„Der Pioniergeist lebt“ – Jeff Gallas im Interview über die Lightning Conference

Am 19. und 20. Oktober findet in Berlin die Lightning Conference statt. Diese auf das Lightning-Netzwerk fokussierte Konferenz wird, wie zuvor schon die Lightning Hackdays, von Fulmo organisiert. BTC-ECHO sprach mit Jeff Gallas über dieses Event.

Dr. Philipp Giese
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Mit Lighting to the moon? Der Pioniergeist dazu soll jedenfalls auf der Lightning Conference vorhanden sein.

Beitragsbild: Shutterstock

BTC-ECHO: Fulmo hat zuvor einige Lightning Hackdays veranstaltet. Nun kommt es zu einer Lightning Conference. Was sind die Gemeinsamkeiten und Unterschiede? Was kann man von der Konferenz erwarten?

Jeff Gallas: Die Lightning Conference ist die nächste Stufe der Lightning Hackdays. Mit den seit Anfang 2018 an verschiedenen Orten stattfindenden Lightning Hackdays konnten wir die Community zusammenbringen, viel voneinander lernen und uns gegenseitig inspirieren. Es gab viel Raum für kreativen Gedankenaustausch, spontane Ideen, Basteleien und Projekte, die erstmal um ihrer selbst Willen angefangen wurden. Wahrscheinlich kann man dieses Gefühl am besten als #reckless-Spirit beschreiben.

Die Lightning Conference greift diesen Geist auf, ist aber formell etwas mehr als klassische Konferenz aufgestellt. Wir werden also zwei Bühnen mit geladenen Sprechern haben, die zu allen Lightning-relevanten Themen Vorträge halten werden. Wir erwarten unter anderem Elizabeth Stark, Christian Decker, Rusty Russell, Lisa Neigut und Olaoluwa Osuntokun. Es wird aber auch wieder einen großen Hacktable geben, an dem Workshops stattfinden und viele bestehende Projekte vorgeführt werden. Ziel ist es, wirklich das komplette Lightning-Ökosystem abzubilden, mit Entwicklern, Software- und Hardware-Projekten sowie Risikokapitalgebern, die sich besonders im Lightning-Bereich engagieren, als auch Börsen, die sich für die Technologie interessieren.

BTC-ECHO: Ein Ziel ist das Zusammenbringen der verschiedenen Lightning Communitys. Was sind denn die Unterschiede/Gräben zwischen den großen Implementierungen (lightning labs, eclair, c-lightning)?

Jeff Gallas: Das Lightning-Netzwerk ist trotz seines enormen Wachstums in den letzten Jahren immer noch überschaubar. Die großen Implementierungen haben von Anfang an miteinander gearbeitet, in dem Wissen, gemeinsam etwas zu schaffen, was größer ist als ein einzelnes Unternehmen oder ein persönliches Ego. Nach meiner Beobachtung herrscht zwischen den Implementierungen ein freundlicher Wettbewerb. Es gibt einen stetigen Austausch und kollaborativen Geist auf Protokollebene, konkurriert wird auf der Produktebene. Die Hauptimplementierungen versuchen dabei, perspektivisch verschiedene Anwendungsfelder zu bedienen. Die Zielgruppen sind nicht homogen, sondern die einzelnen Anwendungen richten sich beispielsweise an private Endanwender, professionelle Softwareentwickler oder Unternehmen.

BTC-ECHO: Vor der Konferenz findet noch ein Developer Meetup statt. Was kann man da erwarten und wie kann man mitmachen?

Jeff Gallas: Am 18. Oktober findet im Vorfeld der Konferenz ein ganztägiges Meetup statt, dass für den Austausch von Software-Entwicklern gedacht ist, die in irgendeiner Weise mit dem Lightning-Netzwerk arbeiten oder in dieser Umgebung Software entwickeln. Es wird ein loses Zusammentreffen sein, ohne größere Agenda und mit viel Raum für Fragen und Diskussionen. Man kann sich im Zuge eines Ticketkaufs für die Konferenz auf www.thelightningconference.com zum Meetup anmelden.

BTC-ECHO: Ich kann mich noch gut an den #reckless-Spirit auf dem zweiten Lightning Hackday erinnern. Damals war das Netzwerk noch sehr jung, die Nutzung des Lightning-Netzwerks durchaus noch buggy und teilweise auch aufwändig. Inzwischen ist hier Vieles gewachsen, das Lightning-Netzwerk wurde sozusagen erwachsen. Ist damit (und den inzwischen ca. 9 Millionen US-Dollar) auch ein wenig dieser ungestüme Pioniergeist verlorengegangen? Wenn ja, was trat an seine Stelle?

