Die Vorreiter: Die zehn kryptofreundlichsten Länder der Welt

Rund um den Globus schreiten Nutzung und Bekanntheit von Blockchain und Kryptowährungen stetig voran. Allerdings geht die Adaption nicht überall im selben Tempo vonstatten. Einige Länder haben die Möglichkeiten der neuen Technologie früher erkannt und sprangen auf den Kryptozug auf, während andere zurückbleiben und wieder andere in die entgegengesetzte Richtung fuhren und versuchen, die Ausbreitung der Krypto-Adaption zu begrenzen.

Tobias Schmidt
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Beitragsbild: shutterstock

Heute wollen wir zunächst auf die Länder schauen, die bei der Übernahme von Blockchain-Anwendungen ganz vorne mit dabei sind. Dabei berücksichtigen wir sowohl den Stand der Regulierung von Kryptowährungen und des dahinterstehenden Ökosystems als auch Initiativen zur Nutzung der Blockchain und anderer Distributed-Ledger-Technologien. Hier kommen die Top 10 der kryptofreundlichsten Länder der Welt.

10. Dubai

Wenn man an Länder denkt, die oft mit Kryptowährungen in Verbindung gebracht werden, wäre man wohl erst spät auf das arabische Emirat Dubai gekommen. Da es in dieser Liste jedoch zu gleichen Teilen um die Akzeptanz von Kryptowährung und die Anwendung der Blockchain-Technologie geht, hat sich das Emirat eine Platzierung in den Top 10 verdient. Schon seit mehr als zwei Jahren arbeitet Dubai daran, mit der Hilfe der Blockchain zur Smart City aufzusteigen.

Auf diesem Weg hat der Wüstenstaat in der Zwischenzeit einige Schritte getan. Bis 2020 sollen beispielsweise alle Regierungsdokumente auf der Blockchain verwaltet werden. Einen Anfang machte das Grundbuchamt bereits mit der Landregistrierung, die seit fast einem Jahr komplett über die Blockchain läuft. Für seine Initiativen im Blockchain-Bereich wurde das Emirat schon mit einem Preis ausgezeichnet.

9. Bermuda

Bermuda ist bekannt als Steuerparadies, das recht lockere Regularien für Unternehmen bietet. Während dieser Ruf in vielen Fällen zwielichtig anmutet, versucht der Inselstaat gegenzusteuern, und gerade im Bezug auf die Blockchain-Industrie eine Richtung vorzugeben. In einem Positionspapier zur Kryptoregulierung will man Blockchain-Unternehmen das Angebot machen, nach klaren Regeln auf Bermuda zu agieren.

Darüber hinaus gelang es Bermuda mit Binance, die weltweit größte Kryptobörse an Land zu ziehen. Wie in einem gemeinsam unterzeichneten Vertrag festgehalten wird, will die Binance Charity Foundation insgesamt 15 Millionen US-Dollar in Kryptobildungsprogramme und Blockchain-Start-ups investieren. Damit stellt die Insel einen Wachstumsmarkt im Blockchain-Bereich dar – mal sehen, was sich daraus noch entwickelt.

8. Singapur

Der Stadtstaat Singapur zeigt sich sowohl gegenüber Kryptowährungen als auch gegenüber der Blockchain und ihren multiplen Anwendungsmöglichkeiten aufgeschlossen. So verfolgt die Regierung gemeinsam mit der Zentralbank eine klare Blockchain-Strategie, die auf die Verbindung von Zentralbanken weltweit mittels Distributed-Ledger-Technologie abzielt. Auch in der Hafenlogistik will der Staat im südchinesischen Meer die Blockchain nutzbarer machen.

In Sachen Kryptoregulierung hatte man sich lange Zeit für eine Politik der freien Hand für Krypto-Unternehmen entschieden, was neben vielen guten Projekten auch zwielichtige Geschäftsmodelle anzog. Indem die Zentralbank in diesem Jahr allerdings einen Scam-ICO stoppte und die Börsen dazu aufrief, sich an Regeln zu halten, setzte sie ein wichtiges Zeichen für Recht und Ordnung.

