Julian Hosp zu Mikrotransaktionen: „Die Nutzerfreundlichkeit ist der Knackpunkt“

Dr. Julian Hosp zählt zu den bekanntesten Köpfen in der deutschsprachigen Bitcoin- und Blockchain-Community. Mit seinen zahlreichen Vorträgen, Büchern und YouTube-Beiträgen hat er sich zum Ziel gesetzt, die Menschen „cryptofit“ zu machen. Entsprechend gehört auch er zu der Gruppe der Publisher, ergo Verlage, Medienplattformen oder Blogger, die Inhalte produzieren, um sie der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In diesem Kontext stellt sich die Frage, wie Kryptowährungen und Blockchain-Lösungen das Verlagswesen zukünftig verändern können. Wir haben nach seiner Einschätzung gefragt und über die Chancen von Mikrotransaktionen gesprochen.

Sven Wagenknecht
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Beitragsbild: I-Unlimited / Julian Hosp

BTC-ECHO im Interview mit Julian Hosp: zur Zukunft des Content Publishing.

BTC-ECHO: Auch du veröffentlichst regelmäßig Medieninhalte, seien es Bücher oder YouTube-Videos. Wo siehst du in diesem Zusammenhang Prozesse und Schnittstellen, die die Blockchain-Technologie verbessern können?

Julian Hosp: Ich glaube, dass die Nutzer einfach kein Abo mehr abschließen wollen, aber nach wie vor an den Inhalten interessiert sind. Dafür können Blockchain-Applikationen wie Browser-Plug-ins oder Mikrotransaktionen sehr interessant sein. Für die einzelnen Nutzer kann so ein Artikel nur wenige Cents kosten; wenn man das allerdings auf die Gesamtzahl der Nutzer hochrechnet, wird es auch für das jeweilige Medium sehr interessant. Genau wie bei YouTube können Publisher so für Medieninhalte entlohnt werden.

BTC-ECHO: Glaubst du, dass traditionelle Medienhäuser und Verlage dazu bereit sind, zeitnah Blockchain-Features wie Zahlungen mit Kryptowährungen einzusetzen?

Julian Hosp: Jein. Ich glaube, bis man mit Blockchain-Lösungen wirklich Probleme lösen kann, dauert es noch etwas. Allerdings werden solche Konzepte der Content-Monetarisierung immer beliebter. Schau dir zum Beispiel Amazon Unlimited an. Damit können Nutzer für zehn Euro monatlich so viele Kindle-Bücher lesen, wie sie wollen. Lösungen wie SatoshiPay sind konzeptionell sehr ähnlich, mit dem Unterschied, dass es keine Abo-Struktur gibt, die an ein einzelnes Medium gebunden ist, sondern pro Artikel gezahlt wird. Und da könnte ich mir schon vorstellen, dass sich das durchsetzt.

BTC-ECHO: Ein Problem, das viele Publisher von Online-Inhalten aufführen, ist die „Umsonst-Mentalität“ der potentiellen Leser und Nutzer. Siehst du hier die Chance, dass sich die Zahlungsbereitschaft für Inhalte, die hinter einer PayWall stehen, verbessern kann, wenn die Bezahlmodelle nutzerfreundlicher gestaltet werden?

Julian Hosp: Ja, auf jeden Fall. Die Nutzerfreundlichkeit ist der Knackpunkt. Wenn es ein übersichtliches Browser-Plug-in gibt und die Preise pro Artikel transparent und nicht übermäßig hoch sind, dürfte sich die Mentalität auf jeden Fall ändern. Denn niemand wird sich beschweren, pro Monat zwei bis drei Euro für gute Inhalte auszugeben.

Julian Hosp zu Monatsabos: „Das Problem ist die Intransparenz“

BTC-ECHO: Wärst du denn eher bereit, beispielsweise für Online-Artikel zu zahlen, wenn du kein Abo abschließen müsstest?

Julian Hosp: Ich selbst habe keine digitalen Monatsabos, weil ich das zu wenig nutze. Es gibt gleichzeitig aber viele Situationen, bei denen das Lesen von Artikeln mit dem Abschluss von Monatsabos verknüpft ist und die kann ich dann leider nicht lesen. Das Problem an Monatsabos ist deren Intransparenz auch im Hinblick auf die Kündigungsfristen. Da verzichte ich dann lieber. Diese Transparenz könnte man mithilfe einer Blockchain durchaus verbessern.

BTC-ECHO: Ein Start-up, das Mikrotransaktionen für den Online-Journalismus auf Blockchain-Basis anbietet, ist, wie du gerade schon aufgeführt hast, SatoshiPay. Auch BTC-ECHO kooperiert seit Kurzem mit dem Micropayments-Dienstleister. Anstatt Bitcoin, wie ursprünglich angedacht, kommt die Stellar Blockchain zum Einsatz. Wie bewertest du die Stellar Blockchain? Eine gute Wahl?

Julian Hosp: Ich stehe der Stellar Blockchain skeptisch gegenüber. Ich denke nicht, dass Stellar wirklich dezentral ist. Zudem gab es Situationen, in denen sie über Stunden schlicht offline war – das sollte nicht passieren. Ich bin zwar kein Bitcoin-Maximalist. Aber zurzeit sehe ich viele Stärken bei Bitcoin.

Allerdings muss man auch sagen, dass etwa im Bereich der Micropayments Bitcoin aktuell nicht das Mittel der Wahl ist. Lightning funktioniert noch nicht so gut, um den Use Case Micropayments gut genug umsetzen zu können. Zurzeit ist es daher wohl schwierig, eine bessere Lösung als Stellar zu finden.

BTC-ECHO: Welche Kryptowährungen eignen sich deiner Meinung nach ebenfalls gut für Mikrotransaktionen?

Julian Hosp: Ich denke in puncto Dezentralität wird Bitcoin unglaublich stark sein. Dafür ist auch Lightning sehr interessant. Denn über Mikrotransaktionen muss nicht das gesamte Netzwerk geupdatet werden, dafür sind Second-Layer-Lösungen ideal.

„Die Frage ist nicht, wann man kaufen oder verkaufen soll“

BTC-ECHO: Losgelöst von der Thematik der Micropayments. Wie geht es eigentlich bei dir jetzt weiter, nachdem du TenX verlassen hast? Kannst du uns schon mehr zu deinen neuen Projekten verraten?

Julian Hosp: Mittlerweile kann ich mehr zu meinen Projekten sagen. Ich werde in Decentralized Finance (DeFi) einsteigen. Das heißt, ich will an der Disruption des FinTech-Bereichs arbeiten. Mir geht es vor allem darum, Cash-Flow-Lösungen im Krypto-Bereich zu entwickeln. Die Frage ist nämlich nicht, wann man kaufen oder verkaufen soll, sondern es geht – ähnlich wie bei Immobilien – um die Schaffung neuer Assets im DeFi-Bereich. Beispiele dafür wären das Bitcoin Lending, also etwa das Vergeben von Peer-to-Peer-Krediten sowie das Staking wie bei Dash. So kann man Schritt für Schritt Assets im Krypto-Bereich kreieren.

Langfristig ist auch die Tokenisierung von bereits existenten Assets hochinteressant. Langfristig kann man sich so vorstellen, einen Cash Flow rein auf Tokenbasis herzustellen. Mein Geschäftspartner und ich werden im Juli mit unserem neuen Projekt im DeFi-Bereich live gehen.

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