Innovationsforum Blockchain Kongress – zwei Tage voller Workshops und Lego

Ein Bericht über Eindrücke von einer Konferenz voller Keynotes, Workshops, blockchain-basierten Geschäftsideen und Lego.

Dr. Philipp Giese
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Zwei interessante und intensive Tage liegen hinter mir. Während zwei ältere Vertriebler neben mir über Golf sprechen – wozu sitzt man eigentlich in einem Ruhebereich eines ICE? – lasse ich die Konferenz vom Innovationsforum Blockchain Revue passieren, die die letzten zwei Tage in Hamburg stattfand.

Als Veranstaltungsort wurde mit der Nordakademie ein wirklich schöner Veranstaltungsort gewählt, der uns Teilnehmern der Konferenz in unseren Denkpausen einen Blick auf die Elbe ermöglichte.

Die Veranstaltung wurde von Grußworten seitens des BMBF, der BWVI, der Nordakademie und der Projektleitung des Innovationsforums in verschiedenen Keynotes in das Thema Blockchain eingeführt. Frank Bolten von Chainstep hat in diesem Zusammenhang auf eine interessante Sammlung verschiedener blockchain-basierter Projekte auf seiner Unternehmenshomepage hingewiesen. Oliver Süme, Partner von Fieldfisher LLP, hat die Unternehmer auf regulatorische Schwierigkeiten hinsichtlich der Nutzung von Public Blockchains hingewiesen. Auch wenn er sich für meinen Geschmack etwas zu sehr für private Blockchains aussprach, konnte sein Vortrag bezüglich Diskrepanzen zwischen einer alles speichernden, unveränderlichen Blockchain und Fragestellungen wie Datenschutz und Recht auf Vergessen sensibilisieren. Tobias Seidl aus Luxenburg hat das Unternehmen SICOS vorgestellt, welches bezüglich ICOs Beratung bietet und auf einer blockchain-basierten Plattform Investoren und Start-ups zusammenbringen will.

Die letzte Keynote war bewusst als Übergang zwischen den Vorträgen und dem sehr von einem Workshop-Charakter geprägten Rest der Veranstaltung angedacht: Prof. Dr. Markus Nüttgens hat gemeinsam mit Florian Bartsch und Nils Neidhardt von der Universität Hamburg das Workshop-Format Blockchain Business Building Blocks, oder kurz der B4-Methode, vorgestellt. Bei diesem Format handelt es sich um ein Tool wie Design Thinking oder Quality Funktion Deployment, welches Gruppen helfen soll, Geschäftsmodelle während eines Workshops zu entwickeln.

Die große Besonderheit dieser Methode ist, dass man mithilfe dieser nicht nur abwägen kann, ob ein Geschäftsmodell tatsächlich eine Blockchain benötigt, sondern die dazugehörigen Use Cases anschaulich entwickeln kann. Die Methode wurde an SAMPL vorgestellt, einem Projekt, mit welchem eine Fälschungssicherheit im Bereich Additive Manufacturing gewährleistet sein soll.

Workshops – Fremde werden Partner

Nach den Vorträgen war arbeiten angesagt: In vier Workshops sollten sich Gruppen von Gleichgesinnten zusammenfinden, die gemeinsam an blockchain-basierten Use Cases arbeiten sollten. Diese hatten nicht nur für die Veranstaltung einen Selbstzweck: Sinn von Innovationsforen ist, Unternehmen zur Realisierung von innovativen Ideen zusammenzubringen. Diese Workshops sollten also eine Initialzündung geben.

Die Teilnehmer konnten sich einer von vier Gruppen anschließen: In drei Gruppen sollten mithilfe der B4-Methode blockchain-basierte Geschäftsmodelle in den Bereichen Logistik, Finanzen und Energie erarbeitet werden. Die vierte Gruppe war themenoffen, jedoch sollten die Geschäftsmodelle hier über Design Thinking und unter Nutzung von Lego entwickelt werden.

Ich habe in die vier parallel laufenden Workshops geschaut, um mir ein Bild von der Arbeit der einzelnen Gruppen zu machen. Es war sehr interessant zu beobachten, wie sich nach und nach Gleichgesinnte zusammenfanden: Im Workshop “Logistik” haben verschiedene Vertreter von Unternehmen, die in den Bereichen Supply Chain Management und Logistik tätig waren, mit einer Dame aus der Kreativwirtschaft zusammengearbeitet, um eine Lösung zur Sicherung von Urheberrecht bei Kunstwerken zu entwickeln.

Die Workshop-Methoden waren unterschiedlich: Während die B4-Methode zum einen blockchain-fokussiert ist und zum anderen mit Business-Canvas, Karten und dem Aufbau eines Posters arbeitet, ist Design-Thinking eine Methode, die hinsichtlich der betrachteten und angewandten Technologie angnostisch ist. Im Design-Thinking-Prozess wurde viel mit gemalten Bildern und am Ende sogar mit Lego gearbeitet.

Was ich unabhängig von den Workshops in der B4-Methode einen interessanten Gedankengang fand, war ein Entscheidungsbaum zum Abwägen, ob eine Geschäftsidee tatsächlich die Blockchain braucht. Dazu wurden folgende Fragen gestellt:

  • Wird für die Umsetzung eine Datenbank benötigt?
  • Muss ich auf diese Datenbank geteilten Schreibzugriff geben?
  • Sind alle Schreibenden bekannt und vertrauensvoll?

Sollte man die ersten beiden Fragen mit Ja, die dritte entweder mit Nein oder zumindest mit “Ja, aber sie haben nicht das gleiche Interesse” beantworten können, klingt die Geschäftsidee danach, als würde man diese am Besten mit der Blockchain realisieren können.

