Adieu, Privatsphäre? Chainalysis legt Dash und Zcash auf den Seziertisch

Das Blockchain-Unternehmen Chainalysis erfasst künftig auch Dash- und Zcash-Transaktionen. Endet die Ära der Privacy Coins?

Moritz Draht
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Beitragsbild: Shutterstock

Kryptowährungen nutzen nur Verbrecher, die ihre illegalen Geschäfte im Dark Net verschleiern wollen: Dieser Vorwurf ist so alt, wie Bitcoin selbst und wird dem Krypto-Kosmos wohl auf ewig anhaften. Dass sich die wenigsten Coins für den schnellen Drogen- und Waffendeal im virtuellen Raum eignen, geht in der Debatte um Krypto-Regulierung meist unter. Wer Bitcoin und Co. für illegale Machenschaften nutzt, kann im Terminkalender einen Besuch der Strafverfolgungsbehörden einplanen. Längst haben sich sogenannte Privacy Coins wie Monero (XMR) und Dash (DASH) als das Mittel der Wahl etabliert. Doch auch hier ziehen sich die digitalen Daumenschrauben fester.

Brennglas auf Dash und Zcash

Das Unternehmen Chainalysis gab in einem Blogeintrag bekannt, künftig auch die Privacy Coins Dash und Zcash (ZEC) mit dem Chainalysis Reactor und per KYT (Know Your Transaction) zu erfassen. Chainalysis ermittelt Blockchain-Transaktionen und leitet diese an Regierungsbehörden, Börsen und Finanzinstitutionen in 40 Ländern weiter. Die Tools sollen illegale Krypto-Aktivitäten aufspüren und gleichzeitig „ein Gleichgewicht zwischen den Datenschutzanforderungen der Benutzer und den Compliance-Anforderungen der Industrie herstellen“.

Den Unternehmasangaben zufolge liege – entgegen der landläufigen Annahme – bei Dash und Zcash ohnehin nur ein bedingter Grad an Anonymität vor:

Dash und Zcash ermöglichen es Benutzern, Transaktionen mit größerer Privatsphäre durchzuführen, aber das bedeutet nicht, dass sie völlige Anonymität bieten. Die Datenschutzfunktionen der beiden Kryptowährungen – sowohl in der Art und Weise, wie sie aufgebaut sind, als auch in der realen Welt – lassen Raum für Ermittler und Compliance-Fachleute, um verdächtige oder illegale Aktivitäten zu untersuchen und die Compliance aufrechtzuerhalten.

Die in Dash implementierte Datenschutzfunktion liegt in der PrivateSend-Funktionalität. Diese Funktion findet sich auch beim CoinJoin-Protokoll das beispielsweise bei der Bitcoin Wallet Wasabi Anwendung findet, um Transaktionspfade zu verschleiern. Mit der Mixing-Technik lassen sich einzelne Transaktionen bündeln und mischen, um sie anschließend auf einzelne Adressen zu verteilen. Sowohl Sender, als auch Empfänger lassen sich dadurch schwer nachvollziehen. Die PrivateSend-Funktion ist jedoch bei Dash nicht standardmäßig freigeschaltet, sondern optional.

Auf Grundlage des Zero-Knowledge-Mechanismus zk-SNARKs versprechen sich Nutzer von Zcash hingegen Anonymität durch die sogenannte Shielding-Funktion. Bei diesem Prozess werden Blockchain-Aktivitäten der User verschlüsselt. Innerhalb der geschützten „Shielded Pools“ werden Adressen und Transaktionen gänzlich verschlüsselt. Nur Transaktionen, die dieses Habitat verlassen sind transparent einsehbar. Aber auch hier gilt: Nutzer müssen sich für diese Funktion entscheiden.

Das Ende der Anonymität?

Nutzer, die Dash und Zcash aus Datenschutz-Gründen priorisieren, werden sich in Zukunft wohl nach Alternativen wie Monero umsehen müssen. Laut Chainalysis macht die anonyme Verwendung der Währungen jedoch einen vergleichsweise geringen Anteil aller Transaktionen aus. Mixing-Transaktionen mit PrivateSend-Funktion stellen etwa 9 Prozent aller Dash-Transaktionen. Rund 14 Prozent aller Zcash-Transaktionen verwenden hingegen Shielding-Funktionen, von denen nur 6 Prozent vollständig abgeschirmt sind.

In welchem Umfang und an welche Behörden Chainalysis allerdings bestimmte Daten weiter gibt, bleibt ein Betriebsgeheimnis. Dem Unternehmen zufolge sollen nicht private Wallets identifiziert, sondern illegale Dienstleistungen verfolgt werden. Der Grad zwischen beiden Polen ist jedoch weniger transparent, als künftige Dash und Zcash-Transaktionen.

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