7. Slowenien

Während in anderen Ländern noch um die Akzeptanz des Bitcoin gerungen wird, hat man ihm in Slowenien schon ein Denkmal errichtet. In der Stadt Kranj kann man eine riesige Bitcoin-Münze in einem Kreisverkehr umfahren. So soll jeder Durchreisende darauf aufmerksam gemacht werden, dass es der kleine Balkanstaat mit seinem Ziel, eins der europäischen Blockchain-Hubs zu werden, ernst meint.

Bereits jetzt befindet sich das Land auf einem guten Weg. Unterstützt von der Regierung, beheimatet Slowenien eine ganze Reihe an innovativen Blockchain-Start-ups. Auch für Initial Coin Offerings ist das Land dank einer freundlichen Gesetzgebung ein beliebter Standort. Zudem geht es mit der Krypto-Adaption voran: In slowenischen Einkaufszentren kann man seinen Kaffee bereits in Bitcoin bezahlen.

6. Hongkong

Hongkong ist genau genommen kein eigener Staat, sondern hat lediglich den Status einer Sonderverwaltungszone innerhalb der Volksrepublik China. Da Hongkong seine Geschicke in der Finanz- und Wirtschaftspolitik eigenständig gestalten darf, führen wir die Stadt hier dennoch auf. Gerade in ihrer Rolle als Sonderverwaltungszone mit besonderen wirtschaftlichen Freiheiten erfüllt sie nämlich eine wichtige Funktion im chinesischen Krypto-Ökosystem.

So stellte Hongkong nach der vom Staat erzwungenen freiwilligen Schließung der Kryptobörsen im Land einen sicheren Hafen für den Kryptohandel dar. Die größten chinesischen Kryptobörsen zogen nach Hongkong. Von dort konnten sie dank der räumlichen und kulturellen Nähe problemlos weiterhin den Handel mit Kryptowährungen ermöglichen.

5. Gibraltar

Für Gibraltar ist die Lage recht ähnlich wie bei Hongkong. Der Landzipfel ganz im Süden Spaniens ist offiziell Teil des Vereinigten Königreichs, hat jedoch über die Wirtschaftspolitik weitestgehend freie Hand. Diese Freiheiten möchte der kleine Staat gerne nutzen, um zum Blockchain-Hot-Spot im Mittelmeer aufzusteigen.

Helfen soll dabei in erster Linie eine kryptofreundliche Regulierung. Zum einen hat Gibraltar schon im letzten Jahr damit begonnen, eine Lizenz für FinTech-Firmen herauszugeben, um Blockchain-Start-ups anzuziehen. In diesem Jahr setzte man noch eins drauf und brachte eine Regulierung von ICOs auf den Weg. Damit sollen besagte Blockchain-Unternehmen dazu ermutigt werden, von Gibraltar aus die Ausgabe ihres Token zu starten. Gleichzeitig werden durch rechtliche Rahmenbedingungen Investoren und Kunden geschützt.

4. Malta

Malta ist die Jurisdiktion, die sich mit Gibraltar um die Krone im Mittelmeer streitet – und dabei aktuell die Nase vorne hat. Ähnlich wie Gibraltar stellt Malta mit einer Blockchain-freundlichen Gesetzgebung einen Rahmen für Krypto-Unternehmen bereit. Der Inselstaat hat aber noch ein weiteres Ass im Ärmel.

So zog die ehemals chinesische Kryptobörse Binance, der weltweit größte Handelsplatz für Kryptowährungen, in diesem Jahr nach Malta. Gemeinsam mit der Exchange sowie mit einigen anderen Investoren eröffnet man nun die erste dezentrale Bank mit Standort auf Malta. Die Founders Bank bietet künftig ein Token-System an, mit dem Investoren am Unternehmen teilhaben.

3. Japan

Die japanische Krypto-Community ist eine der größten der Welt – von der kryptofeindlichen Haltung der chinesischen Regierung profitierte sie zudem überproportional viel. Entsprechend notwendig ist hier eine klare Regulierung des Kryptomarktes. Im Gegensatz zu kleineren, deregulierten Standorten wie Malta und Gibraltar entschied sich Japan – die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt – für einen Ansatz nach dem Motto „hart, aber gerecht“.

