Fake it until you make it Coinsquare CEO orchestriert Wash Trading

Aus veröffentlichten E-Mails, Slack-Chats und anderen Dateien geht hervor, dass der CEO der kanadischen Börse seine Mitarbeiter zum Wash-Trading anstiftete. Eine Methode, die im Aktienmarkt schon lange verboten ist.

Dana Hajek
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Beitragsbild: Shutterstock

Wie VICE Motherboard am 12. Juni enthüllte, belasten verschiedene Dokumente den Coinsquare CEO Cole Diamond, das Handelsvolumen der Börse künstlich aufgebläht zu haben.

Den Recherchen zufolge betrieb Coinsquare sogenanntes Wash Trading. Dabei wird das Handelsvolumen einer Kryptowährung auf einer Exchange fälschlich erhöht, um ein steigendes Interesse des jeweiligen Coins vorzugaukeln. Genauer gesagt, verkauft ein Anleger einen Coin an einer Krypto-Börse und kauft anschließend dieselbe Menge wieder ein – oder umgekehrt. Hierbei bleibt die Menge des Betrags immer in denselben Händen, während gleichzeitig das Handelsvolumen manipuliert und letztlich gesteigert wird.

Wash-Tradings manipulieren den Markt und sind in der EU sowie laut US-Recht strengstens verboten. Wegen fehlender Regulierung ist der Krypto-Markt vergleichweise anfällig für Wash-Tradings.

Nicht die OSC verärgern

Die Vorwürfe kamen kurz nachdem VICE Motherboard am 4. Juni schon berichtete, dass die Börse mit mutmaßlichen Hackerangriffen zu kämpfen hatte. So entwendeten einige Mitarbeiter 5.000 Telefonnummern und E-Mailadressen von der Börse, um sie für SIM-Swapping-Betrug zu benutzen.

„Schaltet es wieder ein”, schrieb CEO Diamond wütend in einer E-Mail an einige Mitarbeiter im März letzten Jahres. Die Nachricht bezog sich auf eine Person des Teams, die den internen Handel manipulierenden Code ausschaltete. Scheinbar fürchtete dieser die strafrechtliche Verfolgung der Ontario State Commission (OSC), der Aufsichtsbehörde der kanadischen Provinz, so VICE Motherboard. Er „wollte die OSC mit der Aktion nicht testen”, antwortete der Mitarbeiter Diamonds. Denn einige Tage zuvor habe die OSC das Unternehmen besucht, hieß es in den E-Mails des Unternehmens.

Explizite Kommandos zum Wash Trading

Wie aus den Unterlagen weiter hervorgeht, habe Diamond den Mitarbeiter vor der „massiven Veränderung“ gewarnt, die aus seiner Handlung resultiere. Somit würde sich ein Ausschalten des Codes auf die sichtbare Liquidität auswirken, die ohne das Wash Trading auffallend geringer wäre. Diamond befahl daraufhin seinem Mitarbeiter ausdrücklich, den Code wieder einzuschalten.

Der Mitarbeiter „habe es nicht gutgeheißen, aber es getan, weil Cole ihn darum bat”, heißt es in einer E-Mail zwischen Kollegen. „Cole entschied final das Wash Trading fortzusetzen”, schreiben die Kollegen.

Den Dokumenten zufolge hätten Coinsquares leitende Angestellte außerdem viele Maßnahmen ergriffen, um den Begriff „Wash Trading“ in der Online-Kommunikation des Teams zu unterbinden. Hierbei äußerte sich die Teamleiter besorgt und fürchtete, Nachforschungen brächten eventuell belastende Unterlagen zutage.

Bereits 2018 und 2019 kursierte der Verdacht, Coinsquare würde das Handelsvolumen fälschen. Aufgefallen war dies einer Gruppe von Reddit-Usern, die merkten, das etwas nicht stimmte. Der Großteil des Handels der Börse habe demnach außerhalb der normalen Handelszeiten stattgefunden.

90 Prozent des Krypto-Handelsvolumens sind fake

Wash Trading ist im Krypto-Sektor ein großes Problem. Wie BTC-ECHO schon 2019 berichtete, dürfte bei so mancher Top-10-Kryptowährung weit über 90 Prozent des Handelsvolumens auf Wash Trading zurückzuführen sein.

Laut Openmarketcap, einer Kurs- und Datenplattform, die eigenen Angaben zufolge nur Wash-Trading-freie Bitcoin-Börsen listet, betrug das Bitcoin-Handelsvolumen im April letzten Jahres 630 Millionen US-Dollar. Demgegenüber verbuchte das tägliche Handelsvolumen auf Coingecko einen Gesamtwert von 13 Milliarden US-Dollar. 95 Prozent des Volumens seien demnach gefaket.

Gleiches gilt für Ethereum. Angeblich belief sich das 24-stündige Handelsvolumen von Buterins Coin zum damaligen Zeitpunkt auf 5,5 Milliarden US-Dollar. Laut Openmarketcap seien es jedoch nur 159 Millionen US-Dollar gewesen, was einem Aufblähen um 97 Prozent entspricht.

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