzahl der notwendigen Transaktionen zur Aufrechterhaltung der Sicherheit des Netzwerks die Kapazität des Netzwerks zur Verarbeitung dieser Transaktionen übersteigen.”

Es sei außerdem ein Warnsignal, dass Charlie Lee im Dezember 2017, also zum Höhepunkt des Krypto-Hypes, alle von ihm gehaltenen LTC veräußerte:

„Ein Gründer, der seinen gesamten Besitz verkauft, ist eine massive rote Fahne. Lee nannte Gründe wie Dezentralisierung, finanzielle Distanz und andere Interessenkonflikte für seinen Verkauf. Trotz seiner Absichten gibt es jetzt eine Fehlausrichtung der Anreize, die seine Motivation zur Weiterentwicklung des Protokolls verringert. Um dieses Ziel besser zu erreichen, hätten wir uns gewünscht, dass er seine Bestände zeitlich begrenzt oder zur Finanzierung der weiteren LTC-Entwicklung verwendet hätte.“

Jain schließt seine Analyse mit einem düsteren Ausblick für LTC:

“Litecoin wurde in den letzten 52 Wochen zwischen 41 US-Dollar und 358 US-Dollar gehandelt. Mit einem Kurs von ca. 50 US-Dollar halten wir LTC für deutlich überbewertet. Angesichts des Fehlens einer tragfähigen Investitionsthese, nicht vorhandener positiver Katalysatoren und starker negativer Katalysatoren erwarten wir, dass LTC im Kryptomarkt weiterhin deutlich underperfomen wird”

Hier ist auch der Wunsch Vater der Prognose. Macht Multicoin doch keinen Hehl daraus, LTC zu shorten, sprich: Der Hedgefonds spekuliert auf einen fallenden LTC-Kurs.

Charlie Lee schießt zurück

Aus diesem Grund tut Charlie Lee den Artikel von Multicoin auch als von interessierter Seite kolportiertes FUD-Geschwafel ab. In einer elf Tweets langen Verteidigungsrede bedient er sich eines ähnlichen Formats wie Jain. Wo dieser seine Argumentation nämlich in Narrativ (hier: das Wunschdenken der LTC-Fans) und Analyse unterteilte, nennt Lee zu erst die FUD-Aussage und dann seine Gegenargumentation („TRUTH“).

Dem von Jain postulierten Mangel an Alleinstellungsmerkmalen bei LTC setzt Lee entgegen, dass Litecoin über eines der sichersten Netzwerke verfüge. Die Sicherheit gewährleisteten ASIC-Miner im Wert von über 150 Millionen US-Dollar, ferner beherrsche LTC den Scrypt-Mining-Markt.

Auch Jains Argument, LTC könnte durch neue Lösungen zur Skalierbarkeit von Bitcoin, allen voran das Lightning Network (LN), osbolet werden, lässt Lee nicht gelten: Viele LN-Clients unterstützten bereits LTC, weil sie um dessen Wert wüssten. Ferner sei es durch Atomic Swaps möglich, dass LTC und BTC im Lightning Network miteinander kompatibel seien.

Zu der Aussage, dass LTC als Bitcoin-Testnet keine 3 Milliarden US-Dollar wert wäre, entgegnet Lee:

“Selbst wenn Litecoin ausschließlich als Bitcoin-Testnet fungieren würde, könnte man dessen Wert niemals in absoluten Zahlen ausdrücklen. Man muss es zu Bitcoin ins Verhältnis setzen. Marktkapitalisierung von LTC beträgt lediglich drei Prozent der BTC-Marktkapitalisierung. Das ist überhaupt nicht viel.”

Eine Verschwörung gegen Litecoin?

Lees Tweetstorm, halb Argumentation, halb LTC-Werbeveranstaltung, schließt mit seiner Antwort auf Jains Vorwurf, er hätte seine Schäfchen im Dezember 2017 ins Trockene gebracht und schere sich seitdem nicht mehr um Litecoin. Dem entgegnet Lee:

“Ich arbeite Vollzeit für Litecoin und konzentriere mich dabei auf die Litecoin-Adaption. Der Beweis: Die Tatsache, dass ich Zeit dafür aufwende, diese elf Tweets zu verfassen!”

Zum Schluss schart Lee noch seine Gemeinde um sich:

“Litecoin hat außerdem die stärkste Krypto-Community”

Auch wenn Lee sich nie explizit auf Jain bezieht: Seine Replik bezieht sich offensichtlich auf den Multicoin-Artikel. Ob ein kritischer Artikel ausreicht, um wie Lee von einer „konzertierten Aktion“ zu sprechen, bleibt derweil fraglich.

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