So trat bereits im vergangenen Jahr ein Gesetz in Kraft, das eine verstärkte Kontrolle aller am Kryptomarkt tätiger Unternehmen beinhaltet, allen voran Kryptobörsen. So ist es der Finanzmarktregulierung FSA möglich, gezielt Anti-Geldwäscherichtlinien (AML) und Know-Your-Customer-Grundsätze (KYC) durchzusetzen. Im Rahmen dieses Gesetzes ist auch Bitcoin zum legalen Zahlungsmittel erklärt worden.

Nach eingehender Prüfung erhielten zum Oktober 2017 insgesamt elf Kryptobörsen eine offizielle Lizenz der Finanzaufsicht. Damit waren sowohl für die Handelsplätze selbst als auch für die vielen Krypto-Enthusiasten in Japan klare Verhältnisse geschaffen und Unsicherheiten beseitigt. Auch nach dem Hack der Kryptobörse Coincheck reagierte man und zog die schwarzen Schafe unter den Exchanges aus dem Rennen. So schafft die japanische Regierung Vertrauen in das eigene Krypto-Ökosystem und legt eine Basis für eine nachhaltige Entwicklung von Kryptowährungen in dem Land.

2. Schweiz

Repräsentativ für die gesamte Schweiz könnte an dieser Stelle schlicht und einfach auch das „Krypto-Valley“ Zug stehen. Der Mix aus innovationsfördernder Gesetzgebung und der sich langsam etablierenden Adaption von Kryptowährungen macht das Schweizer Kanton zum beliebten Ausgangspunkt für zahlreiche Kryptoprojekte. Zwischen 50 und 100 kolportierte Unternehmen und Start-ups sollen dort ihren Sitz haben.

Bürgermeister Dolfi Müller will Zug zum „globalen Dorf“ machen, das man in der globalen FinTech-Branche kennt. Neben einem ICO Code of Conduct, der die Ausgabe eigener Token in geregelte Bahnen lenken soll, startete man auch einen Testversuch mit Wahlen auf der Blockchain.

Doch auch auf Bundesebene spielt die Schweiz ganz vorne mit. So gründete sie zu Beginn des Jahres eine Blockchain-Taskforce, um mögliche Handlungsfelder im Bereich Blockchain und Kryptowährungen auszuloten. Kurz darauf brachte man großzügige Richtlinien zur ICO-Regulierung hervor. Nur auf eine eigene nationale Kryptowährung wartet man noch – davon wurde erst einmal wieder Abstand genommen.

1. Estland

Estland erklimmt den Top-Spot unserer Liste, was für viele im ersten Moment überraschend wirken mag. Tatsächlich jedoch gehört das baltische Land seit geraumer Zeit zur europäischen Avantgarde, wenn es um das Thema Digitalisierung geht. Selbstverständlich bleibt da auch die Blockchain-Technologie von der estnischen Regierung nicht unentdeckt.

Im letzten Jahr reiste BTC-ECHO nach Talinn, um die Entwicklungen in Estland persönlich zu begutachten. Dabei interessierte uns vor allem das Programm eResidency, das jedem Bürger eine digitale Staatsbürgerschaft zuspricht. Mit Hilfe dieser wird die gesamte Verwaltung des Landes digitalisiert. Zudem trafen wir Guardtime, eines der größten Blockchain-Unternehmen der Welt. Guardtime ist auf IT-Sicherheit fokussiert und arbeitet eng mit dem estnischen Staat zusammen.

Als eines der ersten Länder erwog Estland zudem die Herausgabe einer eigenen Kryptowährung. Als Ergänzung zum bereits existierenden Programm der eResidency wollte man einen Estcoin zur Zahlungsabwicklung etablieren. Hätte die Europäische Zentralbank den Bestrebungen keinen Riegel vorgeschoben (Begründung: In der Eurozone darf es kein anders gesetzliches Zahlungsmittel als den Euro geben) – wer weiß, vielleicht wäre uns der Petro als „erste staatliche Kryptowährung“ erspart geblieben.

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