Initiative Q – Scam oder Konkurrenz für Bitcoin & Co.?

Initiative Q – seriös? Scam? Schneeballsystem? Oder doch ein Konkurrent für Bitcoin, Fiat & Co.? Das Versprechen ist verlockend: Alle sollen mitmachen, alle sollen profitieren. Doch ist das möglich?

Phillip Horch
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Initiative Q will das Geldsystem revolutionieren und dabei besser als Bitcoin sein. Doch ist Initiative Q seriös? Wir fragen: Scam, Schneeballsystem oder doch die neue Weltwährung?

Was ist Initiative Q?

Die sieben Schritte zu einer globalen Währung

Initiative Q will nichts weniger, als in sieben simplen Schritten die globale Weltwährung zu erschaffen. Neugierig? Hier die sieben Schritte (übersetzt von der Homepage von Initiative Q):

  • Die heutigen Zahlungssysteme (Kreditkarten, Bargeld, Überweisungen) sind alt und veraltet, sodass wir alle unnötige Kosten tragen.
  • Es gibt viele fortschrittliche Zahlungstechnologien und Innovationen, die darauf warten, eingesetzt zu werden.
  • Warum haben wir also nicht bereits neuere, bessere Systeme? Weil es eine „Henne-Ei-Sperre“ gibt – kein Käufer wird einem neuen Zahlungsnetzwerk ohne Verkäufer beitreten und kein Verkäufer wird eine neue Zahlungsoption anbieten, die kein Käufer nutzt.
  • Wenn jemand ein modernes Zahlungssystem bauen würde, das diese Technologien implementiert und irgendwie Käufer und Verkäufer dazu bringt, es anzunehmen, würde dieses System schnell populär werden. Es könnte schließlich dazu führen, dass 20 Billionen US-Dollar an Transaktionen pro Jahr anfallen.
  • Stellen Sie sich nun vor, dieses System hätte eine eigene globale Währung geschaffen. Nennen wir es Q. Nach ökonomischen Modellen würde der Wert aller Qs mehrere Billionen US-Dollar betragen.
  • Die Initiative Q reserviert diese Q-Währung für Leute, die heute beitreten – je früher Sie beitreten, desto mehr Q können Sie reservieren!
  • Es ist wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Wenn Millionen hinzukommen, werden fortschrittliche Zahlungstechnologien eingesetzt, das Zahlungssystem wird immer beliebter, die Q-Währung wird wertvoll und die Belohnungen für frühe Nutzer erreichen ihren potenziellen Wert.

Nun, wo sind sie jetzt die sieben Schritte? Mögen sich aufmerksame Leser nun fragen. Modernes Zahlungssystem schön und gut, doch wie soll das funktionieren? Wo ist das White Paper, die technologische Ausführung? Nun ja, lassen wir das. Schließlich will Initiative Q keine Kryptowährung wie etwa Bitcoin sein.

Initiative Q will also „diese Technologien“ implementieren und „irgendwie Käufer und Verkäufer“ dazu bringen, es anzunehmen. So soll sich dann auch die „selbst erfüllende Prophezeihung“ erfüllen und das „Henne-Ei-Problem“ lösen. Es wird spannend.

Die selbsterfüllende Prophezeiung

Ist Initiative Q etwa ein Schneeballsystem?

Um teilzunehmen, muss man lediglich auf Facebook und Twitter schauen, wer von seinen Freunden bereits Teil des Projektes ist und sich einladen lassen. Moment. Ist das nicht ein Schneeballsystem?

Ein Blick auf die größte Online-Enzyklopädie der Welt verrät:

„Als Schneeballsystem oder Pyramidensystem werden Geschäftsmodelle bezeichnet, die zum Funktionieren eine ständig wachsende Anzahl an Teilnehmern benötigen, analog einem den Hang hinab rollenden und dabei stetig anwachsenden Schneeball. Gewinne entstehen fast ausschließlich dadurch, dass neue Teilnehmer in dem System mitwirken, eigenes Kapital einbringen oder erwirtschaften. Mitunter gibt es gar kein oder nur ein überteuertes Produkt, sodass ein Betrugsdelikt vorliegt.

Wikipedia-Eintrag „Schneeballsystem“

Erinnern wir uns an den letzten der sieben Punkte: „Wenn Millionen dazu kommen […], wird das System immer beliebter.“ Da kann man glatt skeptisch werden.

Doch Initiative Q kommt diesen Bedenken in ihren FAQ zuvor:

„Pyramidensysteme sammeln Geld von neuen Mitgliedern und verteilen es an frühere Mitglieder. Im Gegensatz dazu ist der Beitritt zur Initiative Q völlig kostenlos. Es ist also offensichtlich, dass es kein Geld gibt, um die ‚Pyramide‘ an frühere Mitglieder zu übergeben.“

Gut, mag man meinen, bisher handelt es sich bei der Initiative Q noch nicht um Geld, doch werfen wir einen Blick auf einen der ersten Sätze der Seite:

„Um Millionen für den Beitritt zu gewinnen, verschenken wir unsere zukünftige Währung.“

Dass es also kein Geld gebe, um die Pyramide an frühere Mitglieder zu übergeben, ist in dieser Form nicht ganz korrekt.

Anmeldung kostenlos?

Zum Glück ist jedoch die Anmeldung kostenlos. Oder? Man muss „lediglich“ seinen Namen und Adresse angeben.

Nun ja: Auch wenn es die wenigsten beachten, sind Daten (nach Bitcoin) das digitale Gold der Zukunft. Ohne zu weit in die Tiefe zu gehen: Es gibt Gründe dafür, dass Facebook, Twitter und Co. kostenlos sind. (Hier dazu in aller Ausführlichkeit mehr).

