Fluch oder Segen für DeFi? Ethereum: Flash Loans unter der Lupe

Nach den zwei Exploits des DeFi-Projekts bZx sind Flash Loans in aller Munde. Doch was sind eigentlich Flash Loans? Was bedeuten sie für Ethereum, was für Schaden können sie anrichten und wie funktionieren sie?

Dr. Philipp Giese
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Flash Loans sind risikoreich, können dem ETH-Ökosystem aber auch viel bringen.

Nicht nur Lightning, auch DeFi ist immer noch #reckless. Die zwei Angriffe auf bZx und Fulcrum, deren Strategie laut 1inch.exchange schon länger bekannt war, sorgen für Unruhe um Decentralized Finance. Die schon vorher existierenden Sorgen um einen Angriffsvektor auf die MakerDAO wurden damit noch weiter verstärkt. Sie wurden zwar beim letzten Governance Voting etwas zerstreut, für den größeren Decentralized-Finance-Bereich besteht jedoch immer noch die Frage, was man aus diesen Flash Loans machen soll.

Anleger müssen sich wie immer vor den zwei Extremen hüten. Weder soll man sich Fear, Uncertainty and Doubt (FUD) noch einem unkritischen Optimismus hingeben. Das, was einem auch bei diesem Themenkomplex hilft, ist, ein mündiger Krypto-Bürger zu werden.

Was sind Flash Loans?

Flash Loans sind, einfach gesprochen, Kreditgeschäfte, die noch in derselben Transaktion zurückgezahlt werden. Innerhalb eines Smart Contracts würde man eine komplexe Transaktion festlegen. Über diese würden Gelder geliehen, genutzt und wieder zurückgegeben.

Mit einer einfachen Metamask Wallet wird man derartige Flash Loans nicht initiieren können. Für komplexe Transaktionen werden Anleger die Hände schmutzig machen und eigene Smart Contracts schreiben müssen. Ambitionierte Solidity-Entwickler können sich dazu ein Template auf der DeFi-Plattform Aave ansehen.

Anders als Kredite, die Anleger auf MakerDAO und anderen DeFi-Plattformen abschließen, benötigt man für Flash Loans keinen Kollateral. Da die geliehenen Gelder in derselben Transaktion zurückgehen, ist das Ganze für den Kreditgeber ein Nullsummenspiel.

Flash Loans: Das perfekte Tool für Arbitrage auf Ethereum

Wofür können Anleger sowas nutzen? Es kann für Arbitrage-Geschäfte zwischen unterschiedlichen dezentralen Börsen im DeFi-Ökosystem hilfreich sein. Man leiht sich Ethereum, um auf einer Börse bestimmte Token zu kaufen. Auf einer weiteren Börse verkauft man diese Token wieder für Ethereum. Macht man Gewinn, kommt es zu einem Auslösen der Transaktion, macht man Verlust und kann diesen nicht – ebenfalls in derselben Transaktion – aus einer anderen Ethereum-Kapitalanlage zurückzahlen, kommt es erst gar nicht zu dieser Transaktion. Insgesamt also eine recht interessante Konstruktion, welche eine schnelle Interaktion zwischen verschiedenen DeFi-Anwendungen ermöglicht.

Das lässt sich gut an Arbitrage-Geschäften skizzieren. Sollte das Wertepaar WBTC/ETH auf zwei verschiedenen dezentralen Börsen unterschiedliche Kurse besitzen, bietet sich hier eine Möglichkeit für einen schnellen, profitablen Trade. WBTC und die Welt der DEXes sind bekannt für die mangelnde Liquidität, entsprechend kann es über verschiedene Börsen zu signifikanten Kursunterschieden kommen. Das Problem: Diese profitablen Kursunterschiede können schnell wieder verschwinden.

Schließlich wird man nicht die einzige Person sein, welche die sich bietende Investment-Gelegenheit nutzen möchte. Wer einmal zwischen zwei normalen Krypto-Börsen einen Arbitrage Trade durchführte, kennt dieses unruhige Gefühl, auf freigeschaltete Gelder zu warten, während sich das Profit-Fenster langsam schließt. Diese Wartezeit wäre mit einem Flash Loan nicht vorhanden.

