Brexit naht – Eine Chance für den Bitcoin-Kurs?

Der Brexit rückt mit jedem Tag näher. Gleichzeitig erholt sich der Bitcoin-Kurs von seinen vergangenen Rückschlägen. Der Widerstandsbereich um die 8.000-US-Dollar-Marke scheint bislang zu halten. Welchen Einfluss kann der Brexit auf den Bitcoin-Kurs und das Blockchain-Ökosystem haben?

Phillip Horch
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Bitcoin-Kurs Brexit, Blockchain-Ökosystem

Beitragsbild: Shutterstock

Während der EU-Austritt des Vereinigten Königreichs – besser bekannt als Brexit – näherrückt, steigt auch der Bitcoin-Kurs. Demnach konnte die größte Kryptowährung nach Marktkapitalisierung in ihrem Kursverlauf in den letzten 24 Stunden um knapp fünf Prozent an Stärke gewinnen. Kann man hier von einem Zusammenhang ausgehen?

Was bedeutet der Brexit für den Bitcoin-Kurs?

BTC wird bisweilen als sicherer Hafen in Zeiten der Krise, mindestens jedoch als Ausweichasset für wirtschaftlich schwierige Zeiten begriffen. Die Idee dahinter: Gerade wenn es ökonomisch brenzlig wird, empfiehlt es sich, das Investment-Portfolio etwas zu diversifizieren. Als unabhängiges dezentrales Asset bietet sich die Kryptowährung an. Wenn man hier von steigendem Interesse bei einer beschränkten Nachfrage ausgeht, hätte das auch Einfluss auf den Bitcoin-Kurs.

Wie ein Blick in die Vergangenheit zeigt, gingen Ereignisse, die zu politischen Spannungen führten, bereits mit einem Anstieg des Bitcoin-Kurses einher. Dementsprechend stieg der Bitcoin-Kurs laut Peter Devries in „An Analysis of Cryptocurreny Bitcoin and the Future“ bereits um 15 Prozent an, als sich das Vereinigte Königreich erstmals zum Brexit entschloss:

[Die] Kryptowährung ist in so einer Situation stark, weil sie die einzige Währung ist, die man schnell kaufen und verkaufen und darüber hinaus weltweit verwenden kann.

Hier zeigt die Kryptowährung ihre Stärke als eine Form „digitales Gold“. Auf lange Sicht, so geht man etwa in Bezug auf die Stock-to-Flow-Ratio aus, steigt der Bitcoin-Kurs nachhaltig. Durch eine Investition, so eine weitere Annahme, kann man sich vor wirtschaftlichen Krisen schützen. Ähnlich sieht die Sache auch Dr. Julian Hosp. Gegenüber BTC-ECHO bezweifelte er jedoch dass der Brexit direkte Einwirkungen auf den Kursverlauf von BTC hätte:

Jede Ungewissheit am Markt führt unweigerlich dazu, dass Menschen Möglichkeiten suchen, wo sie unabhängig von zentralen Einrichtungen wie Banken etc. ihr Vermögen aufbewahren können. So denke ich, dass auch beim Brexit – egal ob mit oder ohne Deal – Bitcoin ein interessantes Alternativinvestment für alle Europäer darstellt. Dass sich das jetzt kurzfristig auf den Bitcoin-Kurs auswirkt, glaube ich jedoch nicht – eher, dass dies gemeinsam mit vielen anderen globalen Unsicherheitsfaktoren mit einspielt, welcher zu einem möglichen Jahresend-Anstieg führt – etwas, das ich mir sehr gut vorstellen kann.

Hier sollte man allerdings nicht voreilige Schlüsse ziehen. Wie man am Bitcoin-Kurs sieht, ist BTC nicht nur hoch volatil; auch fehlt es aufgrund der kurzen Lebensdauer von BTC bisher an verlässlichen historischen Daten. Das bestätigt uns Prof. Dr. Fabian Schär, Geschäftsleiter des Center of Innovative Finance an der Universität Basel:

Bei vermeintlichen Kausalzusammenhängen sollte man jeweils sehr vorsichtig sein. Erstens sind diese grundsätzlich sehr schwierig zu belegen und zweitens ist die Datengrundlage noch zu kurzfristig, um Kriseneffekte auf den Bitcoin-Kurs sinnvoll abschätzen zu können. Wenn man sich aber die Charakteristika von auf öffentlichen Blockchains basierenden Krypto-Assets (wie Bitcoin) vor Augen führt, wäre es durchaus denkbar, dass diese in politökonomisch turbulenten Zeiten eine höhere Nachfrage erfahren könnten.