Stellen wir – allen Sarkasmus beiseite – fest: Initiative Q erfüllt (zumindest im weiteren Sinne) die Kriterien für ein Schneeballsystem. Dazu handelt es sich bei dem Projekt von Ex-PayPal-Mitglied Saar Wilf um ein optisch aufwendiges System, um Daten abzugreifen.

Garantie? Fehlanzeige

Doch da man „lediglich“ seine Daten abgibt und dafür an der vorgeblichen Geldrevolution teilhaben kann, könnte man diese ja eventuell noch abgeben, wenn es denn eine Garantie gäbe, dass man nachher auch etwas für seine Daten bekommt. Ein Blick auf den Disclaimer im Werbevideo verrät jedoch:

Es gibt keine Garantie, dass Q erfolgreich verteilt werden wird.

Wer sich im Reich von Bitcoin & Co. etwas auskennt, dem dürften diese roten Flaggen bereits ausreichen, um seine Zeit (und Daten) lieber anderweitig zu investieren.

Wem das noch nicht genügt, hier noch zwei Eckpunkte:

  • Die Grundannahme des ökonomischen Modells: Jede Währungseinheit Q wird einmal so viel Wert sein wie der US-Dollar. Ganz einfach, weil Initiative Q die nächste Weltwährung wird. Ein Schelm, wer Zirkuläres dabei denkt.
  • Zentrale Kontrolle der Geldausgabe: Initiative Q wartet mit einer eigenen Möglichkeit der Geldausschüttung auf, die auf „ökonomischen Faktoren“ basiert. Bis auf wenige Details bleibt das Projekt die Erläuterung dieser Faktoren jedoch schuldig.

Massenpsychologie als Kontrollinstrument

Wait. What? Ja, richtig gelesen. Um Missverständnissen vorzubeugen, hier der übersetzte Text von der Homepage:

„Um Währungsstabilität zu erreichen, bedarf es einer sorgfältigen Analyse und Vorhersage der wirtschaftlichen Aktivität sowie der Berücksichtigung von massenpsychologischen Faktoren. Dies ist leider immer noch außerhalb der Reichweite von Computern und erfordert die Einbeziehung von menschlichen Fachkräften. Auf diese Weise werden staatliche Währungen verwaltet, wobei die wichtigsten Währungen heute eine weitaus bessere langfristige Stabilität aufweisen als Bitcoin und andere Kryptowährungen. Die Initiative Q könnte dies jedoch mit einem gezielteren und besser motivierten Management übertreffen.

Um diesem Bedarf gerecht zu werden, wird die Initiative Q über einen von der Konzerngesellschaft der Initiative Q unabhängigen Währungsausschuss verfügen, der von allen Beteiligten des Q-Zahlungsnetzwerks durch Abstimmung ernannt wird. Dieser Ausschuss ist für die Festlegung und Durchführung der Geldpolitik zuständig: Er bestimmt, wie viele Qs hinzugefügt oder aus dem Verkehr gezogen werden müssen und durch welche monetären Instrumente. Die Mitglieder des Währungsausschusses erhalten finanzielle Anreize, ihre Ziele zu erreichen, indem sie die Vergütung an die Leistung binden.“

Auszug aus der Geldpolitik von Initiative Q

Nur zur Erinnerung: Der Eintritt kostet eure Daten. Die Kombination aus Namen und E-Mail-Adresse sagt sehr viel über uns aus. (Stichwort: Cambridge Analytica, Beeinflussung von US-Wahlen mithilfe von Facebook-Daten-Leak).

Auszug aus dem Disclaimer

Immer noch nicht genug? Werfen wir einen Blick auf den Disclaimer:

„DURCH DIE NUTZUNG DIESER WEBSITE ÜBERNEHMEN SIE AUSDRÜCKLICH DAS RISIKO, DASS DIE INFORMATIONEN UND MATERIALIEN AUF DIESER WEBSITE UNVOLLSTÄNDIG, UNGENAU, VERALTET ODER NICHT IHREN BEDÜRFNISSEN ODER ANFORDERUNGEN ENTSPRECHEN.“

Na gut, wir gehen.

Fazit: Initiative Q – die neue globale Währung? Besser als Bitcoin?

TL,DR? Hier noch einmal all die roten Flaggen, die sich ansammeln:

  • Initiative Q weist Merkmale eines Schneeballsystems auf und wird nicht müde zu betonen, dass es keines ist. Genau das aber ist verdächtig.
  • Das Projekt gibt außerdem vor, kostenlos zu sein, während es offenbar darauf aufbaut, Daten zu sammeln und diese zu verwerten.
  • Initiative Q kann keinerlei Garantie bzw. substanzielle Erklärung dafür liefern, dass es später funktioniert.

Hinzu kommt erschwerend, dass es sich um ein hochzentralisiertes Geldsystem handelt, das sich vorbehält, die Geldmenge zu kontrollieren und dafür die Daten der Nutzer auszuwerten.

Ist Initiative Q seriös?

All das sind rote Flaggen, die zur Vorsicht mahnen sollten. Wer dennoch am Projekt teilnehmen möchte, dem sei geraten, sich noch einmal die Einwilligung über die Verwendung der Daten durchzulesen.

Wenn man sich also ein Geldsystem ohne Datenschutz und mit externer Kontrolle mit fragwürdigen Interessen durch Instanzen wünscht, ist Initiative Q tatsächlich besser als Bitcoin. Für alle anderen gibt es dezentrale Geldsysteme, die ohne die Kontrolle von Institutionen auskommen. Bitcoin ist eines davon.

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