Death Cross: Verkaufssignal, Bear Trap oder Windhauch?

In letzter Zeit verfolgen viele Bitcoin-Investoren mit Sorge die Entwicklung eines bestimmten Chart Patterns. Ein Death Cross oder Todeskreuz soll einen kommenden dramatischen Kursfall voraussagen, andere sehen dahinter eine Bear Trap. Was machen wir aus dieser Formation?

Dr. Philipp Giese
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Beitragsbild: Cemetery night

Passend zum Gründonnerstag erinnerte sich Bitcoin an die Botschaften des Eligius Mining Pools und dachte „bilden wir doch mal ein Todeskreuz!“. Und so droht im Tageschart der SMA50 unter den SMA100 zu fallen. Konkret heißt das Folgendes: Der gleitende Mittelwert der letzten 50 Tage fällt unter den der letzten 200 Tage. Bitcoin liegt also inzwischen lange genug unter den Mittelwerten, dass der schnellere den trägeren nun kreuzt.

Was ist ein Death Cross?

Sagen wir es sehr ernüchternd: Es ist in allererster Linie eine Darstellung der aktuellen Situation. Der Kurs hat sich eben seit einer Weile so schlecht entwickelt, dass er niedriger als der gleitende Mittelwert der letzten 50 beziehungsweise 200 Tage liegt. Er hat also schlechter performt als der durchschnittliche Wert der letzten sieben Wochen beziehungsweise des letzten halben Jahres. Und das tat er nun so lange, dass der Durchschnitt der letzten sieben Wochen nun unter dem des letzten halben Jahres gefallen ist.

Das ist erstmal eine Information über die Vergangenheit und – Hand aufs Herz – durchaus offensichtlich. Im letzten halben Jahr hat Bitcoin eine unglaubliche Rally hingelegt, die den Kurs auf fast 17.000 Euro hochtrieb. Seit Januar 2018 ist der Kurs jedoch am Fallen. Das Todeskreuz würde also das Offensichtliche bestätigen.

Das lässt sich prinzipiell über verschiedene Trendlinien und Indikatoren sagen. Der Fairness halber muss man jedoch betonen, dass Trader und Trading Bots häufig mit derartigen Werten arbeiten. Es stellt sich also die Frage, ob der Markt im großem Stil auf Todeskreuze achtet.

Vorbote für weitere Kursfälle?

Verschiedene Quellen sehen derartige Todeskreuze tatsächlich als Vorboten für einen dramatischen Kurssturz. Wie die untere Abbildung zeigt, existiert dafür durchaus ein Beispiel im Kursverlauf von Bitcoin:

In den Märkten jenseits der Kryptowährungen ist das Todeskreuz oder Death Cross ein stehender Begriff. Ob es ein derartig gutes Signal ist, kann man bestreiten, einige Analysten betrachten zusätzlich das Handelsvolumen, andere betrachten weitere Indikatoren.

Handelt es sich um eine Bear Trap?

Wieder andere bewerten, bezogen auf die aktuelle Entwicklung des Todeskreuzes, es als eine Bear Trap, eine Falle für jene, die nervös verkaufen oder hier eine Chance auf eine Shorting Position wittern.

Sie verweisen darauf, dass ein Todeskreuz schon mehrfach vorkam und nicht immer zum dramatischen Kurssturz führte:

Von den Ereignissen, in denen es nach einem Todeskreuz aussah, ist lediglich eines in einem dramatischen Kurssturz geendet – bei vier Ereignissen seit 2013 handelt es sich also nur um 25 %. Die real eingetretenen Todeskreuze weisen eine ähnliche Bilanz auf: Hier handelt es sich zwar um 33 %, aber viel mehr ist das auch nicht. Insgesamt ist das einzige Mal, dass es zu einem dramatischen Kurssturz nach diesem Todeskreuz kam, das Todeskreuz vom 5. September 2015. Auch andere Kryptowährungen konnten Todeskreuze vorweisen, aber sind nicht immer dramatisch gestürzt.

Nun könnte man sich, wie es die Vertreter der Bear-Trap-Hypothese auch tun, zurücklehnen und sagen, dass es so gut wie nie zu einem dramatischen Kurssturz komme. 25 % beziehungsweise 33 % Risiko sind nicht viel. Man muss jedoch einräumen, dass drei beziehungsweise vier Ereignisse keine gute Statistik sind. Im 1h-Chart sieht die Situation eindeutiger aus:

Ob jedoch vom Verhalten der Day- und Swingtrader auf das der Langzeitinvestoren extrapoliert werden kann, ist fragwürdig.

Was sollen wir mit diesem Todeskreuz machen?

Insgesamt gilt, dass man das Todeskreuz im Bereich der Tageskerzen als das nehmen soll, was es ist: Ein Indikator, der die schlechte Entwicklung Bitcoins in den letzten Wochen illustriert. Daraus mehr zu machen und nun Angst zu haben, dass es bezüglich des Todeskreuzes zu dramatischen Kursrutschen kommt, ist eher fehl am Platz.

Die eigene Investmentstrategie sollte ohnehin entweder mit derartigen Signalen arbeiten – ob derartige Strategien profitversprechend sind, lässt sich gegebenenfalls mit einem Backtesting überprüfen – oder, wenn man ohnehin Langzeitinvestor ist, nicht zu viel auf solche Signale geben. So oder so gilt: Jetzt aus dem Nichts heraus sollte man nicht wegen eines Todeskreuzes in Panik geraten, Totgesagte leben länger.

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