Nachzügler: Die zehn kryptoskeptischsten Länder der Welt

Rund um den Globus schreiten Nutzung und Bekanntheit von Blockchain und Kryptowährungen stetig voran. Allerdings geht die Adaption nicht überall im selben Tempo vonstatten. Einige Länder haben die Möglichkeiten der neuen Technologie früher erkannt und sprangen auf den Kryptozug auf, während andere zurückbleiben und wieder andere in die entgegengesetzte Richtung fuhren und versuchen, die Ausbreitung von Blockchain und Kryptowährungen zu begrenzen.

Tobias Schmidt
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Beitragsbild: shutterstock

In der vergangenen Woche betrachteten wir die Vorreiter im Bereich Blockchain und Kryptowährungen. Jetzt drehen wir die Medaille um und schauen auf die Länder, die noch nicht so weit sind. Im Gegensatz zur Liste der Vorreiter wird diese Liste ein wenig anders ausfallen. Das liegt daran, dass es in einigen Ländern keine konkrete Haltung zu Kryptrowährungen oder der Blockchain-Technologie gibt. Wir nehmen also besonders die Länder unter die Lupe, die sich mit dem Thema auseinandersetzen und auf dieser Basis entscheiden, eine restriktive Haltung einzunehmen. Darüber hinaus berechnen wir auch Länder ein, die dem globalen Krypto-Ökosystem in besonderer Weise schaden.

10. Island

In einer Liste mit den 10 Ländern, die Kryptowährungen und der Blockchain besonders feindlich gesinnt sind, erwartet der geneigte Leser und Krypto-Interessent nicht unbedingt das kleine und sympathische Island. Zumal Island international dafür bekannt ist, ein beliebter Standort für Mining-Farmen zu sein. Unter anderem Genesis Mining betreibt seine Mining Rigs auf Island. Dass die Wahl auf Island fällt, lässt sich allerdings beinahe ausschließlich auf die dortigen günstigen klimatischen Verhältnisse zurückführen.

Darüber hinaus bietet Island Krypto-Enthusiasten nämlich nicht gerade viel. Der Handel mit Kryptowährungen ist auf Island streng genommen nämlich illegal. Der Grund dafür liegt in den Nachwirkungen des Bankenkollapses im Zuge der Finanzkrise 2008. Damals führte man strenge Wechselkontrollen für die Landeswährung Krona ein. So kann die isländische Währung weder aus dem Land ausgeführt werden, noch können ausländische Währungen als Zahlungsmittel auf Island verwendet werden. Kryptowährungen fallen nach dieser Lesart in die Kategorie Fremdwährungen.

9. China

Im Gegensatz zu Island, dem man eine Platzierung in den Top 10 der kryptoskeptischsten Länder nicht unbedingt zugetraut hätte, überrascht bei China vermutlich die vergleichsweise tiefe Platzierung. Schließlich beherrschte das Reich der Mitte mit seinem ICO-Verbot sowie der Schließung der Kryptobörsen wochenlang die Schlagzeilen. Auch gegenüber dem Mining zeigen sich KP und PBOC nicht immer freundlich und versuchen unter dem Vorwand von Umweltbedenken Mining-Anbieter aus dem Land zu drängen.

Allerdings betrachten wir – wie schon bei den zehn freundlichsten Ländern – neben der Regulierung von Kryptowährungen auch die Blockchain-Adaption. Hier schneidet China überdurchschnittlich gut ab. Das ist zum einen auf die Bemühungen der Privatwirtschaft zurückzuführen – mehr als die Hälfte der Blockchain-Patente weltweit wurden in China angemeldet. Auch die Regierung selbst zeigt sich an der Technologie interessiert, was die Veröffentlichung der Blockchain-Fibel für Führungskader unterstreicht.

Eine detailliertere Betrachtung der Kryptosituation in China findet ihr hier.

8. Iran

Im Iran hängen Wohl und Wehen von Kryptowährungen direkt von der politischen und vor allem der wirtschaftlichen Situation im Land zusammen. Ging es der Volkswirtschaft und vor allem der staatlichen Währung Rial gut, zeigte sich auch die Regierung der Islamischen Republik offen gegenüber Kryptowährungen. So diskutierte der Hohe Rat für den Cyberspace im vergangenen Jahr offen über die Annahme von Kryptowährungen und zog sogar ein positives Fazit. Der Präsident der Vereinigten Staaten bereitete der kryptofreundlichen Haltung der Regierung jedoch ein schnelles Ende.

Seitdem die USA die Wiedereinsetzung der Sanktionen gegen den Iran ins Spiel brachten, trat der Rial in eine spürbare Inflation ein. Zeitgleich erfreuten sich Bitcoin und andere Kryptowährungen einer verstärkten Beliebtheit. Diese Entwicklung veranlasste die iranische Regierung dazu, einzugreifen. Unter dem Vorwand der Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorfinanzierung sprach die Zentralbank schließlich ein Verbot für alle Banken und Finanzinstitute des Landes aus, Kryptowährungen zu nutzen. Geholfen hat es bisher jedoch wenig: Die Nutzung von Kryptowährungen nimmt weiter zu.

