Dissens ob der Fork: Ethereums Kampf gegen ASIC Miner

Ethereum gilt als letzte Bastion einer romantisierten Vorstellung von Krypto-Mining. Bis zuletzt konnten auch Privatpersonen mit handelsüblichen Grafikkarten profitabel ETH auf dem heimischen Rechner minen. Das Algorithmus-Update ProgPoW soll dafür sorgen, dass das auch in Zukunft so bleibt – zum Unmut der großen Mining Pools.

David Scheider
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Beitragsbild: Shutterstock

Hardforks sind alldieweil von einer gewaltigen Portion Kontroverse begleitet. Logisch, wenn man bedenkt, dass Software-Updates am Protokoll nur dann eine Hard Fork nach sich ziehen, wenn Uneinigkeit über die Implementierung der Änderungen besteht. Miner, die mitgehen, spalten sich sodann von denen ab, die die Updates ablehnen oder andere Vorschläge einbringen. Die Chains sind in diesem Fall inkompatibel und spalten sich ab. Voila: Hard Fork.

Umstrittenes Algorithmus-Update

Die Grabenkämpfe im Zuge des bevorstehenden Ethereum-Updates weiten sich derweil auf die Mining-Gemeinde aus. Genauer gesagt geht es um die bevorstehende Implementierung von ProgPoW, eines neuen Konsensus-Algorithmus, der auf dem aktuellen Ethash-Algorithmus aufbauen soll.

Ziel des Ganzen ist eine Verringerung der Marktkonzentration von so genannten ASIC Minern. Dies sind speziell für das Krypto-Mining ausgelegte Grafikkarten, die gegenüber herkömmlichen GPUs und CPUs erhebliche Vorteile in Effizienz und Geschwindigkeit an den Tag legen. ProgPoW würde diese Vorteile entschärfen und für mehr Wettbewerb und Gleichheit im Mining sorgen, da auch GPU-Miner wieder konkurrenzfähig würden.

Für die ETH-Gemeinde ist ProgPoW eine Herzensangelegenheit. Denn lange galt die zweitgrößte Kryptowährung nach Marktkapitalisierung als mustergültiges Beispiel für ein dezentrales Netzwerk. Das Mining war nicht nur vermögenden Pools vorbehalten, auch Privatpersonen, die leistungsstarke Grafikkarten in ihren Rechnern verbaut hatten, konnten profitabel minen.

ASICs auch bei ETH auf dem Vormarsch

Die fetten Jahre sind allerdings vorbei. Wie bei BTC wird auch bei ETH das Mining zum umkämpften Geschäft, ASIC Miner sind an der Schwelle, die GPUs zu verdrängen. Dies versucht man durch ProgPoW zu verhindern.

Allerdings gilt auch hierbei: „Des einen Freud ist des anderen Leid.“ Während die ETH-Basis ob der anstehenden Hard Fork frohlockt, stellt sie die großen Mining Pools vor Probleme. Denn ASIC Miner fallen nicht vom Himmel; der Aufbau von konkurrenzfähigen Mining-Farmen verschlingt vorab Millionen an Investitionen, die Planung ist dementsprechend auf die lange Frist ausgelegt.

Sollte ProgPoW umgesetzt werden, drohen die Investitionen zu verpuffen; dies zumindest befürchtet Linzhi, ein im chinesischen Shenzhen ansässiger Hersteller von ASIC Minern. Laut Meldung von Coindesk veröffentlichte das Unternehmen am Dienstag, dem 8.1., ein Statement (das nirgendwo zu finden ist), in dem sich Linzhi „geschockt“ über die Implementierung von ProgPoW zeigt.

„Wir lehnen die willkürliche Durchsetzung von Regeln ab und fordern klare und gleiche Richtlinien für alle Hardwarehersteller,“

zitiert Coindesk die Pressemitteilung.

Die Anschaffung von ASIC Minern aus dem Hause Linzhi wäre nach dem Update kaum noch lohnenswert, da sie um ein Vielfaches teurer sind als gewöhnliche GPUs aber keinen Effizienzvorteil mehr hätten. Dieser ist bisher allerdings nur marginal. Im Gegensatz zum Bitcoin-PoW-Algorithmus, bei dem Miner noch mit ASICs profitabel „schürfen“ können, sind ASICs im ETH-Netzwerk nicht einmal doppelt so effizient.

ProgPoW kommt noch nicht im Januar

Indes ist überhaupt nicht klar, dass ProgPoW bereits in der für den 16. Januar geplanten Constantinople Hard Fork implementiert wird. Im Protokoll der letzten Sitzung des Ethereum-Kernentwicklerteams ist von der Implementierung des neuen Ethash-Algrithmus mit ProgPoW-Update keine Rede.

Auch wenn die Verhinderung von mehr Marktkonzentration im ETH-Netzwerk eine romantische Vorstellung ist, auf lange Sicht wird man mit viel Kapital – auch unter ProgPoW – Mittel und Wege finden, effizienter als die weniger vermögende Konkurrenz zu minen.

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