FCoin Desaster Ruin einer Bitcoin-Börse: „Der Weg zur Hölle ist mit Wohlwollen gepflastert“

FCoin belohnte seine Nutzer für ihre Aktivität mit dem börseneigenen FCoin Token. Doch das ging schief: Nun fehlen 7.000 bis 13.000 Bitcoin. Es scheiterte an technischem Misskalkül und dem vermeintlich vielversprechenden Transaction Mining.

Phillip Horch
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Beitragsbild: Shutterstock

„Der Weg zur Hölle“, so räumt der Gründer der Bitcoin-Börse FCoin ein, „ist mit Wohlwollen gepflastert“. In einem ausführlichen Post im Online-Forum Reddit erläutert Zhang Jian, unter anderem ehemaliger Huobi CTO, sein eigenes Scheitern. Eine Verbindung aus künstlich generiertem Handelsvolumen durch „Transaction Mining“, technischem Misskalkül und internen Problemen habe letztlich zu einem immensen Verlust geführt, den der (ehemalige) Börsenbetreiber nun auf 7.000 bis 13.000 Bitcoin beziffert. Beim derzeitigen Bitcoin-Kurs sind das zwischen 66,5 und 123,5 Millionen US-Dollar.

Es ist die Zeit, die Wahrheit zu enthüllen. Die Wahrheit, auch wenn sie grausam ist, ist immer noch besser als schöne Lügen. Um genau zu sein: Öffentliche Lügen werden früher oder später unter den wachsamen Augen von allen zusammenstürzen. Was noch wichtiger ist; Ich kann nicht länger zusehen, wie unschuldige Menschen betroffen sind und gute Menschen geblendet werden.

Sein FCoin-Projekt diente zunächst als herkömmliche Krypto-Exchange; Trader konnten dort Bitcoin, Ethereum & Co. handeln. Um jedoch Tradingaktivität herzustellen, setzte FCoin im Gegensatz zu anderen Börsen weder auf ein Initial Coin Offering (ICO) noch auf Airdrops. FCoin setzte auf Transaction Mining.

Mini-Exkurs: Was ist Transaction Mining?

Transaction Mining sorgt vor allem für Handelsvolumen auf Bitcoin-Börsen. FCoin entlohnte die Trader mit dem FCoin Token.

Transaction Mining ist ein Mechanismus, bei dem Nutzer belohnt werden, die für Handelsvolumen auf Krypto-Börsen sorgen. Gebühren für den Handel mit Bitcoin & Co. werden dabei erstattet – die Nutzer bekommen dafür in der Regel die nativen Token der jeweiligen Börse.

Definition Transaction Mining

Dieser Mechanismus führte zu einer extrem erhöhten Trading-Aktivität auf den jeweiligen Handelsplätzen. Die Rankingseite Coinmarketcap fühlte sich dadurch etwa veranlasst, Börsen, die Transaction Mining anbieten, aus dem Ranking auszuklammern.

„Alle stehen unter Spannung“

Transaction Mining, so kann man der Mitteilung von Zhang Jian entnehmen, hat FCoin offensichtlich das Genick gebrochen. Die Einführung der Trader-Incentivierung habe zunächst zu einer Explosion des Handelsvolumens auf der Bitcoin-Börse geführt. Doch damit ist das junge Unternehmen offenbar nicht zurechtgekommen, alles ging ein wenig zu schnell:

Alles passierte zu schnell, […] die Situation ändert sich ständig und alle stehen ständig unter Anspannung,

heißt es von Zhang Jian weiter. Das ansteigende Handelsvolumen habe zu einer so regen Aktivität geführt, dass die Bitcoin-Börse die Situation nicht länger überblicken konnte. Die Situation sei so weit eskaliert, dass Mitarbeiter am Rande des Zusammenbruchs waren – laut dem Bericht des Geschäftsführers sei das Start-up so mit Arbeit überladen gewesen, dass einzelne Mitarbeiter in den Büroräumen der Krypto-Exchange übernachten mussten.

Dann kam der Crash: Zhang Jian beschloss, die Belohnungszahlung auszusetzen, da die Forderungen der Nutzer die Vorräte der Börse selbst zu übersteigen schienen. Der FCoin-Token-Kurs brach um knapp 90 Prozent zusammen. Doch die Gründe für das Ungleichverhältnis zwischen Nutzerforderungen und FCoin-Token-Vorräten sollte sich erst später aufklären.

So erreichte das Team offenbar die Meldung eines Nutzers, der „sehr viele Mining-Belohnungen“ bekommen habe. Interne Nachforschungen ergaben, dass es hier Probleme mit dem Datenmanagement gegeben habe. Trader hatten dadurch Dividenden für Transaction Mining bekommen, die ihnen nicht zustanden. Zu diesem Zeitpunkt bezifferte Zhang Jian den Zahlungsrückstand der Bitcoin-Börse noch auf 10 bis 20 Millionen US-Dollar. Doch Fehlentscheidungen sollten diesen Betrag deutlich erhöhen.

FCoin: Der finanzielle Ruin einer Bitcoin-Börse

Schließlich drangen die Probleme an die Öffentlichkeit, der Druck sowie Vorwürfe von außen nahmen zu. Das habe letztlich zu fatalen Entscheidungen und „desaströsen Konsequenzen“ geführt. Der Geschäftsführer habe damit begonnen, sein gesamtes Einkommen und Privatvermögen darauf zu verwenden, die verteilten FCoin Token zurückzukaufen. Darüber hinaus habe er auch andere Mitarbeiter der Krypto-Exchange dazu überredet, es ihm gleich zu tun.

Das führte jedoch zu einem weiteren Problem. Da hier Token zurückgekauft wurden, die gar nicht hätten verteilt werden dürfen, führte das zu einer (Ver-)Kaufspirale, der nicht nur den FCoin Token entwertete, sondern auch die Brieftaschen des Börsenbetreibers und seiner Mitarbeiter weiter belastete. Das Defizit konnte die scheiternde Bitcoin-Börse dennoch nicht ausgleichen. Wie aus der Mitteilung weiter hervorgeht, nutzten einige Trader die Systemfehler aus, um dadurch noch mehr FCoin Token in die eigenen Taschen zu füllen.

Der Geschäftsführer schreibt resigniert:

Es gibt zu viele Geschichten über FCoin. […] Ich habe [zurzeit] keine Energie mehr. Wenn jemand ein Buch darüber schreiben würde, würde er Menschen aller Couleur sehen, ebenso wie die Schamlosigkeit der Menschen. […] Ich bin wirklich müde.

Dennoch nimmt er sämtliche Verantwortung auf sich:

Alle Entscheidungen werden von mir getroffen und ich kann andere nicht dafür verantwortlich machen.

Nach dem Bitcoin-Börsen-Crash – Wie es weitergeht

Nach eigenen Angaben versuche der Betreiber der Bitcoin-Börse nun, so viele Nutzer wie möglich zu entschädigen. Im Wissen jedoch, dass dafür die finanziellen Mittel nicht ausreichen, plane er ein neues Projekt. Wenn dieses profitabel ist (wovon Zhang Jian offenbar ausgeht), will er damit für weitere Entschädigungen sorgen.

Update 13:10: In einer ursprünglichen Version des Artikels wurde der Gegenwert der Bitcoin in Milliarden statt in Millionen US-Dollar angegeben.

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