IWF diskutiert Strafzinsen auf Bargeld

Welche Mittel bleiben Zentralbanken, um die nächste Rezession abzufedern, wenn das Pulver bereits verschossen ist? Diese Frage stellt sich angesichts der andauernden Nullzinspolitik nicht nur die Bitcoin-Gemeinde, sondern mittlerweile auch der IWF. Der haarsträubende Vorschlag: Man belegt Bares mit negativen Strafzinsen, um so das Horten von Cash zu verhindern.

David Scheider
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Beitragsbild: Shutterstock

Es ist das Schreckgespenst eines jeden Zentralbankers: Deflation. Lahmt die Wirtschaft, bricht der Konsum ein, die Preise reagieren, indem sie sinken. Dies nehmen die Verbraucher natürlich wahr und reagieren mit noch mehr Geldhaltung, denn eine sinkende Preistendenz animiert das Sparen. Es folgt eine sich selbst verstärkende Deflationsspirale. Eine geringe Inflation sehen Zentralbanker daher als gesund an, denn sie animiert zu Konsum und hält die Wirtschaft in Schwung.

Die Wirtschaftskrise von 2008 konnte man hierzulande durch einen Mix aus Konjunkturpaketen und expansiver Geldpolitik – sprich geringer Zinsen und Anleihenkäufe – recht erfolgreich abwenden. Allerdings würde man im Sinne einer antizyklischen Politik spätestens während eines Aufschwungs eine gewisse Drosselung des Geldflusses seitens der EZB erwarten. Das ist nicht geschehen. Der Leitzins rangiert nach wie vor im Nullerbereich, Privatkredite sind dementsprechend günstig und die Wirtschaft boomt.

Wie lange geht das noch gut?

Allerdings, und das gilt als sicher, folgt irgendwann die Rezession. Bereits jetzt rechnet die Bundesregierung nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von einem Prozent für 2019. Das wäre der geringste Wert seit 2013.

Welche Mittel bleiben der Zentralbank dann noch, um den gefürchteten Deflationsschock abzuwenden? Diese Frage diskutieren die Autorinnen Katrin Assenmacher und Signe Krogstrup in einem Arbeitspapier für den Internationalen Währungsfonds (IWF).

Die These: Man bestraft das Halten von Bargeld, indem man es mit negativen Zinsen belegt. Damit wäre der Weg frei für eine noch expansivere Geldpolitik. Vormals galt was Wirtschaftswissenschaftler als Zero Lower Bound bezeichnen, also eine Zinsgrenze von Null. Senkt die Notenbank die Zinsen in den Minusbereich, weichen Nichtbanken einfach auf das Bargeld aus. Bankruns könnten entsprechend eine der Folgen von negativen Zinsen sein.

Doch wenn man auch das Bargeld negativ verzinsen würde, ließe sich der Zero Lower Bound unterschreiten und die expansive Maßnahme der Zentralbank würde wieder greifen.

Wie funktioniert das? Die Autorinnen schlagen vor, Buch- und Bargeld voneinander zu trennen. Die Zentralbank setzt dann einen Zinssatz für die Konvertierung von elektronischem Geld zu Bargeld fest. Wer also 100 Euro abheben möchte, bekommt nur 97 Euro ausgezahlt. Auf dem Konto fehlen aber trotzdem 100 Euro. Damit hätte die Notenbank den Zero Lower Bound erfolgreich besiegt.

Deutschland ist Bargeld-Land

Das Bargeld ist des Deutschen heiligstes Gut. In kaum einem Land hält der Steuerzahler so eisern an Barem fest wie hierzulande. Jedwede Meldung über die drohende „Abschaffung des Bargelds“ ruft sodann die entrüstete Reaktion der Öffentlichkeit hervor. So emotional das Verhältnis zum Zahlungsmittel Nr. 1 auch sein mag, es gibt gute Gründe eine Wirtschaft nicht allein mit Buchgeld zu unterhalten. So erlaubt einzig das Bargeld anonyme Zahlungen und ist überdies im Gegensatz zu elektronischem Geld gesetzliches Zahlungsmittel.

Dass mit Katrin Assenmacher auch eine führende EZB-Mitarbeiterin unter den Autorinnen der Studie ist, gibt Auskunft über die missliche Lage der Europäischen Zentralbank. Zwar legt dies die kurzfristige Durchsetzung des Vorschlags noch nicht automatisch nahe. Die negative Verzinsung auf Bargeld ist jedoch spruchreif und eine Implementierung im Notfall scheint nicht mehr ausgeschlossen.

Zum Glück gibt es Bitcoin.

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