Deutsche Börse Die Derivatisierung von Bitcoin – Ein Eingeständnis an institutionelle Investoren?

Immer häufiger wird Bitcoin durch traditionell verbriefte Wertpapiere einer nicht krypto-affinen Anlegerschicht zugänglich gemacht. Der Token wird damit in Fondskonstrukte beziehungsweise Schuldverschreibungen „gepresst“. Plötzlich wird dadurch eine Bitcoin-Partizipation via Wertpapierdepot bei der Hausbank möglich. Die Gründe für den technologischen Rückschritt, die Funktionsweise des neuen Bitcoin-Flaggschiffes an der Deutschen Börse (Xetra) und warum bessere Custody-Lösungen den Bitcoin-Derivaten Konkurrenz machen könnten. Das Freitagskommentar.

Sven Wagenknecht
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Auf einem Schachbrett ist ein Bauer von anderen Spielfiguren umzingelt, die institutionelle Investoren darstellen sollen.

Beitragsbild: Shutterstock

Diese Woche gab es zwei Meldungen, die dem Narrativ „Institutionelle Investoren steigen immer stärker in den Krypto-Markt ein“ Aufschub verliehen haben. Zum einen hat eine der größten amerikanischen Vermögensverwaltungen, Fidelity Investments, eine Umfrage veröffentlicht, in der eine erstaunlich hohe Krypto-Affinität institutioneller Investoren bescheinigt worden ist. Zum anderen wurde bekanntgegeben, dass demnächst ein Exchange Traded Product (ETP) auf Bitcoin an der Deutschen Börse, ergo Xetra, eingeführt wird.

Die Derivatisierung von Bitcoin gibt es nicht zum Nulltarif

Institutionelle Investoren lassen in den allermeisten Fällen die Finger von Bitcoin und Kryptowährungen. Nicht nur fehlt oftmals der Wille, Token zu erwerben und diese zu verwahren. Auch ist die regulatorische Unsicherheit groß, da es die internen wie externen Vorgaben häufig nicht erlauben. Um dennoch am Bitcoin-Kurs partizipieren zu können, bleibt nichts weiter übrig als ein reguliertes Finanzprodukt zu erwerben. Institutionelle Investoren bevorzugen in den meisten Fällen traditionelle Verbriefungen gegenüber direkten Token-Investments.

Allerdings ist es nicht ganz einfach ein solches Finanzprodukt mit Basiswert Bitcoin zu entwerfen, das im Anschluss noch attraktiv für Emittenten sowie Anleger ist. Schon länger gibt es beispielsweise Alternative Investmentfonds (AIFs), die einen Zugang zu Kryptowährungen im Gewand der alten Infrastruktur zulassen. Vergleicht man diese mit einem Direktinvestment in Bitcoin, dann weisen diese allerdings erhebliche Nachteile auf.

Vereinfacht gesprochen müssen Anleger hohe Kosten in Kauf nehmen, um über traditionelle Verbriefungen in Bitcoin indirekt investieren zu können. Aus diesem Grund hoffen viele Anleger auf einen öffentlich handelbaren börsengehandelten Indexfonds (ETF). Ein solcher ETF wäre dabei nicht nur relativ günstig im Vergleich zu den bestehenden AIFs, er würde zudem auch eine deutlich bessere Handelbarkeit, Zugänglichkeit und Liquidität ermöglichen.

So ist der BTCE an der Deutschen Börse (Xetra) einzuordnen

Eine solche Annäherung an ein „optimaleres Bitcoin-Derivat“ hat man mit dem Exchange Traded Product (ETP) unter dem Namen BTCetc Bitcoin Exchange Traded Crypto (BTCE) von dem Emittenten ETC Group geschaffen. So sollen Anleger das Bitcoin-Wertpapier noch in diesem Monat im elektronischen Handelssegment der Deutschen Börse (Xetra) handeln können. Zudem ist der ETC physisch besichert und bietet als Auszahloption daher auch den Basiswert Bitcoin selbst an. Orientiert hat man sich dabei an Exchange Traded Commodities (ETCs), wie sie für Rohstoffe und Edelmetalle üblich sind.

