Digitale Souveränität Eine digitale Währung gegen den Klimawandel: Die Marshall Islands machen es vor

Digitale Zentralbankwährungen (CBDC) sind im Kommen. Mehr und mehr CBDC-Projekte erreichen nun das Teststadium. Manche sind bereits einen Schritt weiter: Neben China gehört dazu auch die pazifische Inselgruppe der Marshall Islands. Doch was grenzt dieses Projekt von anderen CBDC-Initiativen ab? Mithilfe der eigenen CBDC sollen die Folgen des Klimawandel bekämpft werden. Über das Vorhaben, die Intentionen des CBDC-Projekts und die geldpolitischen Implikationen. Ein Gastbeitrag von Jonas Groß.

Jonas Groß
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Marshal Islands Flagge

Beitragsbild: Shutterstock

Marshall Islands: CBDC als zweites gesetzliches Zahlungsmittel

Bereits Anfang 2018 veröffentlichte die Republik der Marshall Islands mit ihren knapp 50.000 Einwohnern Pläne für die Ausgabe einer eigenen digitalen Zentralbankwährung, des sogenannten Sovereign (SOV). Dem hochkarätig besetzten Expertenteam, das an der CBDC arbeitet, gehört unter anderem Dr. Peter Dittus, der ehemalige Generalsekretär der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), an.

Bislang gibt es auf den Marshall Islands keine eigene nationale Währung – der US-Dollar fungiert bislang als gesetzliches Zahlungsmittel. Das soll sich nun ändern. Nach seiner Einführung soll der SOV als zweites gesetzliches Zahlungsmittel gelten. Eine entsprechende Gesetzgebung ist bereits 2018 in Kraft getreten.

Vorteile des SOV: Geringere Transaktionskosten und höhere finanzielle Inklusion

Doch worin liegen die Vorteile des SOV? Die traditionellen Zahlungssysteme sind auf den Marshall Islands bislang relativ ineffizient. Die Kosten für Überweisungen belaufen sich teilweise auf mehr als 10 Prozent. Der SOV zielt darauf ab, die Transaktionskosten deutlich zu senken und folglich die Effizienz der Zahlungssysteme zu erhöhen.

Außerdem ist ein Großteil der Bevölkerung der Marshall Islands aktuell vom digitalen Finanzsystem ausgeschlossen. Bei weitem nicht jeder besitzt ein Bankkonto, sodass bislang einige Inselbewohner vom digitalen Zahlungssystem ausgeschlossen sind. Deshalb ist es ein weiteres Ziel des SOV, die finanzielle Inklusion zu erhöhen, da für Transaktionen mit dem SOV kein Bankkonto benötigt wird.

CBDC reduziert die Abhängigkeit von den USA

Neben sozialen Motiven verfolgen die Marshall Islands mit dem SOV auch finanzielle Motive. Aktuell sind die Marshall Islands in großem Maße von Finanzhilfen der USA abhängig. Die Finanzhilfen der USA belaufen sich derzeit auf 20 Prozent des jährlichen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Allerdings endet die finanzielle Unterstützung der USA in 2023. Somit intendieren die Marshall Islands mit dem SOV auch die finanzielle Abhängigkeit von den USA zu reduzieren. 50 Prozent der insgesamt 24 Millionen SOV-Einheiten werden von den Marshall Islands einbehalten, um sie nach und nach zu verkaufen und somit kontinuierliche Einnahmen zu generieren. Von den Erlösen fließen 10 Prozent in den „Marshall Islands Green Climate Fund“, um den Gefahren des Klimawandel zu begegnen. 

Die Marshall Islands gehören nach Einschätzung der Weltbank zu denjenigen Ländern, die am anfälligsten für den Klimawandel und dem damit einhergehenden Anstieg des Meeresspiegels sind. Im Durchschnitt liegen die Inseln nur rund zwei Meter oberhalb des Meeresspiegels. Zu den drohenden Gefahren gehören neben Überschwemmungen auch Dürren und Taifune. Der Fonds soll dazu dienen, die Auswirkungen dieser Gefahren zu verringern und die Nachhaltigkeit auf den Marshall Islands zu erhöhen.

DLT als technologische Basis

Als technologische Basis für die CBDC kommt eine Distributed-Ledger-Technologie (DLT) zum Einsatz. Der SOV basiert auf einer von Algorand entwickelten zugangsbeschränkten („permissioned“) DLT. Die jährliche Geldmengensteigerung ist im Protokoll festgelegt und kann somit nicht geändert werden.  Am Anfang sollen mehr als 20 von den Marshall Islands genehmigte „Blockproduzenten“ Transaktionen verifizieren, wobei später weitere Validatoren hinzukommen sollen.

Per Protokoll festgelegte Geldpolitik

Die Geldpolitik des SOV ist direkt im DLT-Protokoll festgehalten. So soll die Geldmenge jährlich kontinuierlich um 4 Prozent steigen. Folglich kann die Geldmenge nicht – wie aktuell beispielsweise in den USA oder der Eurozone geschehen – diskretionär in großem Maße erhöht werden. Hierbei folgen die Marshall Islands der sogenannten k-Prozent-Regel, entwickelt vom Ökonomienobelpreisträger Milton Friedman.  Die zusätzlich emittierten SOV-Einheiten sollen anteilsmäßig unter anderem an die Inhaber des SOV verteilt werden, wodurch der SOV praktisch verzinst wird.

Eine solch transparente und vorhersehbare Geldmengensteuerung kann das Vertrauen der Nutzer in den SOV erhöhen. Eine massive „Verwässerung“ in Form einer exzessiven Geldmengenerhöhungen ist somit für den SOV ausgeschlossen. Allerdings impliziert eine solche Geldpolitik auch, dass die Marshall Islands aufgrund des festgelegten Geldangebots einer Aufwertung oder Abwertung des SOV nicht durch Anpassung der Geldmenge entgegenwirken können. Daher scheint eine hohe Volatilität des SOV möglich.

Mit Blick auf die Geldpolitik wird ein Hauptunterschied zu anderen aktuellen CBDC-Projekten, beispielsweise in China, deutlich. Während sich die Marshall Islands auf eine stabile Geldmenge – einhergehend mit schwankenden Kursen – konzentrieren, fokussieren sich alle anderen aktuell weit fortgeschrittenen CBDC-Initiativen auf einen stabilen Kursen – einhergehend mit Schwankungen in der Geldmenge.

Wie geht es mit dem CBDC-Projekt weiter?

Der Zugang zum SOV wird auch für ausländische Investoren möglich sein. Laut Homepage sollen Transaktionen in SOV überall auf der Welt möglich sein. Aktuell können sich Interessenten für den Vorverkauf des SOV registrieren. In den nächsten 18 Monaten erfolgt die etappenweise Ausschüttung von 9,6 Millionen SOV-Einheiten ausgeschüttet. Somit wird der SOV bald Realität sein.

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