Oft werden mir Ideen für ein neues Produkt oder eine neue Dienstleistung präsentiert, die man als “X mit Blockchain” zusammenfassen kann. Man hat den Eindruck, dass viele sich nicht die Frage stellen “Was für ein Problem will ich lösen?”, sondern mit der Frage “Worauf kann ich gegebenenfalls die Blockchain anwenden?” arbeiten. Das ist jedoch fatal, führt dies zu mangelhaften blockchain-basierten Geschäftsmodellen, welche nur auf ein Hypewort setzen wollen. Ich denke, dass diese Fragen dabei helfen können, möglichst schnell ein eindeutiges Feedback auf die Frage zu geben, ob es für den betrachteten Use Case tatsächlich eine Blockchain braucht.

William Mougayar – in Apps verborgene Wallets

Die Workshops zogen sich über Dienstag Nachmittag und gingen am nächsten Tag weiter. Dieser wurde mit einer Keynote von William Mougayar begonnen. William Mougayar hat über zwanzig Jahre Erfahrung mit der Digital Economy und schon 1997 ein Buch über die Business-Möglichkeiten des Internets geschrieben. Er war in Ethereum und verschiedenen anderen Blockchain-Projekten als Advisor und Investor involviert und leitet nun das Beratungsunternehmen “Startup Management”. In seinem Vortrag hat Herr Mougayar über das Potenzial der Blockchain gesprochen. Dabei ging er besonders auf das disruptive Potential ein, das mit der Blockchain hinsichtlich der eigenen Daten realisiert werden könnte: Gemäß Herrn Mougayar haben wir nicht nur einen Job, dem wir nachgehen, sondern drei. Der erste Job ist unser Beruf, mit dem wir unser Geld verdienen. Der zweite Job ist die Zeit, die wir mit uns selbst oder mit unseren Nächsten verbringen. Der dritte Job schließlich ist unsere Zeit auf Facebook oder Google, eine Zeit, in der wir für diese Plattformen eine Unmenge an Daten bereitstellen. Diese Daten werden von den Plattformen mit einer großen Gewinnmarge genutzt. Gemäß William Mougayar könnenwir, die Nutzer,  dank der Blockchain nun endlich für diesen dritten Job bezahlt werden. Das ist nicht rein hypothetisch, mit steemit ist das zum Teil schon heute möglich.

Das Thema ICOs wurde auch diskutiert: Er stellte das Potential dieser Funding- und Investingform dar, betonte jedoch auch die aktuellen Schwachpunkte. So sehen zu viele Projekte in den Tokens, die sie feilbieten, eine Art Karotte, mit der potentielle Investoren angelockt werden sollen. Tokens sollen nicht einfach Coupons sein, die frei nach dem Motto “Kauf tausend heute und du bekommst zweitausend morgen!” angeboten werden. Ein gutes Indiz für einen Token to Market Fit ist, ob dem Token von Anfang an eine projektbezogene Funktion innewohnt, ob sie also auch nach dem Token Sale eine Bewandtnis jenseits der Börsen haben.

Schließlich stellte er er seine Vision vor: In der Zukunft werden wir wahrscheinlich nicht mehr direkt mit Wallets zu tun haben; die Wallets werden in Apps eingearbeitet sein und im Hintergrund laufen. Insgesamt ein visionärer Vortrag. Wer mehr von William Mougayar lesen will, sei auf sein Buch und seinen Weblog verwiesen.

Die Gewinner: Car Insurance und Waggonverwaltung

Nachdem am zweiten Tag die Workshops fortgesetzt wurden und die Teams Prototypen ihrer Ideen erstellt hatten, haben sie ihre Ideen präsentiert. Alle Teilnehmer konnten fünf Plastikmünzen (natürlich stilecht mit einem Bitcoin-Logo drauf) an Projekte, die sie interessant fanden, verteilen.

Parallel dazu hat ein Experten-Panel ein Projekt ausgezeichnet. Es gab also einen Peoples’ Choice Award und einen Preis der Jury. Bei letzterem wurde stark auf Umsetzbarkeit, Innovationsgrad und Nachhaltigkeit geachtet.

Die Teilnehmer haben ein Projekt, welches Mini-Versicherungen für Schwellenländer auf der Blockchain organisieren will, zum Gewinner erklärt. Insurtech ist ein wichtiger Trend und Leuten in Entwicklungs- und Schwellenländern, wo es häufig kein funktionierendes Versicherungssystem gibt, kann durch die P2P-Möglichkeiten sowie durch die Fälschungssicherheit geholfen werden.

Von den Experten wurde das Projekt “make rail easy” im Bereich Waggonlogistik ausgewählt. Hier können über die Blockchain leere Güterwaggons schnell einer weiteren Nutzung zugeführt werden, wodurch in der Branche eine große Kosteneinsparung erreicht werden kann. Logistik und Supply Chain Management sind zwei Gebiete, in denen häufig blockchain-basierte Lösungen diskutiert werden, sodass auch hier von einer relevanten Projektidee gesprochen werden kann.

Die prämierten Geschäftsideen werden in Zukunft noch etwas genauer dargestellt. Mich hat gefreut zu hören, dass die Gruppen an ihren Projekten weiterarbeiten wollen.

Ich denke, dass ich für alle spreche, wenn ich sage, dass die beiden Tage ein Gewinn waren! Herzlichen Dank an das Organisationsteam hinter dem Innovationsforum, bis hoffentlich zum nächsten Workshop!

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