UK-Finanzinstitute ziehen vor Brexit Gebühren an – Chance für Ripple

Wie aus einer Studie des Zahlungsdienstleisters TransferWise hervorgeht, haben Finanzinstitute aus dem Vereinigten Königreich ihre Gebühren zum Teil drastisch erhöht. Das Technologie-Unternehmen untersuchte die Kosten für Auslandsüberweisungen in fünf Währungen bei den größten Finanzinstituten Deutschlands. Das Ergebnis: Eine Transaktion von 1.000 Euro nach Großbritannien sei bis zu 25 Prozent teurer als vor drei Monaten. Der Zahlungsdienstleister Western Union erhöhte die durchschnittlichen Gebühren um 37 Prozent.

Schwenkt man den Blick weg vom Bitcoin-Kurs, könnte das Interesse zunächst auf die drittgrößte Kryptowährung nach Marktkapitalisierung fallen – XRP. Das Asset, das eng mit dem kalifornischen FinTech-Unternehmen Ripple zusammenhängt, legt seinen Fokus auf den internationalen Zahlungsverkehr. Der „Bankencoin“ von Ripple ist schließlich auf grenzüberschreitende Zahlungen ausgelegt. Vornehmlich zwar auf den Transfer zwischen Zahlungsdienstleistern spezialisiert, ist sein Gesamtkonzept auch für Einzelpersonen interessant – aktuell liegt die Transaktionsgebühr beim Ripple Coin XRP bei 0,00001 XRP. (Beim derzeitigen Ripple-Kurs etwa 0,000003 US-Dollar, kann jedoch je nach Netzwerkauslastung variieren.)

Konsequenzen für Blockchain-Firmen in Übersee

Der Brexit wird darüber hinaus für einige Blockchain-Firmen Konsequenzen haben, die sich im britischen Hoheitsgebiet finden. Der Ausschluss von Unternehmen von EU-Privilegien könnte das Geschäft für Unternehmen erschweren. So verrieten uns die Vaultoro-Gründer im Interview:

In Hinblick auf den Brexit sehen wir das ähnlich wie andere Firmen, die Geschäftsbeziehungen in oder aus dem Vereinigten Königreich unterhalten. Jede Firma ist sauer auf die britische Regierung, weil sie keine klaren Worte spricht und die Verhandlungen nicht zu Ende führt. So können Firmen überhaupt nicht planen – dadurch entsteht ein massiver wirtschaftlicher Schaden. Durch die Unplanbarkeit wird der Verhandlungsspielraum enger und Geschäftspartner könnten im schlimmsten Fall abspringen.

Der Bitcoin-Kurs und politische Krisen

An möglichen politischen Einflüssen auf den Bitcoin-Kurs mangelt es derzeit nicht. So gilt der nach wie vor schwelende Handelskrieg zwischen den USA und China als politisches Minenfeld, das Einfluss auf den Kursverlauf der Kryptowährung nehmen kann. So fielen etwa die Strafzölle, die US-Präsident Trump im August verhängt hat, mit einem Plus beim Bitcoin-Kurs zusammen. Auch in (währungs-)politischen Krisengebieten wie Venezuela gelten BTC & Co. als Alternative zu gängigen Währungen.

Du sollst Korrelation nicht mit Kausalität verwechseln

Bei all diesen zeitlichen Zusammenhängen muss man beachten, Korrelation nicht mit Kausalität gleichzusetzen. Anders gesagt: Obwohl zwei Dinge fast zeitgleich passieren, heißt das nicht, dass sie einander auch bedingen. Oder: Nur weil der Bitcoin-Kurs mit dem Näherrücken des Brexits steigt, heißt das nicht, dass plötzlich alle Briten Bitcoin hodln.

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