Jeff Gallas: Der Pioniergeist lebt! Es gibt eine unglaublich engagierte globale Community, die im Wochentakt neue Projekte, Produkte und Ideen umsetzt. Das wird man auch auf der Lightning Conference sehen – vom Hobbybastler aus der amerikanischen Prärie bis zum asiatischen Smartphone-Hersteller gibt es ganz unterschiedliche, aber allesamt unglaublich enthusiastische Community-Mitglieder.

BTC-ECHO: Jüngst gab es Berichte über einen Bug im Lightning-Netzwerk, der auch einen Exploit nach sich zog. Den Umständen entsprechend war der mediale Backlash sehr gering. Woran lag es deiner Meinung nach, dass das Drama nicht groß war?

Jeff Gallas: Da die verschiedenen Implementierungen eng zusammenarbeiten, wurde sich auch über diesen Bug vor einer allgemeinen Veröffentlichung ausgetauscht. So konnte der jeweilige Code relativ schnell gepatcht werden, und auch die Außenkommunikation lief relativ koordiniert ab, sodass es meines Wissens zu keinen größeren Verlusten durch den Bug kam.

BTC-ECHO: Gerade in Zeiten von großen „zentralen“ Network Nodes wiesen viele darauf hin, dass man nicht nur diese großen Nodes verwenden soll. Anwender sollen sich mit der Thematik so vertraut machen, dass sie auch kleinere Lightning Nodes verwenden. So nachvollziehbar derartige Aufrufe sind, schließen sie jedoch jene aus, die sich nicht mit Technik befassen wollen. Wie kann man bzgl. Lightning hier eine Balance herstellen?

Jeff Gallas: Im Prinzip stellt sich immer wieder dieselbe Frage: Wie viel Sicherheit möchte ich für Bedienungskomfort aufgeben? Die Antwort muss jeder selbst finden. Wichtig ist dabei nur, dass man im Basis-Protokoll möglichst viel Sicherheit, Autonomie und Verteilung hat, bevor man diese überhaupt aufgeben kann. Das ist bei Bitcoin und dem Lightning-Netzwerk der Fall. Es gibt für alle Nutzertypen immer mehr Angebote in verschiedenen Abstufungen, letztendlich muss man selbst herausfinden, was den eigenen Vorlieben und Nutzungsszenarien entspricht.

BTC-ECHO: Ein weiterer Vorwurf im Kontext vom Lightning-Netzwerk ist die Frage der Miner-Vergütung. Je mehr Nutzer im Lightning-Netzwerk bleiben, desto geringerer sind die Gebühren, die Miner erhalten. Gepaart mit dem sukzessiven Rückgang des Mining Rewards sinkt doch so der Anreiz für Miner…

Jeff Gallas: Diese Annahme geht davon aus, dass alle anderen Variablen, etwa Nutzeranzahl, Preis, Verbreitung, Hashrate usw. konstant bleiben. Die einzige Annahme, die definitiv falsch ist, ist, das auch nur eine einzige dieser Variablen stabil bleibt. Von daher ist die Frage der Miner-Vergütung immer ein bisschen Kaffeesatz-Leserei – niemand kann mit Sicherheit sagen, was in der Zukunft passiert.

Die Halbierungen der Block-Rewards sind aber für die Frage der Miner-Vergütung auch unabhängig vom Lightning-Netzwerk eine wichtige Fragestellung, die aktuell noch wesentlich interessanter und sehr viel unmittelbarer ist. Ungefähr im Mai 2020 ist es ja wieder soweit.

BTC-ECHO: Watchtowers, Multi Channel Payments, Taproot, Schnorr, innerhalb und um das Lightning-Netzwerk brodelt es. Was sind aus deiner Sicht die interessantesten Entwicklungen?

Jeff Gallas: Interessanter sind wahrscheinlich die Entwicklungen, die auf dem Bitcoin-Protokoll selber passieren, weil die positiven Effekte noch mehr Leute erreichen, also etwa eltoo, Schnorr und Taproot. Spannend ist eigentlich alles. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel Innovationskraft in diesen Open-Source-Projekten steckt. Die Basis-Protokolle sind solide. Entwickler optimieren und verfeinern sie weiterhin, um etwa die Privatsphäre zu optimieren oder die Kosten einer einzelnen Transaktion zu senken.

BTC-ECHO: Unabhängig von diesen einzelnen Entwicklungen: Wohin geht die Lightning-Reise? Was sind Neuerungen, auf die man sich bezüglich Apps, Use Cases etc. freuen kann?

Jeff Gallas: Davon sollte man sich auf der Lightning Conference am 19./20. Oktober 2019 in Berlin selbst ein Bild machen.

Lieber Jeff, vielen Dank für das Gespräch!

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