ING Bank bringt Bitcoin „Bulletproofs” in private Blockchains

Das ING-Blockchain-Team testet die Datenschutz-Technologie mit dem Namen „Bulletproofs”. Es ist das jüngste Projekt aus einer ganzen Reihe von scheinbar unwahrscheinlichen Experimenten bei der niederländischen Großbank.‌

Patrick Pehl
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Beitragsbild: Shutterstock

Die ING Bank, die bis vor Kurzem noch ING DiBa hieß, arbeitet schon seit einiger Zeit mit Experten daran, die Blockchain diskreter zu machen. Dazu wirkten Kryptographen der Stanford University, des University College London und dem Start-up Blockstream zusammen.

Die Bulletproofs-Technologie soll Bitcoin-Transaktionen vor der öffentlichen Blockchain verbergen. Gerade Banken haben Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes im Zusammenhang mit Blockchains, da sie sensible Kundendaten nicht gegenüber Konkurrenten preisgeben wollen. Das Bankgeschäft beruht auf Vertrauen und Diskretion.

Bulletproofs sind eine Weiterentwicklung von Beweismustern, die von einigen Kryptowährungen, wie ZCash oder Monero bereits benutzt werden.

Der Turbo für den Datenschutz

Eine frühe Lösung waren die sogenannten Zero Knowledge Proofs (ZKP). Diese stellten eine Möglichkeit dar, den Beweis zu erbringen, dass eine bestimmte Person im Wissen um ein Geheimnis ist, ohne das Geheimnis selbst zu verraten.

Im Laufe des vergangenen Jahres hat die ING Bank einige Varianten des ZKP, wie etwa die sogenannten Range Proofs oder Zero Knowledge Set Membership erforschen lassen. Bei beiden Techniken wird jedoch viel Rechenzeit benötigt. Dies verlangsamt den Prozess innerhalb der Blockchain enorm und erhöht auch die Energieaufnahme. ING fand nun in der Bulletproofs-Technologie eine effizientere und somit leichter anwendbare Möglichkeit der Validierung.

Die Techniker der Bank stellten fest, dass Bulletproofs ungefähr zehnmal schneller sind als andere Nachweise. „Für eine Prüfung wird jetzt viel weniger Zeit benötigt“, sagte Mariana Gomez de la Villa, Global Head of ING’s Blockchain-Programm.

Werden diese Prüfsysteme zusammengelegt, gewinnen sie an Effizienz. Gomez de la Villa nannte das Beispiel eines Wechselgeschäfts mit einer Kryptowährung. In diesem Fall würden „Bulletproofs eine Lösung ermöglichen, die 300 mal effizienter ist als andere alternative Validierungsverfahren.“

Die ING versucht nun die akademischen Erkenntnisse in praktische Anwendungen zu transformieren. Auch auf Grund der 2018 endgültig in Kraft getretenen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVo) bringt die niederländische Bank diese Technologien voran. Denn bei Verletzung der EU-Richtlinie drohen enorme Strafen.

Durch die Zero-Knowledge-Technik kann beispielsweise die Staatsangehörigkeit eines Kunden bestimmt werden, ohne weitere Informationen über seine Identität preisgeben zu müssen.

Banken waren schon immer interoperabel

Um Finanzen zu bewegen, ist es nötig, eine Möglichkeit zu haben, Geld oder Werte von einem Geldinstitut zu einem anderen zu bewegen. Das geht noch nicht ganz reibungslos bei den verschiedenen Blockchains. Darum will die ING die Interoperabilität in der Welt der Blockchains vorantreiben.

„Wir werden einen ganzen ZKP Shop einrichten, um Entwickler bei der Suche nach diesen Anwendungsfällen zu helfen. Wir stehen in Kontakt mit einigen unserer Kunden, um sicherzustellen, dass sie ein gutes Verständnis dafür bekommen, wie sie diese Open-Source-Projekte nutzen können“, sagte Gomez de la Villa weiter.

Beispielsweise könnten die Blockchain-Systeme zur Warenverfolgung eingesetzt werden. Eine Ware von ihrem Ursprung aus zu verfolgen, entlang der gesamten Lieferkette im Blick zu behalten, ohne jedoch den Lieferanten, den Preis oder die Qualität der Ware offenzulegen, sei das Zeil der Zero-Knowledge-Produkte der ING Bank.

Die Bank sieht ihre Aufgabe in der Sicherstellung der Qualität der Transaktionstechnologien und als Vertrauensgarant.

„Es gibt Menschen, die ziemlich anarchistisch sind, und sie sind offensichtlich zu 100 Prozent Pro-Bitcoin und sie glauben, dass sie in der Tat all dies tun, um Finanzinstitute zu umgehen“, gab die Chefin des Blockchain-Programms der ING noch zu bedenken.

Transparenz ist nicht gleich Öffentlichkeit

Der Forscher und Mitentwickler Andrew Poelsta vom Start-up Blockstream sagte: „Als wir 2017 die Bulletproofs entwickelten, hatten wir eine solche Aufmerksamkeit nicht erwartet. Wir sind hocherfreut und stolz, wenn wir sehen, dass die Technologie Lösungen in der realen Welt schafft.“

Allerdings sagte er weiter: „Wir sind überrascht, dass die Technik einen Anwendungsbereich im traditionellen Bankwesen gefunden hat.“ Das Versprechen der Blockchain und ihrer Währungen begann damit, die Welt der Banken zurückzudrängen und Zahlungen transparenter zu machen. Nun scheint das verschwiegene Geschäft sich seine Vorstellungen wieder zurückzuholen: Verschwiegenheit im Sinne der Kunden und des Bankgeheimnisses.

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