Im Gegensatz zu ETFs stellen sie allerdings kein Sondervermögen dar und sind somit von der Bonität des Emittenten abhängig. Man besitzt also ein Wertpapier, das als Schuldverschreibung verbrieft ist. Entsprechend kann ein ETC aus Anlegersicht nicht ganz mit der Königsklasse ETF mithalten. Gleiches gilt auch für die ETPs auf Kryptowährungen, die man bereits an der Börse Stuttgart handeln kann. Über den Emittenten Amun können Anleger in Form einer Exchange Traded Note (ETN) in verschiedene Kryptowährungen investieren.

Im Gegenzug für die zentrale Verwahrung und Abwicklung wird für den BTCE an der Xetra eine Kostenquote von 2 Prozent angegeben. Dies sind zwar 2 Prozent mehr als bei der eigenständigen Aufbewahrung, die bis auf das optionale Hardware Wallet, keine Kosten mit sich zieht. Dafür ist dies immer noch günstiger und zugänglicher als manche AlFs. Diese sind oftmals mit nachteiligen Auflagen für Anleger, zum Beispiel durch festgelegte Laufzeiten, hohe Mindestanlagesummen und Performance Fees, verbunden. Dass AIFs im Gegensatz zu passiven und börsengehandelten ETPs ein aktives Management aufweisen können, dürfte nur in Ausnahmefällen als Proargument aufgeführt werden. Erst recht, wenn es nur um die Abbildung von Bitcoin geht.

Custody für institutionelle Investoren macht langfristig Konkurrenz

Mit zunehmender Etablierung neuer Krypto-Verwahrstellen, so genannte Custody-Anbieter, könnte langfristig Konkurrenz für regulierte Bitcoin-Finanzprodukte entstehen. Da diese eine BaFin-Lizenz aufweisen müssen, wird die Krypto-Verwahrung auch für institutionelle Investoren immer interessanter. Schließlich muss hier nicht der Umweg über ein Derivat gegangen werden, sondern kann direkt in Token investiert werden.

Gesetzlichen wie internen Vorgaben kann man über die Verwahrung durch solche Drittanbieter immer besser nachkommen. Folglich wird man sich in Zukunft immer stärker die Frage stellen, ob man beispielsweise einen ETP via Börse Stuttgart oder Börse Frankfurt erwirbt oder ob man nicht doch neben seinem klassischen Wertpapierdepot noch ein „Token-Depot“ bei einem Custody-Anbieter einrichtet, um nicht über Umwege in Bitcoin zu investieren. Natürlich gibt es diesen Verwahrservice nicht zum Nulltarif. Die Gebühren dafür entsprechen aber nur einem Bruchteil eines regulierten Fonds respektive ETP.

Kein Fortschritt ohne Rückschritt

Manch ein Krypto-Enthusiast sieht in der traditionellen Verbriefung von digitalen Assets einen Rückschritt. Technologisch gesehen mag das absolut stimmen. Schließlich wird eine neue Technologie (Blockchain und Token) durch eine alte Technologie (urkundliche Verbriefung durch Zentralverwahrer) ersetzt. Auf der anderen Seite kann man aber auch sagen, dass dieser Rückschritt erst den Fortschritt möglich macht. Anstatt idealistisch zentrale Finanzlösungen gegenüber dezentralen Finanzlösungen abzulehnen, kann man pragmatisch die traditionelle Verbriefung von

Ganz selbstverständlich wird man in Zukunft sämtliche Vermögenswerte in Tokenform handeln und verwahren. Aktuell ist die Infrastruktur, Regulierung und Anlegerkultur aber noch nicht so weit. Produkte wie ein Bitcoin ETP schaffen eine Annäherung an die Krypto-Ökonomie, ohne, dass man seine alte „Komfort-Infrastrukturzone“ verlassen muss. Die meisten von uns haben auch mit Stützrädern das Fahrradfahren gelernt. Derivate und Mittelsmänner wie beispielsweise ETCs und Zentralverwahrer sind Stützräder, die wir aktuell noch brauchen, um Bitcoin erfolgreich in allen Anlegerklassen zu etablieren.

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