Mal von den Profitmöglichkeiten für einzelne abgesehen, können derartige Flash Loans der Liquidität aller dezentraler Börsen unglaublich helfen. Arbitrage-Geschäfte sind schließlich auch in der klassischen Finanzwelt ein System der Preisfindung beziehungsweise -angleichung. Wenn dies nun ohne große Verzögerungen geschehen kann, wäre das für die betroffenen DEXes äußerst attraktiv.

Was für Gefahren gibt es für Ethereum und DeFi?

Doch auch hier hören Flash Loans nicht auf. Gavin McDermott, Entwickler aus dem BitGo-Umfeld, stellte auf Twitter jüngst die Idee des Flash Minting vor. Flash Minting ist das instantane Erzeugen von Token, welche in derselben Transaktion wieder auf Uniswap gegen Ether verkauft werden können. Auch hier gilt wie bei den Flash Loans: Wenn ein Handel zustande kommt, ist es gut, wenn nicht, ist nichts geschehen.

An dem Beispiel kann man jedoch auch die Risiken von Flash Loans oder Flash Minting für Ethereum und das gesamte DeFi-Ökosystem illustrieren. Gerade Flash Minting klingt wie die DeFi-Version von Falschgeld, auch wenn zugegebenermaßen Verteidiger des Flash Minting sagen könnten, dass ohne einen Markt, in obigem Fall auf Uniswap, wenig geschehen könnte.
Auch bei Flash Loans sind verschiedene Risiken zu beachten. Sicher gilt auch hier, dass für Kreditoren das Risiko denkbar gering ist. Sie bekommen das Geld schließlich in einer Transaktion zurück. Die Möglichkeit jedoch, viel Geld zu leihen, um damit auf einer illiquiden Börse zu handeln, bietet für Angreifer viele mögliche Angriffsvektoren. Die oben erwähnten Angriffe auf bZx sind ein Beispiel für die Möglichkeiten, aber auch Risiken, die Flash Loans für den gesamten Markt bedeuten.

Wie versucht man, die Risiken um Flash Loans zu kontrollieren?

Die unterschiedlichen dApps im Decentralized-Finance-Ökosystem stehen nun vor der großen Frage, wie sie sich gegenüber Flash Loans und Flash Minting positionieren. Würden sie eine Art Halteperiode einführen, sprich, dass beispielsweise Trades auf einer dezentralen Börse bis zur Finalität einige Blöcke abwarten müssen, würden die mit Flash Loans zusammenhängenden Risiken verschwinden.

Für Projekte, die keine dezentralen Börsen sind, wäre das eine Möglichkeit. MakerDAO hat im oben erwähnten Governance Voting etwas Entsprechendes beschlossen. Die Zeit, in der die Governance gegenüber signifikanten Entscheidungen wie ein Verfügen über das eingelagerte Ethereum Veto einlegen könnte, wurde nun auf 24 Stunden festgelegt. Innerhalb einer Transaktion würden die Ether nicht aus den Smart Contracts der MakerDAO geholt werden können.

Jedoch wären damit auch Flash Loans an der Börse unnütz. Dezentrale Börsen würden so dramatisch verlangsamt. Noch wichtiger: Die Probleme um eine mangelhafte Liquidität im DEX-Ökosystem würden noch größer. Für dezentrale Börsen wäre deshalb womöglich das sicherste Vorgehen, dynamisch einstellbare Transaktionsgrenzen zu finden. So könnte kein Angreifer über eine oder mehrere koordinierte Transaktionen die Gelder aus Projekten wie bZx ziehen.

Ob dies oder andere Wege die Lösung sind, ist noch unklar. Aktuell findet viel Forschungsarbeit um Flash Loans statt. Fest steht: Sie werden auch weiterhin eine zentrale Rolle in Decentralized Finance spielen.

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