Datenschutz Bitcoin anonym kaufen – Ist das noch möglich?

Die transparente Struktur der Bitcoin Blockchain lässt Rückschlüsse auf die Nutzer zu, die aus dem Blickwinkel der Privatheit betrachtet problematisch sind. Wieso Datenschutz wichtig ist und was Bitcoiner für eine anonymere Nutzung der Kryptowährung Nr. 1 tun können.

David Scheider
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Beitragsbild: Shutterstock

Wer zu viel Wert auf Datenschutz legt, gilt schnell als paranoid. Noch immer gilt das weitläufige Mantra, wer nichts zu verbergen hat, muss sich um Datenschutz nicht sorgen. Dass dies ein Trugschluss ist, haben spätestens die Enthüllungen von Edward Snowden über die weitläufige Überwachung US-amerikanischer und ausländischer Staatsbürger seitens der NSA gezeigt.

Wieso Privatheit wichtig ist

Doch auch im kleineren Rahmen sollten sich Bitcoiner gegen die Kompromittierung ihrer Daten schützen. Schließlich lassen Blockchain-Analysetools wie etwa von Chainalysis Rückschlüsse auf Bitcoin-Nutzer zu, die möglicherweise folgenschwer sind. Denn wer früh genug in BTC investiert hat, dürfte zum jetzigen Zeitpunkt einen nennenswerten Anteil seines Gesamtvermögens im digitalen Gold gespeichert haben. Da Bitcoin-Adressen öffentlich einsehbar sind, sind auch die jeweiligen digitalen Kontostände kein Geheimnis. Wer also über ein gewisses BTC-Vermögen verfügt, wird zu einem potenziellen Ziel für Verbrecher.

Die Crux an der Sache ist, dass der Wunsch nach einer privateren Bitcoin-Nutzung meist erst aus der Notwendigkeit erwächst. In anderen Worten: Anfänger sorgen sich nur selten um Privacy-Maßnahmen; das Thema wird häufig erst dann interessant, wenn man tatsächlich ein gewisses Vermögen in BTC akkumuliert hat. Sprungartige Anstiege des Kurses stellen Bitcoiner so recht unvermittelt vor die schwere Aufgabe, sich selbst und das digitale Vermögen zu schützen.

Im Nachgang für mehr Bitcoin-Anonymität zu sorgen ist indes schwierig. So richtig privat ist nur unterwegs, wer von Anfang an auf Best Practices setzt.

Für mehr Bitcoin Privacy

Eine anonyme Bitcoin-Nutzung startet am Anfang. Genauer gesagt beim Kauf von BTC. Wer in Deutschland Bitcoin auf einer Exchange handelt, kommt um die Preisgabe persönlicher Informationen – man spricht von KYC-Auflagen – nicht herum. Je höher das gehandelte Volumen, desto strenger die Anforderungen der Börsen.

Für Bitcoiner entsteht dadurch ein Single Point of Failure. Schließlich entsteht durch die Registrierung eine Verbindung der Bitcoin-Adressen zum Klarnamen des Käufers – diese Verbindung lässt sich sodann problemlos auf alle folgenden Adressen anwenden. Fälle wie die Weitergabe von Kunden-Adressen durch bitcoin.de zeigen, dass Drittparteien wie Exchanges eine enorme Bedrohung für den Datenschutz von Bitcoinern sind.

Privater Bitcoin-Erwerb

Schützen kann sich nur, wer BTC mit dem einzigen wirklich privaten Zahlungsmittel erwirbt, das es gibt: Bargeld. Allerdings sind die Möglichkeiten (auch aufgrund der gesetzlichen Auflagen) in Deutschland begrenzt. Selbst auf Peer-to-Peer-Exchanges wie Hodl hodl finden sich kaum noch Angebote für Bargeld-Trades. Die einzige wirklich anonyme Methode, um an BTC zu gelangen, ist daher das Mining – und dies verbietet sich in hiesigen Breiten aufgrund der hohen Strompreise.

Was nun?

Wir halten also fest, dass der anonyme Erwerb von Bitcoin zwar wünschenswert, aber schwer durchführbar ist. Die Anonymität muss also in den darauffolgenden Schritten wiederhergestellt werden.

Full Node aufsetzen

Zunächst ist der Betrieb eines eigenen Full Nodes ratsam. Schließlich können Bitcoiner dadurch eine eigene Wallet aufsetzen, die ohne die Zuhilfenahme etwa von Hardware Wallet Providern wie Ledger oder Trezor auskommt. Bitcoiner können so sichergehen, dass sensible Daten über Adressen und Transaktionen nicht mit dem Besitzer der Wallet verknüpft werden können.

CoinJoins

Um die Historie der UTOX im Nachgang zum Erwerb zu verschleiern, gibt es mit sogenannten CoinJoins ein probates Mittel. Dabei handelt es sich um spezielle Transaktionen, bei denen einen Vielzahl an Inputs in eine einzige Transaktion gebündelt werden. Für Blockchain-Beobachter ist es nahezu unmöglich, einen solchen CoinJoin zu erkennen und Rückschlüsse auf die Teilnehmer zu ziehen.

Je mehr Bitcoiner ihre BTC mixen, desto besser. Schließlich fördern CoinJoins – neben der persönlichen Anonymität – auch die Fungibilität der einzelnen UTXOs. Chain-Analysetools können nämlich im Nachgang kaum noch zwischen sogenannten Tainted Bitcoin, also solchen die bereits für illegale Aktivitäten genutzt wurden, und „sauberen“ UTXOs unterscheiden. Allerdings sind Bitcoin Mixer den Strafverfolgungsbehörden ein Dorn im Auge – wie etwa die Mixing-Plattform Bestmixer.io bereits erfahren musste. Europol hat im Mai 2019 deren Server beschlagnahmt.

Nutzerfreundliche CoinJoin Wallets gibt es beispielsweise von Wasabi und Samourai.

Privatheit zu Ende gedacht

Doch die Sicherheitsvorkehrungen für eine anonymere Bitcoin-Nutzung enden hier nicht. So gelten unter Privacy-Experten auch Internetbrowser als enormes Sicherheitsrisiko. Ein plakatives Beispiel ist etwa die Suche nach bestimmten BTC-Adressen auf öffentlichen Blockchain-Explorern wie blockstream.info oder blockchair.com. Die jeweilige Website sowie der Internet Service Provider (ISP) können mithilfe der IP-Adresse Suchanfragen zurückverfolgen und so im schlimmsten Fall Klarnamen mit Bitcoin-Adressen verknüpfen.

Abhilfe verschafft hierfür das Aufsetzen eines VPN – dieser verschleiert die IP-Adresse. Noch besser ist der Betrieb eines eigenen Full Nodes. Schließlich müssen Bitcoiner dann nicht auf Explorer von Dritten zurückgreifen, sondern können mithilfe der eigenen Node Adressen und Transaktionen überprüfen.

Aktuell bastelt die Reddit Community an einer Vergleichsliste der besten VPNs. Diese findest du hier.

Fazit

Perfekte Anonymität ist – genau wie im echten Leben – mit Bitcoin kaum zu erreichen. Letztlich ist Privatheit eine graduelle Frage, an die sich Bitcoiner mit persönlichen Zielvorstellungen annähern sollten. Grundsätzlich gilt jedoch, je früher man damit beginnt, bestimmte Maßnahmen zu implementieren, desto einfach ist es, ein gewisses Level an Anonymität herzustellen.

Nicht nur schützt man dadurch sich selbst, sondern trägt überdies auch zur Resilienz des Netzwerks sowie der Fungibilität von Bitcoin im Allgemeinen bei.

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