Der holprige Start des EOS Mainnet

Ein Jahr ist vorbei und der längste ICO der bisherigen Geschichte findet ein Ende. Jetzt soll EOS live gehen. Doch der Start des EOS Mainnet verläuft nicht ganz so reibungslos wie sich das viele vorstellen. Was passiert gerade mit EOS?

Alex Roos
von Alex Roos
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Aktuell durchläuft das EOS-Ökosystem die Phase nach dem Start des Mainnets. Nach bedenklichen Sicherheitslücken hat die EOS Mainnet Launch Group (EMLG) einstimmig für den Start des EOS Mainnet gestimmt. Mit anderen Worten, die EOS-Blockchain läuft!

Schwierigkeiten beim Voting der Block Producer

Eine Zeitlinie der EOS Blockchain. Aktuell bei der Wahl der Block Producer (BPs)

EOS funktioniert mit dem sogenannten Delegated-Proof-of-Stake-Algorithmus. Dabei können die Halter der Kryptowährung für Block-Produzenten stimmen. Je mehr Token eine Adresse hält, desto wertvoller ist deren Stimme. Der gleiche Mechanismus kommt auch bei BitShares und Steemit zum Einsatz, beides auch Konzeptionen von Dan Larimer, dem Erfinder von EOS.

Nach der ICO-Phase von EOS steht nun also die Wahl der Block Producer (kurz: BPs) an. Doch hier zeigen sich nun Komplikationen: Es ist nicht trivial, mit seinen bei dem ICO erworbenen Token eine Stimme für einen BP abzugeben. Das offizielle Tool dafür basiert auf einem Command Line Interface (kurz: CLI). Viele Computernutzer sind es nicht gewohnt, mit einer solchen Darstellung Programme zu bedienen.

Am 5. Juni (ca. 13 Uhr) haben weniger als 2 Prozent aller EOS-Token für einen Block-Produzenten gestimmt. Die EOS-Blockchain bietet bis jetzt nur eingeschränkte Funktionen – vor allem das Wählen der BPs. Erst wenn 15 Prozent aller EOS-Token ihre Stimme für einen BP abgegeben haben, erhält die Blockchain ihre übrigen Funktionen. Momentan befindet sich das System in einer Art Limbo.

Wie kann ich für einen EOS Block Producer wählen?

Wer EOS in der ICO-Phase erworben hat und nun an der Wahl der Block-Produzenten partizipieren möchte, hat einige Möglichkeiten. Generell gibt es zwei Alternativen.

Die erste ist die „offizielle“ und daher sicherste Option, nämlich die Nutzung der sogenannten „cleos“. Dabei handelt es sich um eine Open-Source-Applikation, die als CLI funktioniert. Also ein Programm, das über das Terminal gesteuert wird und keine graphische Oberfläche hat. Wie bereits angesprochen ist diese Bedienung nicht trivial und erfordert technische Grundkenntnisse, einen halben Tag Zeit und etwas Mut (schließlich geht es hier um bares Geld!). Eine ausführliche Anleitung ist in diesem Medium-Beitrag zu finden. Ein Wort der Warnung: Das ist nichts für schwache Nerven, man braucht Zeit, Geduld und etwas technisches Wissen.

Die andere Alternative ist ein Programm zu verwenden, dass ein potentieller Block Producer selbst geschrieben hat. Auch hier muss zuerst eine Warnung ausgesprochen werden – wie generell im Krypto-Space gilt: Wenn es sich um Programme einer dritten Partei handelt, ist äußerste Vorsicht geboten, denn die eigenen Private Keys könnten abgehört werden. So können die Token schnell weg sein. BTC-ECHO hat die hier genannten Tools nicht getestet. 

Ein grafisches Programm (GUI) ist GreyMass. Im Steemit Post beschreibt GreyMass, wie die Software zu verwenden ist und wie man von null auf eins kommt. Im Beitrag ist auch beschrieben, dass die Private Keys nie die lokale Maschine verlassen und daher keine Gefahr besteht, dass man sein Geld verliert.

Ein weiteres Tool eines Block Producers nennt sich „eosc“, von EOSCanada geschrieben. Eosc ist ebenfalls ein CLI-Programm, allerdings genießt EOSCanada einen guten Ruf in der EOS-Community und zählt sich zu den führenden BPs. Alohaeos hat auf Steemit einen Guide verfasst, der die Inbetriebnahme von eosc erklärt. Wichtig hierbei ist auch die Version der Chain zu überprüfen, bevor man wählt. Laut EOSCanada ist die korrekte Chain_id: aca376f206b8fc25a6ed44dbdc66547c36c6c33e3a119ffbeaef943642f0e906

Es gilt, vorsichtig mit seinen Private Keys umzugehen. Wer die Private Keys kontrolliert, hat vollen Zugriff auf die Bestände auf der Blockchain. Ein Reddit-Nutzer bemerkt:

Was passiert nun mit EOS?

Block.one, das Unternehmen, das bisher für EOS verantwortlich war, hat sich größtenteils aus dem Start des Mainnet herausgehalten. Schließlich soll EOS ein dezentrales Projekt sein. Auch wenn der eine oder andere wegen des langsamen Starts der EOS-Blockchain enttäuscht sein mag, gilt es jetzt Ruhe und Geduld zu bewahren.

Wie bereits bekannt ist, halten wenige Adressen knapp 50 Prozent aller Token. Wenn diese Instanzen sich einmal zur Wahlurne bequemt haben, sollte der Start der Blockchain kein Problem mehr sein. Es heißt also weiterhin „abwarten“. Gerade für kleinere EOS-Token-Holder empfiehlt es sich, die Füße still zu halten. Wenn man nicht gerade Lust auf ein technisches Abenteuer im Terminal hat, lohnt sich die Mühe für die Wahl wahrscheinlich nicht.

Kritik zum EOS Mainnet Launch

Die Kritik gegen EOS und Block.one wird vor allem auf Reddit laut. „4 Milliarden bei dem ICO eingenommen und keine GUI zum Wählen der BPs.“ Durch die technische Hürde sind „Normalos“ praktisch von der Wahl ausgeschlossen, was den Gedanken der Dezentralität nicht gerade stärkt. Auf der anderen Seite ist der Mangel an Koordination ein Nebeneffekt eben dieser Dezentralität.

Gegen Dezentralität spricht auch die einseitige Verteilung der EOS-Token. Sollte ein einziger großer Investor sich zur Wahlurne durchgekämpft haben, könnte das Minimum der 15 Prozent sofort erfüllt sein und die EOS-Blockchain würde mit dieser einseitigen Wahl starten.

Auch eine Kritik Vitalik Buterins wurde auf dem /r/eos Subreddit aufgegriffen und scheint sich zu bewahrheiten. Der Aufwand und das Risiko bei den Wahlen teilzunehmen ist zu hoch. Daher wählen viele Investoren gar nicht, schon gar nicht „the average Joe“.

Einige wichtige Links zum Überprüfen des Fortschritts

  • Ein Blockexplorer für EOS zeigt, dass seit dem 09. Juni keine neuen Blöcke produziert wurden.
  • Auf EOScountdown lässt sich erkennen, dass die Wahlen noch im Gange sind.

Die Situation ist sehr frisch und entwickelt sich stündlich weiter. BTC-ECHO wird euch weiterhin auf dem Laufenden halten. 

BTC-ECHO

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