Bitcoin-Skalierung auf der Blockchain? Über off-Chain, on-Chain und verhärtete Fronten

Mithilfe von Bitcoin Unlimited möchte Bitcoin Cash die Blockchain On-Chain skalieren. Da die Fronten zwischen Bitcoin Cash und Bitcoin verhärtet ist sieht eine Seite dies als einzige Lösung, während die andere Seite off-Chain skalieren möchte. Was kann man jedoch für und gegen eine der beiden Lösungen sagen?

Dr. Philipp Giese
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Bitcoin Cash plant eine Hard Fork, um die Blöckgröße ein weiteres Mal anzuheben. Die Debatte bezüglich der Skalierung von Bitcoin nahm in den letzten Jahren immer drastischere Züge an. Entsprechend gibt es nun zwei “Bitcoin-Blockchains”. Viele fragen sich, welche mehr Potenzial besitzt – was zu leidenschaftlichen Debatten führen kann. Ob das pro und kontra abzuwägen seien die beiden Lösungen von Bitcoin Cash und Bitcoin einmal vorgestellt.

Skalierung auf der Baselayer

Die “Baselayer” von Bitcoin ist die Blockchain. Besser gesagt, die fundamentalste Ebene auf der das Netzwerk basiert. Es ist kein Geheimnis, dass die Blockchain langsam und teuer ist. Der Platz in einem Block ist knapp, deswegen müssen Sender mit ihren Transaktionskosten in einen Wettbewerb eintreten. Der Ansatz von Bitcoin Unlimited ist es diese Knappheit zu eliminieren und die Wahl der Blockgröße den Minern zu überlassen.

Prinzipiell lässt sich so die Blockchain skalieren. Es ist auch die einfachere Lösung und auf den ersten Blick näher an dem, was Satoshi Nakamoto im Sinn hatte. Jedoch ist das nur ein Etappensieg. Nehmen wir eine durchschnittliche Transaktionsgröße von einem Kilobyte an und möchten die Blockgröße so erhöhen, dass die Transaktionsrate von VISA erreicht wird. VISA verarbeitet, konservativ geschätzt, 1.500 Transaktionen pro Sekunde. Innerhalb von 10 Minuten sind das 900.000 Transaktionen. Mit einer durchschnittlichen Transaktionsgröße von einem Kilobyte würde man auf eine Blockgröße von knapp einem Gigabyte kommen.

Andere Kryptowährungen setzen darauf, neben der Blockgröße die Blockzeit zu optimieren. Ethereum hat eine Blockzeit von 15 Sekunden. Es werden also vierzigmal so viele Blöcke erzeugt wie bei Bitcoin oder Bitcoin Cash. Zum Einen ist mit dieser kurzen Blockzeit immer noch eine Blockgröße von 23 Megabyte notwendig, um so viele Transaktionen wie VISA zu verarbeiten, zum Zweiten kann man bei einer kurzen Blockzeit nicht gewährleisten, dass alle Nodes Kenntnis von einer Transaktion vor Integration in einem Block nehmen.

Außerdem wird bei der On-Chain-Lösung übersehen, dass dies – sei es über eine kurze Blockzeit oder eine hohe Blockgröße – für die Dezentralisierung des Netzwerks kontraproduktiv ist. Kleinere Mining-Pools werden größere Blöcke mit noch geringerer Wahrscheinlichkeit erzeugen können und auch die Blockchain wird schneller wachsen. Dadurch werden private Nodehoster de-facto ausgeschlossen.

Skalierung durch Second Layer

Die alternative Lösung zur sogenannten “On-Chain-Skalierung” ist die – wer hätte es gedacht – “Off-Chain-Skalierung”. Mit anderen Worten, die Lösung ist das Lighning Network. Eine zusätzliche Ebene wird mit Software über die Blockchain gespannt und ermöglicht instantane und günstige Transaktionen. Das Lightning Network ist vergleichbar mit dem Internet selbst: Man kann sich durch das Eröffnen eines Payment-Channels damit verbinden und daraufhin Transaktionen an jede Person im Netzwerk versenden. Die Transaktionen im Lightning Network werden selten tatsächlich in die Blockchain geschrieben. Das spart Kosten! Nichtsdestotrotz erbt das Lightning Network die Sicherheit von Bitcoin und kann mit diesem schnell interagieren. Es wundert deshalb nicht, dass auch andere Kryptowährungen wie Litecoin oder Ethereum sich mit entsprechenden Systemen auseinander setzen.

Das Lightning Network steckt noch in den Kinderschuhen. Nutzer verloren ihr Geld und manche Kritiker machen sich Sorgen, dass durch Lightning Nodes eine neue Form der Treuhänderschaft entsteht. So würde ebenso wie bei den Big Blocks die Dezentralität geopfert.

Wer gewinnt? Der Markt!

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass On-Chain-Skalierung schwierig ist und Off-Chain-Skalierung noch in den Testschuhen steckt. Wer also hat die Nase vorn? Sollen wir alle Bitcoin-Maximalisten werden oder ist Bitcoin Cash der wahre Bitcoin, wie Roger Ver nicht müde wird zu betonen? Oder wird am Ende Ethereum, Ripple oder gar Verge das Rennen machen?

Vor einiger Zeit verglich ein Redner auf dem in BTC-ECHO besprochenen Blockstack-Event den Maximalismus im Krypto-Sektor mit dem Nationalismus. Als Alternative kann man sich in der Welt der Linux-Distributionen umschauen. Die Anzahl ist, ähnlich wie im Fall der Kryptowährungen, mannigfaltig und reicht von anwenderfreundlichen Distributionen wie Ubuntu zu äußerst flexiblen, leichtgewichtigen wie Gentoo.

Statt seine eigene Kryptowährung zum ultimativen Allheilmittel zu erklären, sollte man sich an der Vielfalt der unterschiedlichen Kryptowährungen erfreuen. Wir alle können, frei nach den Bonmots be your own bank und do your own research, off-Chain-Lösungen und on-Chain-Lösungen ausprobieren. Man muss sich nicht einmal für eine der Lösungen festlegen, sondern kann überlegen, welche für welchen Use Case sinnvoller ist. Zum Glück gibt es im Bitcoin Ökosystem eine Lösung hierfür: die Hard Fork. Wenn es einfach nicht mehr weiter geht, die Fronten verhärtet sind, bietet eine Hard Fork die Möglichkeit, beide Ansätze zu realisieren. Lang lebe der Konsens!

BTC-ECHO

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