Frank Geßner von der Blockchain-Investmentfirma INVAO „Am Krypto-Markt wird es in den nächsten Jahren noch massive Veränderungen geben.“

Frank Geßner hat bereits unzählige Unternehmen wie den E-Commerce-Dienstleister Intershop oder die IT-Jobbörse 4scotty gegründet. INVAO ist das neueste Projekt des Seriengründers. Das Unternehmen ist auf Investments in Krypto-Assets spezialisiert und setzt auf einen sogenannten „Blockchain Diversified Bond“. Wie das Blockchain-Finanzprodukt aufgebaut ist, warum Liechtenstein als Unternehmenssitz gewählt worden ist und weshalb eine Diversifikation des Krypto-Portfolios Sinn macht, hat uns Frank Geßner im Interview erklärt.

Sven Wagenknecht
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BTC-ECHO: Eurer erstes Finanzprodukt, das ihr anbietet, nennt ihr Blockchain Diversified Bond, kurz IVO. Bitte erkläre doch mal, wie das Produkt aufgebaut ist.

Frank Geßner: Dabei handelt es sich um ein von der Finanzmarktaufsicht Liechtenstein genehmigtes Finanzprodukt, das es jedem Investor erlaubt, in Blockchain Assets investiert zu sein. Wir managen dabei ein diversifiziertes Portfolio – daher der Begriff „diversified bond“ – weil wir das Projektrisiko einer einzelnen Kryptowährung nicht haben wollen. Dazu haben wir ein Tool gebaut, das die verschiedenen von uns gehaltenen Assets automatisch handelt. Das Ziel ist also, mit der Software eine überdurchschnittliche Performance – ganz gleich, ob für Privatanleger oder institutionelle Kunden – zu erreichen.

BTC-ECHO: Warum aber handelt es sich dabei um einen Bond und nicht um einen Fonds?

Frank Geßner: Technisch ist das Finanzprodukt durch die Finanzmarktaufsicht als ein Bond eingestuft und nicht als Fonds. Denn bei einem Fonds verfolge ich eine ganz spezielle Investmentstrategie, die ich vorher definieren muss. Etwa: „Meine Investmentstrategie ist es, die Top-10-Coins nach Marktkapitalisierung abzubilden.“ Der Markt ist in einer sehr frühen Phase. Ich denke, es wird in den nächsten Jahren noch massive Veränderungen geben. Daher können wir das heute auch noch nicht so klar definieren und haben unser Produkt als Bond aufgesetzt.

Investoren erhalten Anteile an diesem Bond (digitale Bond Shares) in Form eines Token. Dieser Token repräsentiert einen Anteil am Nettowert der Assets, in die wir investieren. Es gibt zwar eine Laufzeit über zehn Jahre, aber der Token ist jederzeit auf dem Sekundärmarkt verkäuflich.

BTC-ECHO: Bitcoin ist nach wie vor die dominierende Kryptowährung im Markt und gibt die Richtung vor. Warum setzt ihr dennoch auf eine hohe Diversifikation?

Frank Geßner: Also zurzeit hat Bitcoin [mit etwa 57 Prozent, Anm. d. Red.] eine starke Dominanz. So dominant ist Bitcoin aber trotzdem nicht mehr. Relativ lange waren wir in Bitcoin investiert, da wir ein recht starkes Marktwachstum gesehen haben – das sehen wir zur Zeit aber nicht mehr. Bitcoin ist unter Stress und andere Coins gehen daher aktuell besser. Langfristig kann ich nicht sagen, ob Bitcoin zu den Gewinnern gehört, dafür ist es einfach noch zu früh. Darüber hinaus glauben wir, dass relativ große Werte in Bereichen geschaffen werden, die nicht zum Segment der reinen Kryptowährungen gehören. Schließlich gibt es in Bereichen wie dem Gesundheitswesen, dem Supply-Chain-Management und der E-Mobilität sehr spannende Projekte, die eine große Wertschöpfung schaffen werden. An diesen Projekten wollen wir teilnehmen – auch weil wir glauben, dass die Performance weit über der von Bitcoin liegen kann.

Das entscheiden wir aber immer neu; bisher performen wir mit unserem Modell tatsächlich um Größenordnungen besser als Bitcoin.

BTC-ECHO: Nun habt ihr euch für die Jurisdiktion Liechtenstein entschieden. Warum das kleine Fürstentum und nicht beispielsweise die ebenfalls krypto-freundliche Schweiz?

Frank Geßner: Wir wollten Investoren die Möglichkeit geben, in ein Finanzprodukt zu investieren, das vollständig reguliert ist. In der Schweiz war uns das zu unsicher, denn dort gibt es nur im Kanton Zug eine verlässliche Krypto-Regulierung. Liechtenstein hat aufgrund einer historischen Begebenheit die Möglichkeit, tokenisierte Securities zuzulassen. Daher haben wir uns als Emittent dort registriert. Die deutschen Gesetze hingegen erlauben eine Emission von so gearteten Financial Securities bislang nur mit zu großen Einschränkungen.

BTC-ECHO: Was sind das dann für Daten, über die euer Trading-Algorithmus bzw. -Software läuft?

Frank Geßner: Mathematisch sind das recht simple Strategien. Machine Learning kommt bei uns nicht zum Einsatz. Zurzeit erhalten wir unsere Kurs-Updates von 96 Krypto-Börsen, mit denen wir verbunden sind. Jede Minute erhalten wir so 150 Gigabyte an Orderbuch-Daten. Dabei interessieren uns die Kursunterschiede zwischen den einzelnen Börsen, um klassischen Arbitrage-Handel abzuwickeln. Große Kursbewegungen einzelner Coins interessieren uns auch – da dauert es mitunter Minuten, bis andere Exchanges nachziehen.

BTC-ECHO: Nun haben wir aber im Krypto-Markt ein großes Problem mit Wash Trading bzw. Fake-Handelsvolumina. Wie geht ihr damit bei euren Analysen um?

Frank Geßner: Aktuell sehen wir, dass das prognostische Trading [aufgrund vergangener Kurse auf zukünftige Kurse wetten] noch nicht funktioniert. Das liegt vor allem daran, dass wir noch nicht genügend Daten zur Verfügung haben, denn die große Masse der Trades wird per OTC [außerbörslichem Handel] abgewickelt. Entsprechend vertrauen wir den Daten auch im Rahmen des prognostischen Tradens nicht, da sie häufig Fake-Orderbücher bzw. Wash Trading enthalten.

BTC-ECHO: Bei jedem Krypto-Investment stellt sich die Frage nach der sicheren Aufbewahrung. Wie sieht da eure Lösung aus?

Frank Geßner: Privatanleger, die ihre eigenen Private Keys verwalten, haben immer ein Risiko. Bei uns hingegen investiert man in ein genehmigtes Finanzprodukt. Die digitalen Bond Shares hinterlegen wir dann bei einem Custodian [Verwahrstelle], der gewährleistet, dass die Token sicher verwahrt sind.

BTC-ECHO: Und wer ist dieser Custodian?

Frank Geßner: Unser Custodian ist die Finoa in Berlin. Zukünftig kann jeder Investor seinen eigenen Custodian verwenden. Das ist auch insofern wichtig, als diese im Todesfall die Übertragungsrechte regeln. Die Lösungen sind alle da, für Privatanleger ist die Verwahrung aber trotzdem eine große Herausforderung.

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