Ghana will Bargeld aus öffentlicher Verwaltung verbannen – Welche Rolle spielt die Blockchain?

Im Zuge einer großangelegten Digitaloffensive will Ghana seine öffentliche Verwaltung umbauen. Künftig sollen Bargeldzahlungen dabei aus nahezu sämtlichen Amtsvorgängen verbannt werden. Zudem will die Regierung in Zukunft digitale Ausweispapier einführen. Auf welche technischen Lösungen das westafrikanische Land dabei setzt, ist unklar. Bei der Adaption von Blockchain-Technologien kann Ghana jedoch auf erste Erfahrungen zählen.

David Barkhausen
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Ghana Bank Blockchain

Beitragsbild: Shutterstock

Viele Jahre zählte Ghana zu den weltweit von Armut und Misswirtschaft am stärksten betroffenen Entwicklungsnachzüglern. Heute jedoch gilt das Land als wirtschaftlicher Stabilitätsanker Westafrikas. Damit der Weg auch in Zukunft bergauf geht, tut der Öl- und Goldexporteur dieser Tage viel dafür, sein Wirtschafts- und Verwaltungssystem auf Vordermann zu bringen. Nun hat das Land eine Digitaloffensive eingeläutet, für die Vize-Präsident Mahamudu Bawumia zuletzt auf dem jährlich stattfindenden Afrikagipfel der Wirtschaftszeitung Financial Times warb.

Wie die Financial Times  am Sonntag, dem 20. Oktober, berichtet, will Ghana dabei Bargeld künftig aus nahezu sämtlichen Amtsvorgängen verbannen. Schmiergeldzahlungen, Unterschlagungen oder Betrugsversuchen korrupter Beamter will man so das Handwerk legen.

Durch den Einsatz von Technologien, die uns helfen, die Transparenz und Rechenschaftspflicht der öffentlichen Verwaltung zu verbessern, können wir in kurzer Zeit das erreichen, was die Verwaltungsreformen vieler Jahre nicht geschafft haben,

ist Bawumia vom Umbau des öffentlichen Sektors überzeugt. Dafür, dass die Digitaloffensive gelingen könnte, spricht der Erfolg bargeldloser Bezahlsysteme im Land. Wie der Regierungsvize berichtet, könne man seit Neustem auf die volle Interoperabilität sämtlicher mobiler Bezahldienste und Banken im Land zählen. Damit könnten Ghanaer nun digitale Wallets wie Bank-Accounts nutzen. Der digitalen Bezahlung von Zulassungsanträgen oder Strafzetteln steht so nichts mehr im Wege.

Ghana verfolgt ehrgeizige Pläne

Doch die ehrgeizigen Pläne der Regierung reichen noch weiter. In London präsentierte Bawumia gleich einen ganzen Katalog geplanter Digitalprojekte. Innerhalb der nächsten zwei Jahre etwa wolle man sämtliche Daten der öffentlichen Krankenhäuser und Gerichtsdaten in einer digitalen Registratur verwalten. Langfristig sollen hierzu digitale Pass- und Ausweisdokumente kommen.

Bawumia zufolge könnte sich dies als „Game Changer“ für die öffentliche Verwaltung erweisen. So wolle man auf Grundlage der Ausweispapiere künftig eine integrierte Datenbank mit Pässen, Steuernummern und Führerscheininformationen einführen.

So könne dem Staat niemand seine Steuern vorenthalten. Derzeit verdienen große Teile der heimischen Bevölkerung ihr Geld im informellen, nicht-registrierten Wirtschaftssektor. Statistiken zufolge wird rund ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts so ohne Beteiligung des Staates an der Steuer vorbei erwirtschaftet. Hat die Digitaloffensive Erfolg, dürfte sich dies ändern.

Welche Rolle spielt die Blockchain?

Welche Technologien beim Umbau der Verwaltung jedoch zum Einsatz kommen sollen, ließ Vize-Präsident Bawumia vergangene Woche zunächst offen. Dass dabei Blockchain-Lösungen eine Rolle spielen könnten, hierfür sprechen erste Erfahrungen der Regierung in Accra: Bereits seit Jahren arbeitet man hier an einem digitalen Katastersystem. Ähnlich wie in Schweden, Honduras oder Georgien sollen dabei Grundbucheinträge mithilfe von Blockchain-Technologie unveränderlich und ohne Möglichkeit der nachträglichen Manipulation gesichert werden.

Nun soll das Projekt kurz vor der Vollendung stehen. Bereits bis Anfang nächsten Jahres habe man sämtliche Häuser, Wohnungen und auch Slums über GPS registriert und mit elektronischen Adressen versehen.

Beobachter sind jedoch skeptisch, ob die Digitaloffensive Wirkung zeigen wird. Von althergebrachten Problemen wie der Korruption im öffentlichen Auftragswesen etwa wird sich das Land trotz Digitalisierung nicht befreien können, ist sich Gyimah Boadi, Gründer des Meinungsforschungsinstituts Afrobarometer, sicher:

Ghanas Korruptionsprobleme liegen eher auf der obersten Ebene, und können nicht einfach mit einer technischen Lösung ausgeräumt werden.

Zudem gelte es seitens der Regierung nun vor allem, den bestehenden Gesetzesrahmen anzupassen. In den derzeit geltenden Richtlinien würde mit Blick auf den Schutz personenbezogener Daten nach wie vor „riesige Lücken“ klaffen, warnt der Experte.

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