Kryptoskop Deutsche Bank prognostiziert die Zukunft des Zahlungsverkehrs

Die Deutsche Bank hat einen Bericht veröffentlicht, in dem die Entwicklung des Zahlungsverkehrs der kommenden Jahre aufgezeigt wird. Vom Bargeld werden sich die Menschen wohl vorerst nicht verabschieden. Andere Bezahlformen schreiten dafür ihrem Ende entgegen und machen den Platz für digitale Währungen frei.

Moritz Draht
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Beitragsbild: Shutterstock

Die Deutsche Bank hat den dreiteiligen Bericht „The Future of Payments“ veröffentlicht, in dem der gegenwärtige Stand und Entwicklungen der Zahlungsindustrie aufgefächert werden. An der Umfrage nahmen 3.600 Kunden der Bank in den USA, Großbritannien, China, Deutschland, Frankreich und Italien teil. Neben einer Bestandsaufnahme enthält der Bericht Prognosen zu Trends in den Bereichen Bargeld, Online und Mobile Payments sowie Kryptowährungen.

Deutsche Bank: Bargeld bleibt beliebt

Dem Bericht zufolge wird Bargeld auch in den kommenden Jahrzehnten ein integraler Bestandteil der Ökonomie sein. Über Jahrhunderte hinweg haben Menschen Vertrauen in Papier und Münze entwickelt, das bis heute ungebrochen sei.

Zudem führen wirtschaftliche Konfliktsituationen zum Wiederaufleben des Bargelds. So hat der Handelskrieg zwischen den USA und China viele Investoren dazu veranlasst, ihre Bestände in Bargeld zu erhöhen.

Adieu Plastikkarte

Die Plastikkarte sei auf lange Sicht vom Aussterben bedroht, wohingegen der Gebrauch von Bargeld und digitalen Zahlungsformen steigen wird. So werden bereits innerhalb der nächsten fünf Jahre zwei Fünftel der Einkäufe im US-amerikanischen Einzelhandel über das Mobiltelefon abgewickelt, was einer Vervierfachung des derzeitigen Niveaus entspricht.

Ähnliches Wachstum sei auch von anderen Industrieländern zu erwarten. In den Schwellenländern könnte der Effekt sogar noch früher eintreten. Viele Kunden in diesen Ländern gehen folglich direkt von Bargeld auf mobile Zahlungen über, ohne jemals eine Plastikkarte besessen zu haben.

Daten werden wertvoller

Die aus Zahlungen gewonnenen Daten werden in Zukunft immer wertvoller. Der Deutschen Bank nach könne dies zu einem Wegfall der Zahlungsgebühren führen. Auch Business-to-Business-Transaktionen sollen von dieser Entwicklung profitieren können.

Gegenwärtig warten Unternehmen durchschnittlich 70 Tage auf Zahlungen von Geschäftskunden. Die Verzögerungen seien ineffizienten internen Prozessen geschuldet, die die Digitalisierung des Zahlungsverkehrs zu lösen verspricht.

Im fernen Osten geht die Sonne auf

China weist den Weg in den digitalen Zahlungsverkehr. Das Land entwickelt derzeit eine weltweit führende digitale Zahlungsinfrastruktur. Schon jetzt entspricht der Wert der Online-Zahlungen im Land drei Viertel des Bruttoinlandsprodukts – nahezu eine Verdopplung des Anteils im Jahr 2012. Stand jetzt wird bereits knapp die Hälfte der Einkäufe im chinesischen Einzelhandel über eine Wallet getätigt.

Insgesamt könnte sich die Verteilung globaler Wirtschaftsmächte zugunsten Chinas als Epizentrum von Finanztechnologien verschieben. So hat China seine Bemühungen einer digitalen Zentralbankenwährung (Central Bank Digital Currency, CBDC) in jüngster Zeit verstärkt. Bei erwarteter Einführung Ende 2020 wird China die erste große Volkswirtschaft mit einer digitalen Währung sein.

Wenn in China tätige Unternehmen künftig gezwungen sind, einen digitalen Renminbi zu nutzen, wird dies die Vorrangstellung des US-Dollars auf dem globalen Finanzmarkt untergraben. Zudem wird diese Entwicklung andere Länder dazu zwingen, ebenfalls digitale Zentralbankenwährungen einzuführen, wie es bereits viele große Industrienationen angekündigt haben. Insgesamt wird ein CBDC für China ein mächtiges politisches und wirtschaftliches Instrument sein.

Chancen für Kryptowährungen

Trotz regulatorischer Hürden, die die Entwicklung und Adaption von Kryptowährungen bislang ausgebremst haben, sei in den nächsten Jahren mit einem deutlichen Anstieg der Verbraucherzahlen zu rechnen. Wenn das Wachstum der Nutzer von Wallets weiterhin in Korrelation zu dem der Internetnutzer steht, dann sei bis zum Ende des Jahrzehnts mit 200 Millionen Nutzern von Wallets zu rechnen. Dieser Wert entspräche dem Vierfachen des derzeitigen Niveaus.

Digitale Währungen haben laut der Deutschen Bank das Potenzial, den Zahlungsverkehr, das Bankwesen und die Zentralbanken radikal zu verändern. Die Entwicklung vom Goldstandard zum Fiat-Geld münde unweigerlich in der nächsten Entwicklungsstufe digitaler Währungen. Dafür müssten jedoch zuvor klare Regularien greifen, die privat oder staatlich herausgegebene Kryptowährungen in einen rechtssicheren Rahmen schnüren. Auch die hohe Volatilität von Kryptowährungen hemmen eine Massenadaption auf kurze Sicht.

Gegenüber traditionellen Anlagen versprechen Krypto-Assets jedoch für Investoren einige Vorteile, wie die Fraktionierung von Vermögenswerten per Tokenisierung. Die Verwendung als Wertanlage könnte folglich die Umstellung des Zahlungsverkehrs auf Kryptowährungen beschleunigen.

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