7. Vietnam

In Vietnam gibt es seit dem 1. Januar 2018 ein Verbot für Kryptowährungen. Wie von der vietnamesischen Zentralbank bereits im Oktober 2017 bekannt gegeben, dulde man keine Zahlungsmittel neben der von der Zentralbank selbst herausgegebenen Landeswährung Dong. Auf die Widersetzung gegen diese Gesetzgebung wurden zum Teil recht hohe Geldstrafen ausgeschrieben. Die Nutzung von Bitcoin & Co. durch die Bevölkerung ließ sich damit jedoch nicht vollständig verhindern.

Anders ist es nicht zu erklären, dass sich Vietnam seit Januar 2018 zu einem der am stärksten wachsenden Mining-Standorte entwickeln konnte. Im Gegensatz zur Nutzung von Kryptowährungen war das Minen zunächst nämlich nicht unterbunden. Doch auch dieser Schritt sollte im Laufe des Jahres vonseiten der Regierung folgen. Nach dem Einfuhrstop für Mining-Hardware im Juni gingen Regierung und Zentralbank auch gegen einzelne Mining-Betreiber im Land vor. Da hilft es dem Krypto-Ökosystem auch nicht gerade weiter, dass es verstärkt Betrugsfälle im Zusammenhang mit Cloud-Mining gegeben hatte.

6. Saudi-Arabien

Das Kryptoverbot in Saudi-Arabien im August 2018 kam doch eher überraschend. In einer Stellungnahme eines Ausschusses von Finanzmarktregulierern hieß es dazu, dass der Bitcoin-Handel keiner staatlichen Aufsicht unterliege. Somit tragen Trader und Investoren hohe Risiken. Die Erklärung des Königreichs warnt die Bevölkerung davor, solchen „Illusionen und Werde-Reich-Schemata“ zu folgen. Die Meinung zu Kryptowährungen ist also ziemlich eindeutig und ablehnend.

Dabei war das Königreich Saudi-Arabien in der Vergangenheit nicht unbedingt als besonders kryptofeindlich aufgefallen. In Sachen Blockchain-Adaption hatte man sich gar in eine gute Richtung bewegt. So spielte das Land bereits Szenarien eines Scharia-konformen Finanzdienstes unter Nutzung der Blockchain durch. Zudem testete man gemeinsam mit Ripple Labs den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr über xCurrent.

5. Marokko

Im Königreich Marokko sind Kryptowährungen – wie auch in den nordafrikanischen Nachbarstaaten Algerien und Ägypten – komplett verboten. In Marokko wurde im November 2017 bekannt gegeben, dass Transaktionen von Kryptowährungen gegen geltendes Recht verstoßen und bestraft werden, in Algerien folgte das Verbot zu Beginn 2018. In Ägypten warnte die Zentralbank Anfang 2018 lediglich vor den Auswirkungen des Bitcoin-Handels, das Zentrum für islamische Rechtsfragen verdammte Kryptowährungen jedoch als haram.

Finanzdienstleister haben aufgrund der speziellen Rechtslage in religiös geprägten Ländern traditionell einen schweren Stand. Jedoch gibt es auch hier Hoffnung:  Zumindest die Kryptowährung Stellar erhielt vom Shariyah Review Bureau ein Zertifikat, das den Coin als halal auszeichnete.

4. Bolivien

Der lateinamerikanische Binnenstaat Bolivien war einer der ersten und entschlossensten Länder, die Kryptowährungen generell verboten. Bereits 2014 befasste man sich mit dem Bitcoin und den langsam aufkommenden Altcoins und kam zu dem Ergebnis, dass die Kryptoszene zu gefährlich für die eigene Bevölkerung ist. In der Begründung gab man an, dass weder der Bitcoin noch andere Kryptowährungen durch eine anerkannte Institution legitimiert seien.

2017 schließlich ging die Regierung heftig gegen die Bitcoin-Unterstützer im eigenen Land vor. So wurden als „kleine Erinnerung der Bevölkerung an das Bitcoin-Verbot“ 60 Teilnehmer eines Workshops verhaftet. Kryptowährungen wurden per se als Pyramidenschemata gebrandmarkt, von dem sich das bolivianische Volk nicht einlullen lassen dürfe. Auch Initiativen zum Bitcoin-Mining wurden vom Staat unterdrückt und unterbunden. In der Mitte Südamerikas bleibt Krypto-Enthusiasten also beinahe die Luft zum Atmen weg.

