Bitcoin: Bald so volatil wie der Euro?

Bitcoin ist viel zu volatil. Die Schwankungen machen Bitcoin als Währung vollkommen unbrauchbar. Bestenfalls der tot-inflationierte venezolanische Bolivar weist eine höhere Schwankungsbreite gegenüber dem US-Dollar auf als Bitcoin. So oder so ähnlich schallt es aus den vermeintlichen Expertenstuben oder Stammtischen. Populäre Allgemeinplätze, die, wenn man auf die Zahlen blickt, falsch sind. Warum Bitcoin mehr denn je als Währung geeignet ist.

Sven Wagenknecht
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Wirft man einen Blick auf den Volatilitätstrend von Bitcoin, dann fällt eines auf: Die Kursschwankungen gegenüber dem US-Dollar nehmen seit Monaten ab. So liegt die durchschnittliche 30-Tagesvolatilität bei aktuell rund 1,5 Prozent und auf 60-Tages-Basis bei rund 2,2 Prozent.

Noch deutlicher wird der Trend, wenn man sich den Jahresverlauf anschaut. Von einer sehr hohen Volatilität – bedingt durch die Wahnsinns-Rallye Ende letzten Jahres und anschließendem Crash – von über sieben Prozent im 30-Tagestrend, konnte sich Bitcoin von einer nicht zu bändigenden zu einer stabilen Währung entwickeln. Die gegenwärtigen Schwankungen der letzten Monate können nämlich problemlos mit regulierten Anlageklassen und sogar Fiatwährungen mithalten.

Die Bitcoin-Volatilität im Vergleich

Die Musterknaben in puncto geringer Volatilität sind Fiatwährungen wie Euro, Britischer Pfund, Schweizer Franken etc. Die monatliche Volatilität liegt hier, sofern es keine größeren wirtschaftspolitischen Verwerfungen gibt, gegenüber dem US-Dollar bei ca. 0,5 bis einem Prozent. Sicherlich ist es anzuzweifeln, dass es Bitcoin in diese Region schafft – zumindest mittelfristig. Sollte es demnächst wieder zu einer Bitcoin-Rallye kommen, dann wäre die Eins vor dem Komma sehr schnell wieder Geschichte. Schließlich geht es für eine Währung nicht darum, nur für wenige Monate eine geringe Volatilität aufzuweisen, sondern über Jahre hinweg. Eine Prüfung, die Bitcoin also noch bevorsteht.

Besser stehen die Chancen im Volatilitätsvergleich zu Volkswirtschaften mit durchschnittlich stabilen Fiatwährungen. Währungen wie der russische Rubel oder die türkische Lira weisen im Schnitt eine monatliche Volatilität von einem bis zwei Prozent auf. Blickt man hingegen auf die Entwicklung der türkischen Lira in den letzten Monaten, so zeigt sich, dass die ein bis zwei Prozent Volatilität gegenüber dem US-Dollar schnell der Vergangenheit angehören können. Leichte bis mittelschwere Wirtschaftskrisen bewegen eine türkische Lira, russischen Rubel oder iranischen Rial sehr schnell in die Regionen wie sie bei Bitcoin zum Jahreswechsel 2018 üblich waren – sieben Prozent und mehr auf Monatssicht.

Volatilität als Gradmesser

Es ist wichtig, Kryptowährungen und allen voran Bitcoin mit anderen Fiatwährungen und Anlageklassen zu vergleichen. Was dabei zählt, sind nicht die Momentaufnahmen, sondern Tendenzen, die sich über Monate, gar Jahre abzeichnen. So ist die Volatilität ein guter Indikator für die Reife und Liquidität eines Marktes.

Seit dem Krypto-Crash Anfang 2018 sieht es hier sehr vielversprechend aus. So kann Bitcoin, sofern als Asset und weniger als Währung betrachtet, ohne weiteres mit den meisten Rohstoffmärkten oder Aktienmärkten mithalten. Die Ölpreise schwanken beispielsweise schon seit Jahren über längere Phasen hinweg stärker als der Bitcoin-Kurs – getankt wird trotzdem.

Bitcoin kann und muss auch nicht in den nächsten Jahren eine Volatilität wie der Euro gegenüber dem US-Dollar in den letzten Jahren erreichen. Die gegenwärtige Volatilität ist bereits ausreichend gering, um Bitcoin als Währung einzusetzen. Als Ausweichalternative eignet sich die Kryptowährung auch im Euroraum, um alltägliche Dinge zu bezahlen.

Der Interessenkonflikt: Bitcoin-Rallye oder Bitcoin-Ruhephase?

Insbesondere unter der Erwartung, dass sich demnächst die Bitcoin-Kurse erholen werden, ist eine geringe Volatilität allerdings nicht im Interesse der Investoren. Schließlich steht Bitcoin vor dem Spagat, sowohl als Investitionsobjekt als auch als Währung herzuhalten. Entsprechend ergibt sich hinsichtlich Volatilität ein größerer Interessenkonflikt. Für eine Adaption als Zahlungsmedium ist eine Bitcoin-Rallye alles andere als wünschenswert. Unter Erwartung weiterer Kurssteigerungen würde nicht nur die Volatilität hochgehen, sondern auch die Bereitschaft, Bitcoin auszugeben, deutlich abnehmen. Die gegenwärtige Kursstagnation bei Bitcoin ist daher sehr förderlich für die Ausbreitung als Zahlungsmedium – eine Chance, die Händler und Konsumenten nutzen sollten.

All diese Punkte zeigen, dass man öfter auf verfügbare Kennzahlen achten sollte, bevor man sich zum Krypto-Markt und Indikatoren wie Volatilität äußert. Mit genau dieser Sachlichkeit blicken wir auch im Kryptokompass auf das Marktgeschehen und liefern Analysen anstatt Bauchgefühl. Wer mehr über investmentrelevante Krypto-Themen erfahren möchte, kann unseren monatlich erscheinenden Kryptokompass kostenlos testen.

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