Kursverdoppelung Blockstack, eine dezentrale Google-Docs-Alternative

Der Blockstack-Kurs ist innerhalb einer Woche um knapp einen Faktor zwei gestiegen. Grund genug, das Projekt noch einmal genauer anzuschauen.

Dr. Philipp Giese
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Google docs Blockstack

Beitragsbild: Shutterstock

Seit Jahresbeginn konnte sich der Kurs von Blockstack verdoppeln und dem Projekt gewiss einige neue Freunde bescheren. Ein Großteil der Kursgewinne davon ist der Rallye der letzten Woche zuzuschreiben. Seit dem 6. Februar stieg der Blockstack-Kurs von 0,11 US-Dollar auf zwischenzeitlich 0,24 US-Dollar. Zwar erlebte der Kurs seitdem eine Konsolidierung, bewegt sich aber immer noch zwischen 0,19 US-Dollar und 0,20 US-Dollar.

Mit dieser Rallye wurden viele zweifellos wieder auf das Projekt aufmerksam, das wir vor knapp zwei Jahren vorgestellt haben. Dennoch lohnt es sich, einen weiteren Blick auf Blockstack zu werfen.
Zum ersten hat sich auf Entwickler-Seite seit 2018 einiges getan. So haben die Entwickler ein neues White Paper verfasst und das zugrunde liegende System stark überarbeitet. Als Konsens-Mechanismus, der auf Bitcoin aufsetzt, wurde der „Proof of Transfer“ vorgeschlagen. Die Details dahinter sind hier beschrieben. Zum zweiten – und für Nutzer deutlich sichtbarer – ist die Anzahl an Anwendungen im Blockstack-Ökosystem deutlich gestiegen:

Trotz Bärenmarkt stieg die Anzahl der Blockstack-Dapps rasant an

Schließlich zeigt Blockstack auf, dass es bei Kryptowährungen nicht immer nur um den monetären Aspekt gehen muss. Blockchain-Technologie kann nicht nur viele Probleme im Bankensektor lösen, sondern auch jene, die mit dem Web 2.0 aufkommen.

Bockstack: Don`t Can’t be evil

Google bietet neben seiner Suchmaschine und Google Mail eine große Palette an Webapps an, deren Nutzung unglaublich bequem ist. Die Dokumente, die so erzeugt wurden, liegen dann in der Cloud. Nun ist die Cloud oft nichts anderes als ein Server, der von einem großen Unternehmen kontrolliert wird. Souveränität über die eigenen Daten und eine wirkliche Privatsphäre sind so dahin – ob man Googles Motto „Don’t be evil“ glauben kann, ebenso.

Dem stellt Blockstack das Motto „Can’t be evil“ entgegen. Blockstack ist eine Plattform für dezentrale Anwendungen, die Apps, die man aus dem Web 2.0 kennt, auf den ersten Blick sehr ähnlich sehen. Da Blockstack sich jedoch der Blockchain-Technologie und anderer dezentraler Ansätze bedient, soll die Daten-Hoheit stets beim Nutzer liegen.
Am Blockstack-Ökosystem können Interessierte schnell teilhaben. Die Registrierung unterscheidet sich dabei nicht von der bei einem Forum: Eine Blockstack ID, eine E-Mail-Adresse und ein Passwort sind zu wählen. Hat man das gemacht, steht dem interessierten Nutzer die dezentrale Welt der Blockstack Apps offen.

Google-Docs-Pendants auf Blockstack

Im Vergleich zu 2018 existieren im Blockstack-Dunstkreis nun genügend Anwendungen, die fast jedes Webapp-Herz erfreuen sollten. Unterschiedliche dezentrale und verschlüsselte Varianten von Google Drive oder Onecloud stehen neben Pendants zu Word oder Excel. Auch Spiele für die Mittagspause lassen sich finden.

Für die unterschiedlichen Use Cases gibt es des Öfteren mehrere Implementierungen. Bei über 170 Anwendungen sollte eine gewisse Redundanz nicht verwundern. So existieren nun beispielsweise verschiedene dezentrale Alternativen zu Google Docs. In dem zuvor verlinkten Artikel von 2018 testeten wir Graphite. Diesmal begann ich, den Artikel-Entwurf mit Arcane Office oder genauer gesagt Arcane Docs zu schreiben.
Mit Arcane Office existiert in Blockstack eine Anwendung, die man als eine dezentrale Google App Suite bezeichnen kann. Arcane Docs, Arcane Sheets, Arcane Photos und Arcane Marks bieten Nutzern die Möglichkeit, Textdokumente, Tabellen, Fotos und PDFs dezentral zu bearbeiten beziehungsweise zu verwalten. Die Bedienoberfläche von Arcane Docs erinnert an Google docs:

Arcane docs bietet eine zweifellos schöne Oberfläche zum Bearbeiten von Dokumenten

Leider scheint es mit Arcane Office, zumindest bei Nutzung mit dem Brave Browser, noch viele Probleme zu geben. Es kam häufiger zu überraschenden Fehlermeldungen, einmal sogar beim Speichern des Entwurfs, was zu einigen Schrecksekunden führte. Jedem muss entsprechend klar sein, dass zum aktuellen Zeitpunkt das Arbeiten mit den dApps um Blockstack mit gewissen Risiken verbunden ist. Für mich war die Konsequenz, erstmal wieder auf Graphite zu wechseln.

Weitere Anwendungen im Blockstack-Ökosystem

Für die Entwickler unter den Lesern mag Githuman interessant sein – eine dezentrale Alternative zu Github und Gitlab. Mithilfe von IPFS und IPLD, zwei dezentralen Modellen zur Datenspeicherung und Datenweitergabe soll so eine nicht zensierbare, resiliente Ablage für Git-Repositories geschaffen werden.

Jenseits der reinen Dokumente oder entwicklerfokussierten Anwendungen finden sich viele Kommunikations-dApps. Dezentrale Chats oder E-Mail-Varianten laden Nutzer dazu ein, sich nicht von zentralen Akteuren wie WhatsApp oder Google abhängig zu machen.

Sieht man jedoch von Blockogram, einer Blockstack-nativen Integration eines Telegram Clients ab, handelt es sich bei diesen Kommunikationsmöglichkeiten um Silo-Lösungen. Nur Nutzerinnen und Nutzer mit einer Blockstack-ID können hier teilnehmen. Hier stellt sich bei der aktuell geringen Nutzeranzahl die Frage nach dem Nutzen. Sicher, innerhalb von Unternehmen können derartige Anwendungen Sinn ergeben, aber für einen Kontakt zur Außenwelt sollte es, zumindest bei den E-Mail-Pendants, Brücken zur klassischen E-Mail-Welt geben.

Gewiss, bei den Apps finden sich noch viele Kinderkrankheiten. Ebenso ist, gerade was Messaging-Dienste betrifft, das Anwendungspotenzial noch gering. Was jedoch gefällt, ist die insgesamt sehr intuitive Nutzerführung, die ein Beispiel dafür ist, dass Blockchain-Anwendungen nicht immer eine komplizierte User Experience haben. Für jene, die entweder nicht alles in einer zentralisierten Cloud gespeichert haben wollen oder die Blockchain-Anwendungen jenseits der üblichen Finanzthemen erkunden möchten, bietet Blockstack unglaubliches Potenzial.

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