3. Bangladesch

Auch in Bangladesch gilt es, wie in einigen hier genannten Ländern, muslimisches Recht im Auge zu behalten. Während sich die meisten kryptoskeptischen Staaten jedoch damit begnügen, Verbote auszusprechen, bekämpft der südasiatische Staat die Nutzung von Kryptowährungen regelrecht. In einem Erlass vom Dezember 2017, in dem Kryptowährungen offiziell verboten werden, nimmt man unter anderem Bezug auf Gesetze zur Bekämpfung von Terror und Geldwäsche.

Im Februar begannen Staat und Zentralbank dann, alle Bürger, die mit Kryptowährungen handeln, regelrecht zu verfolgen. Die Zentralbank warnte alle Geschäftsbanken eindringlich vor der Verwendung von Kryptowährungen. So sei auch die Polizei in die Durchsetzung des Gesetzes involviert und befinde sich „auf der Jagd“ nach Kryptonutzern in Bangladesch. Menschen, die mit Kryptowährungen zu tun haben, drohen lange Gefängnisstrafen. Mit seiner resoluten Haltung zu Kryptowährungen und der kompromisslosen Durchsetzung dieser Haltung hat sich Bangladesch eine Platzierung in den Top 3 redlich verdient.

2. Nordkorea

In dem abgeschotteten kommunistischen Staat Nordkorea gibt es keine klare Haltung zu Kryptowährungen. Angesichts der begrenzten Möglichkeiten der nordkoreanischen Bevölkerung, Kontakt zur Außenwelt aufzunehmen, ist eine innenpolitische Regulierung des Kryptohandels jedoch auch gar nicht nötig. Nordkoreaner haben schlicht keine Möglichkeiten, Kryptowährungen zu erwerben oder zu halten.

Es ist weniger die Haltung des Kim-Regimes als seine Taten, die Nordkorea zu einem der Feinde des globalen Kryptosystems machen. So häufen sich die Vorwürfe gegen den ostasiatischen Staat, hinter Hackerangriffen auf südkoreanische Kryptobörsen zu stecken. Bereits im letzten Jahr, als Südkorea zu den am stärksten wachsenden Kryptomärkten zählte, vermutete man nordkoreanische Hacker hinter den Angriffen. Neben gestohlenen Bitcoin und Ether soll der Staat zudem das Mining von Kryptowährungen betreiben.

Was führt die Regierung damit im Schilde? Nordkorea leidet inzwischen seit Jahrzehnten unter andauernden Wirtschaftssanktionen der internationalen Staatengemeinschaft. Geldmittel, die durch Kryptowährungen eingenommen werden, können die Sanktionen umgehen. Laut einer ehemaligen NSA-Mitarbeiterin soll ein Teil des Kryptogeldes auch in das nordkoreanische Atomprogramm geflossen sein – nicht gerade ein Vorzeige-Use-Case für Kryptowährungen.

1. Venezuela

Die Tatsache, dass Venezuela in dieser Auflistung den ersten Platz einnimmt, mag vielleicht überraschen. Schließlich gibt sich das Land als einer der Vorreiter der globalen Krypto-Ökonomie und brachte mit dem Petro die erste staatlich ausgegebene und garantierte Kryptowährung auf den Markt. Bei genauerer Betrachtung der Hintergründe des Petro überrascht die Einordnung Venezuelas jedoch gar nicht mehr so sehr.

So werden wir in Venezuela derzeit Zeugen einer der schlimmsten Hyperinflationen seit der Geldentwertung in der Weimarer Republik der frühen 1930er-Jahre. Bereits im Verlauf des vergangenen Jahres entwickelten sich vor allem Bitcoin und Ether zu Fluchtwährungen für die venezolanische Bevölkerung. Speziell das Mining von Kryptowährungen nahm angesichts der Geldentwertung des Bolivar rasant zu, ist Strom in dem ölreichen Land doch als einziges Gut zum Nulltarif zu haben.

Anfang 2018 begann die Regierung jedoch, das Konzept der Kryptowährung für ihre eigenen Zwecke zu kapern. So hat der Petro fast nichts mit dem Bitcoin oder anderen klassischen Kryptowährungen gemein, sondern ist bloß ein Mittel zum Zweck, um den Wert der Landeswährung an den Preis des Öls zu koppeln – der wichtigsten Ressource des Landes. Auch der Kurs des restaurierten Bolivar soberano soll so stabilisiert und die Inflation eingedämmt werden.

Durch die Zweckentfremdung des Prinzips Kryptowährung zur Stützung einer dysfunktionalen Volkswirtschaft und damit zur Legitimierung einer überforderten Regierung spielt Venezuela mit dem Vertrauen in das gesamte Ökosystem. Indem sich die venezolanische Regierung auch noch als Vorreiter des globalen Krypto-Ökosystems inszeniert, schadet sie der Krypto- und Blockchain-Adaption letztendlich also mehr als jedes restriktive Verbot, wie wir es in anderen Staaten beobachten.

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